Industrie

Fiesta Mexicana: Hier findet jede Bremse einen Sattel

  • Karin Linke/wid
  • In LIFESTYLE
  • 25. Oktober 2016, 17:22 Uhr

Der Bremsen-Hersteller Brembo weitet seine globale Strategie aus. In Escobedo nahe der mexikanischen Stadt Monterrey haben die Italiener in weniger als einem Jahr ein neues Werk errichtet. Der wid hat sich vor Ort umgesehen.


Der Bremsen-Hersteller Brembo weitet seine globale Strategie aus. In Escobedo nahe der mexikanischen Stadt Monterrey haben die Italiener in weniger als einem Jahr ein neues Werk errichtet. Hier beginnt in diesen Tagen die Produktion von Bremssätteln für den NAFTA-Markt (Kanada, Nordamerika, Mexiko). Integriert in das Gebäude ist eine eigene Aluminium-Gießerei. Brembo investierte in den Bau des Werkes 32 Millionen Euro. Bei voller Produktion - erwartet wird diese Ende 2018 - soll die Fabrik jährlich zwei Millionen Bremssättel herstellen und 100 Millionen Euro zum Konzernumsatz beisteuern.

"Mit dem neuen Werk in Mexiko untermauern wir unsere Wachstumsstrategie für Nordamerika", sagt der Vorstandschef Alberto Bombassei, dessen Vater das Unternehmen 1961 quasi in einer Garage in Bergamo gegründet hat. Die NAFTA-Region ist mit einem Volumen von umgerechnet 550 Millionen Euro für Brembo derzeit der bedeutendste Markt weltweit. "Und er wird weiter wachsen", so Bombassei.

Audi eröffnete vor wenigen Wochen ein Werk in San José Chiapa, wo die zweite Generation des Geländewagens Q5 gebaut wird. BMW startete im Sommer 2016 sein Mexiko-Engagement in San Luis Potosí, wo ab 2019 dann die Dreier-Limousine gebaut werden soll. Daimler und Nissan legten 2015 den Grundstein für ein gemeinsames Werk in Aguascalientes. Hier laufen ab 2017 Kompaktmodelle von Infiniti und ab 2018 die Derivate von Mercedes vom Band. Klar, dass Brembo da zum Hauslieferanten wird.

Ein weiterer Vorteil des mittelamerikanischen Standorts sind für Brembo die vergleichsweise kurzen Transportwege ins benachbarte Nordamerika. Tesla in Kalifornien bezieht seine Bremsen exklusiv von Brembo. Und künftig gehen auch Lieferungen in die Südstaaten zu BMW nach Spartanburg und nach Tuscaloosa zu Mercedes. Bislang versorgte das Brembo-Werk in Homer/Michigan den NAFTA-Markt.

Brembo-Chef Bombassei betont, den Ausschlag für die Fabrik in Monterrey hätten nicht irgendwelche steuerlichen Anreize oder Zuschüsse der Regierung gegeben, und auch nicht die geringeren Löhne, sondern firmenpolitische Aspekte. "Es gehört einfach zu unserer Strategie, dorthin zu gehen, wo der Kunde ist", sagt Bombassei. So plant Brembo für Ende 2017, für rund 90 Millionen Euro unmittelbar neben dem neuen Werk eine eigene Eisen-Gießerei zu errichten, in der Bremsscheiben hergestellt werden sollen. Insgesamt entstehen in beiden Fabriken 700 neue Jobs.

Brembo hat neben dem Stammwerk in Italien unter anderem Produktionsstätten in Michigan/USA, Brasilien, Argentinien, Polen, Indien und in China. Im Nanjing baut Brembo gerade ein weiteres Werk, das eine exakte Kopie aus Mexiko darstellt. Die Produktion startet Anfang 2018. Die Kapazität soll ebenfalls auf jährlich zwei Millionen Bremssättel hochgefahren werden.

In Deutschland hat Brembo im ersten Halbjahr 2016 rund 14,8 Prozent mehr Umsatz erzielt. Weltweit beschäftigt das Unternehmen knapp 9.000 Mitarbeiter und hat 2015 erstmals in seiner Firmengeschichte mehr als zwei Milliarden Euro erwirtschaftet. 75 Prozent Anteil haben die Pkw, jeweils rund zehn Prozent Motorräder und kleine Lkw, fünf Prozent machen die Rennaktivitäten (Formel 1, Moto GP) aus.

Doch so gut Brembo in Sachen Bremssättel und Bremsscheiben aufgestellt sein mag, so macht man sich in der italienischen Zentrale dennoch Gedanken um künftige Produkte, die ebenfalls ins Portfolio und zur Marke passen würden. Wer weiß, vielleicht ziert der Name Brembo in zehn Jahren nicht nur lackierte Bremssättel, sondern auch Komponenten zur Brake-by-Wire-Technik und elektrische Radnabenmotoren mit hoher Rekuperationsfähigkeit. Zumindest arbeiten mehrere Forschungs- und Entwicklungs-Center bei Brembo an derartigen Dingen.

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