Gebrauchtwagen-Check: Mercedes E-Klasse (W 212)

Gebrauchtwagen-Check: Mercedes E-Klasse (W 212) - Der Stern strahlt auch nach Jahren

  • Holger Holzer/SP-X
  • In MOTOR
  • 26. November 2014, 14:30 Uhr

Weltmeister des kraftvoll-komfortablen Gleitens war die E-Klasse immer. In der aktuellen Generation ist sie auch in Sachen Qualität wieder ganz vorne mit dabei. Ein paar kleine Schwächen gibt es aber doch.

Nach zwei Generationen mit einigen Problemen strahlt bei der aktuellen Ausgabe der Mercedes E-Klasse der Stern wieder in voller Helligkeit. Galt das 90er-Jahre-Modell W 210 noch als Gammelbüchse und der W 211 genannte Nachfolger wegen seiner unzuverlässigen SBC-Bremse als Image-Gau, hat die aktuelle Baureihe W 212 wieder zu alter Stärke gefunden.

Karosserie und Innenraum: Massig, solide und mit vier Reifen breit auf dem Boden stehend - die E-Klasse ist eine Business-Limousine wie sie sein sollte. Trotzdem war das Design aufgrund einiger schwülstiger Bögen und der kantigen Doppelscheinwerfer nicht unumstritten. Seit dem umfangreichen Facelift Anfang 2013 sparen sich Limousine und Kombi daher diese Extrovertiertheiten. Hinzu kam ein aufgewertetes Cockpit. Äußerlich und innerlich wirkt die E-Klasse dadurch fast wie eine neue Generation - vor allem, wenn der Erstbesitzer den erstmals erhältlichen Sportwagenkühlergrill mit integriertem Stern geordert hat. Nichts geändert hat sich indessen seit der Einführung an dem großzügigen Platzangebot, der hohen Verarbeitungsqualität und dem herausragenden Fahrwerks- sowie Sitzkomfort. An Karosserievarianten gibt es wie gewohnt die Limousine und den T-Modell genannten Kombi, der optional mit zwei Zusatzsitzen im Kofferraum ausgeliefert wurde. Das ebenfalls unter dem Label ,,E-Klasse" verkaufte Cabrio beziehungsweise Coupé ist technisch nur weitläufig verwandt, nutzt beispielsweise die Bodengruppe der kleineren C-Klasse.

Motoren: Vom knauserigen Vierzylinder-Diesel bis zum bärenstarken V8-Benziner bietet die E-Klasse ein breites Antriebsprogramm. Erste Wahl bei den meisten Erstbesitzern waren die Diesel, die ein Leistungsband von 100 kW/136 PS (E 200 CDI) bis 195 kW/265 PS (E 350 CDI 4Matic Blue Efficiency) abdecken. Die Wahl hängt von den eigenen Ansprüchen an Leistung Verbrauch ab, doch bereits der Basis-Vierzylinder sorgt - anders als in älteren Generationen - für akzeptablen Vortrieb. Souveräner geht es natürlich mit den Sechszylindern voran, die sämtlich serienmäßig mit Siebenstufen-Automatik gekoppelt sind. Bei den Vierzylindern gibt es auch noch die ältere Fünfstufenautomatik oder ein manuelles Getriebe. In den ersten Baujahren zeigten die Selbstzünder allerdings einige Qualitätsprobleme, etwa bei den Injektoren oder den Steuerketten der Vierzylinder. Im Zweifel sollte man ein jüngeres Fahrzeug oder ein bereits repariertes Exemplar wählen, da die Reparaturen richtig teuer sind.

Wer kein extremer Vielfahrer ist, wird aber auch mit einem der Benziner glücklich. Dank Aufladung haben selbst die Vierzylinder ihr Phlegma abgelegt. Das Portfolio startet mit dem 135 kW/184 PS starken E 200 (seit 2013 gibt es auch einen E 180 mit 115 kW/156 PS, der als Gebrauchter aber noch kaum zu kriegen ist) und endet beim E 500 mit 300 kW/408 PS und den AMG-Modellen mit bis zu 430 kW/585 PS. Während die Vierzylinder nur teilweise serienmäßig selbststündig schalten, ist die Automatik ab sechs Zylindern Serie. Darüber hinaus können die stärkeren Benziner und Diesel mit Allradantrieb kombiniert werden, günstigste Modelle waren hinsichtlich des Neupreises der E 250 CDI 4Matic und der E 300 4Matic.

Ausstattung und Sicherheit: Wie immer bei deutschen Premiumherstellern gilt in Sachen Ausstattung: Die Klassenstandards sind serienmäßig an Bord, alles andere muss für viel Geld dazu bestellt werden. Bei der E-Klasse ist die Optionsliste besonders lang. Zu den interessanten Punkten zählt neben einer Automatik für die kleinen Motoren Xenonlicht, das Assistenzpaket mit adaptivem Tempomat, Totwinkel-Warner und Spurhaltehelfer sowie für sportliche Fahrer die Direktlenkung. Verzichten kann man zur Not wegen des hohen Serienstandards auf Upgrades beim Fahrwerk (adaptiv, Luftfederung, Sportfahrwerk) oder die Sitzen (Multikontur, Klima, Sport). Beim Euro-NCAP-Crashtest leistete sich die E-Klasse 2010 keine Schwächen und fuhr fünf Sterne ein. Serienmäßig sind neun Airbags, Müdigkeitserkennung und das Pre-Safe-System zur Unfallfolgenminderung an Bord.

Qualität: Der Vorgänger war schon gut, der W 212 ist wieder sehr gut. Der TÜV hat bei der Hauptuntersuchung selten etwas zu bemängeln, lobt explizit die Haltbarkeit von Fahrwerk und Lenkung. Auch bei Rostvorsorge, Ölverlust und Auspuffanlage ist der Mercedes ein Musterknabe. Einzig bei der Feststellbremse registrieren die Prüfer bereits bei den Dreijährigen zu viele Beanstandungen. Insgesamt ist die E-Klasse aber ein extrem solides Auto mit einer überdurchschnittlichen Zahl komplett mängelfreier Fahrzeuge. Hätte es die Injektoren- und Steuerkettenprobleme nicht gegeben und würden sich nicht immer wieder Fahrer über Schwierigkeiten beim Koppeln neuerer Handys mit der Freisprechanlage beschweren, wäre der W 212 wohl perfekt.

Fazit: Als Neuwagen ist die E-Klasse extrem teuer, als Gebrauchtwagen immer noch kein Schnäppchen. Vergolten wird das dem Käufer durch hohes Komfortniveau und durchgehende Qualität. Wer sich den Business-Mercedes gönnen möchte, muss mindestens rund 18.000 Euro investieren.

STARTSEITE