Gesundheit

Auch bei Krankheiten: Frauen ticken anders als Männer

  • Annette Bulut/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 2. Dezember 2015, 16:28 Uhr

Bei der Bewältigung von Krankheiten ticken Männer und Frauen ganz verschieden. Selbst der Grundstein für die Lebenserwartung wird bereits in jungen Jahren durch einen unterschiedlichen Lebensstil gelegt.


Bei der Bewältigung von Krankheiten ticken Männer und Frauen ganz unterschiedlich. Während Frauen häufiger (rund 30 Prozent) mit schweren Ängsten, Depression und chronischer Müdigkeit reagieren, steht für Männer der Wunsch nach Autonomie und Kontrolle im Vordergrund. Es gilt das Muster: Frauen wollen reden, Männer wollen handeln. "Die Unterschiede bei dem Umgang mit Krebserkrankungen sind eindeutig. Männer wollen weniger sprechen und sind vor allem um ihre Autonomie und Erwerbsfähigkeit besorgt, während Frauen ein großes Bedürfnis haben, einen Gesprächspartner für ihre Ängste und Nöte zu haben", erklärt Professor Wolfgang Söllner, Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg.

"Diese Bedürfnisse werden in dem medizinischen Behandlungsangebot, etwa bei der Aufklärung über belastende Behandlungen, und bei der psychoonkologischen Beratung berücksichtigt." Bekannt ist auch der Geschlechterunterschied beim Herzinfarkt: Während in Europa jedes Jahr rund 250.000 Männer daran sterben, sind es nur 77.000 Frauen vor dem 65. Lebensjahr. Der Grund: "Frauen sind vor den Wechseljahren durch Hormone geschützt. Die koronare Herzerkrankung nimmt bei ihnen erst etwa ab dem 55. Lebensjahr zu", erklärt Professor Roland Veelken, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin 4, Klinikum Nürnberg. Wissenschaftliche Studien hätten gezeigt, dass es zudem die Unterschiede bei den Risikofaktoren in jüngeren Jahren sind, die eine Erkrankungshäufigkeit beeinflussen: "Jüngere Männer haben häufiger einen hohen Blutdruck und schlechtere Blutfettwerte als Frauen", sagt Professor Veelken. "Nur bei einem weiteren wichtigen Risikofaktor, dem Rauchen, sind junge Frauen heute aktiver als junge Männer." Ein wichtiger Faktor ist auch die Therapietreue von Patienten. Werden Medikamente nicht genommen und Untersuchungen versäumt, so kann dies schwere Folgen haben. Auch hier gibt es Unterschiede im Einnahmeverhalten von Medikamenten: Frauen nehmen prinzipiell mehr Medikamente ein, die sie sich selbst in der Apotheke besorgen.

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