Forschung

Ganz schön eigenmächtig - Dendritische Zellen überraschen Forscher

  • Sara Tsantidis (mp)
  • In GESUNDHEIT
  • 3. August 2015, 13:06 Uhr

Bei der Erforschung des sogenannten Humanen Cytomegalie-Virus sind Wissenschaftler auf eine überraschende Qualität bestimmter Zellen der Immunabwehr gestoßen. Das könnte zu neuen Ansätzen in der Untersuchung des menschlichen Abwehrsystems führen.


Das Humane Cytomegalie-Virus (CMV) gehört zur Familie der Herpesviren. Bei einer Infektion mit dem Virus kommt es zu einer sogenannten Cytomegalie, die mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einhergehen kann, in vielen Fällen aber auch völlig unbemerkt bleibt. Nach einer Infektion verbleibt das Virus lebenslang im lymphatischen Gewebe. Man geht davon aus, dass bis zu 60 Prozent der gesunden Bevölkerung Träger des Cytomegalie-Virus sind. Das Virus befindet sich dann im Ruhezustand oder in der sogenannten Latenzphase: Es ist zwar im Körper, ist aber inaktiv und verursacht in der Regel keine Beschwerden, solange das Immunsystem des Trägers in Ordnung ist. Ist der Körper allerdings stark geschwächt, kann eine Erstinfektion oder Reaktivierung des Virus zu schwerwiegenden Erkrankungen wie zum Beispiel Dickdarmentzündungen führen. Für Ungeborene kann eine Erstinfektion der Mutter mit dem Risiko von Fehlbildungen, Behinderungen oder auch mit dem Risiko eines tödlichen Verlaufs der Infektion einhergehen. Eine wirksame Impfung existiert bislang nicht. Wissenschaftler sind daher bemüht, Wege zu finden, das Virus möglichst in seiner inaktiven Latenzphase zu halten.

Einem Team von Forschern des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) hat in diesem Zusammenhang die Funktion der sogenannten Dendritischen Zellen untersucht. Die Familie der Dendritische Zellen ist ein Teil des menschlichen Abwehrsystems und ist für die Erkennung von krankheitsauslösenden Eindringlingen (Antigenen) und für die Weiterleitung der Information über diese Antigene an die eigentliche Krankheitsabwehr (T-Zellen) zuständig. Wissenschaftler um Julia Holzki, Erstautorin einer Studie um das Thema, entdeckten im Rahmen von Arbeiten an Zellkulturen im Zusammenhang mit dem Cytomegalie-Virus nun aber eine ganz neue Qualität von bestimmten Dendritischen Zellen: "Wir haben jetzt erstmals gezeigt, dass sie darüber hinaus auch selbst und ganz ohne T-Zellen eine antivirale Wirkung entfalten können und CMV hemmen", so die Doktorandin. Diese eigenmächtige Abwehrfunktion der speziellen Dendritischen Zellen gegen die Erreger war bislang unbekannt. Allerdings können die sternförmigen Immunzellen die Cytomegalie-Viren nur hemmen- abtöten können sie diese nicht.

Weitere Forschungsarbeiten sollen nun die genauen Abläufe dieser Abwehrfunktion klären. Ziel ist es, eine Möglichkeit zu finden, den Erreger der Cytomegalie dauerhaft im Ruhezustand zu halten und damit die Kette möglicher Infektionen zu unterbrechen. Die Forscher interessiert zudem, ob Dendritische Zellen diese aktive Abwehrfunktion möglicherweise auch bei anderen Viren zeigen. Das könnte Wege zu einer neuen Art der Krankheitsabwehr eröffnen. Die Ergebnisse der Studie wurden im "Journal of Virology" veröffentlicht.

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