Fahrbericht

Mini One Diesel: Lifestyle geht auch vernünftig und praktisch

  • Ralf Schütze
  • In FAHRBERICHTE
  • 29. Dezember 2016, 10:10 Uhr

Rund 3,82 Länge, genügend Platz für vier Insassen und reichlich moderne Ausstattung an Bord: Ist das noch Mini? Puristen zweifelten spätestens 2014 bei Einführung der dritten modernen Mini-Generation daran, dass dieser Pkw noch irgendetwas mit der genialen Grundidee von Sir Alec Issigonis zu tun hätte. Aber unter BMW-Ägide hat es Mini inzwischen geschafft, den Lifestyle der modernen Minis mit neuen praktischen Vorzügen zu vereinen, wie unser Test des Mini One D 1.5 beweist.


Rund 3,82 Länge, genügend Platz für vier Insassen, reichlich moderne Ausstattung an Bord: Ist das noch Mini? Puristen zweifelten spätestens 2014 bei Einführung der dritten modernen Mini-Generation daran, dass dieser Pkw noch irgendetwas mit der genialen Grundidee von Sir Alec Issigonis zu tun hätte. Der soll der Legende nach den kleinen Briten einst auf einer Papierserviette skizziert haben, ehe er ab 1959 als Austin 7 oder Morris Mini Minor die Autowelt revolutionierte. Geblieben ist der vorne quer eingebaute Reihenmotor, aber die extreme Kompaktheit des anfangs nur etwa drei Meter langen Winzlings ist längst verloren gegangen. Jedoch: Mini hat es unter BMW-Ägide inzwischen geschafft, den Lifestyle der modernen Minis mit neuen praktischen Vorzügen zu vereinen, wie unser Test des Mini One D 1.5 beweist.

Zweifelsohne hat sich der Premium-Zwerg auch in jüngster Generation sein hochwertiges Flair erhalten, denn der Innenraum verwöhnt mit reichlich Soft-Touch-Materialien. Ganz besonders lifestylig wirkt die Rundum-LED-Beleuchtung des großen zentralen Rundinstruments: Je nach Geschmack oder Situation erstrahlt der variable illuminierbare Rand des Displays in verschiedenen Farben. Dazu die bekannten, an Flugzeug-Cockpits erinnernden Kipphebel etwa als Starterknopf - all das verleiht dem Interieur des Mini eine eigenständige Note.

Dazu kommt das oft beschworene und immer noch herrschende Gokart-Feeling, das den Kleinwagen zum wendigen City-Flitzer macht: Die Insassen sitzen recht tief - gefühlt nur eine Winzigkeit über der Fahrbahn. Dazu passen die präzise Lenkung, die knackige Schaltung und ein agiles Handling. Auch der Mini III der Neuzeit wieselt flink durch Wechselkurven und lässt sich regelrecht ums schärfste Ecken werfen. Dabei hilft unter anderem der für Fronttriebler maßvolle Wendekreis von 10,8 m - wenngleich der aktuelle Mini mit seinen gut 1,2 Tonnen Leergewicht nicht mehr ganz so leichtfüßig ist wie die Vorgänger, geschweige denn der Urahn von 1959.

Dem Ur-Mini sagte man nach: Außen sei er so kompakt wie eine Telefonzelle, innen so geräumig wie die Royal Albert Hall. Diese anschauliche Übertreibung brachte die Idee Mini auf den Punkt. Nur, dass das Kofferräumchen für manche Zeitgenossen eher ein hinten platziertes Handschuhfach als ein vollwertiges Gepäckabteil war. Deutlich anders der Mini von heute: Sein kontinuierliches Wachstum über die Generationen hinweg hat ihm stattliche 211 bis maximal 731 Liter Kofferraumvolumen beschert. Das ist ebenso ausreichend, wenngleich nicht wirklich imposant, wie die inzwischen humane Kopf- und Beinfreiheit im Fond. Im Mini III können zwei Erwachsene auf Kurzstrecken unter zumutbaren Bedingungen befördert werden. Bei den beiden Vorgängern war dies nicht der Fall, denn die Rücksitze wirkten so surreal wie die beim Porsche 911 im Fond platzierten Sitz-Attrappen, die nur als Gepäckablagen taugen.

Der Lifestyle-Zwerg hat sich also sein typisches Mini-Flair größtenteils bewahrt und legte dabei an praktischem Nutzen zu. Selbst beim Einparken - für Großstadt-gerechte Kleinwagen ein sehr wichtiges Kriterium - macht der Mini immer noch eine extrem gute Figur. Nach wie vor gibt es viele Parklücken, die für Kompakte wie VW Golf oder BMW Einser zu klein, für den knapp einen halben Meter kürzeren Mini jedoch maßgeschneidert sind. Dass beim Rangieren in diese Lücken die Übersicht nach hinten etwas eingeschränkt ist, gleichen gegen 350 Euro Aufpreis sinnvolle Parksensoren am Heck aus (für vorne und hinten kosten sie 790 Euro).

Apropos Preisgefüge des Mini: Es war in der Neuzeit nie billig, den bayerisch-britischen Kleinwagen zu besitzen. Der von uns getestete Basis-Diesel Mini One Cooper D 1.5 mit 85 kW/116 PS ist erst ab 21.800 Euro zu haben - für etwa die selbe Summe erhält man auch größere und ähnlich motorisierte Autos, oder für weniger Geld ähnlich kleine Konkurrenz. Aber: Der aktuelle Mini glänzt mit hervorragendem Wiederverkaufswert, was spätestens bei der Schlussbilanz von Kauf- und späterem Verkaufspreis die dazwischen liegenden Kosten senkt.

Vernünftige Argumente liefert gerade der Mini One Cooper D 1.5 dank seines effizienten und bärenstarken, dabei stets kultiviert agierenden Dieselantriebs. Nicht die Spitzenleistung von 116 PS ist beim Dreizylinder entscheidend, sondern wie so oft beim Diesel die 270 Nm Drehmoment, die der Kraftzwerg schon bei 1.750/min aus der Kurbelwelle schüttelt. Dabei widerlegt der kleine Diesel alle Dreizylinder-Skeptiker und erweist sich als ausgesprochen laufruhig und vibrationsarm. Zwar hält er den Normverbrauchswert von 3,5 Liter auf 100 Kilometer, mit denen der Cooper D 1.5 im Katalog überzeugen soll, nicht ganz ein. Aber die gemessenen 4,9 Liter sind bei stets zügigem Vorwärtskommen im Stadtverkehr ein noch vertretbarer Wert. Und beim Dahincruisen auf der Autobahn mit konstant 120 km/h sind 4,4 Liter nicht Wunsch, sondern Realität.

Man muss ihn fast mögen, den bayerisch-britischen Kleinwagen, der mit rundlichen Scheinwerfern, Spiegeln, Knöpfen und Kopfstützen sein Knuddel-Image pflegt. Es macht unheimlich Spaß, mit dem Mini im Stadtverkehr unterwegs zu sein. Und es ist absolut zumutbar, mit ihm längere Autobahntouren oder kurze Strecken zu Viert zu bewältigen. Er ist ein regelrechtes Raumwunder vorn. Hinten und in Sachen Kofferraum setzt er zwar nach wie vor keine Glanzpunkte, hat sich jedoch in diesen Disziplinen wenigstens spürbar verbessert. Sein lifestyliges Flair hebt den flinken Premium-Kleinwagen von der Masse der Autos unter vier Meter Länge ab. Ob man sich dies gerne etwas kosten lässt, hängt natürlich vom Geschmack ab. Nüchterne Rechner sind weniger das Beuteschema des Mini One, aber Lifestyle-Fans dürfen sich jetzt über praktische Fortschritte der jüngsten Generation freuen.

Ralf Schütze/mid

Technische Daten Mini One Cooper D 1.5:
Fünftüriger, fünfsitziger Kleinwagen, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 3,82/1,73/1,41/2,50, Leergewicht: 1.165 kg, zul. Gesamtgewicht: 1.615 kg, max. Zuladung: 450 kg, Kofferraumvolumen: 211 bis 731 l, Tankinhalt: 44 l, Preis: 21.800 Euro.
Motor: Reihendreizylinder-Diesel, Hubraum: 1.496 ccm, Leistung: 85 kW/116 PS bei 4.000/min, max. Drehmoment: 270 Nm bei 1.750/min, Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 9,2 s, Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h, Normverbrauch: 3,5 l/100 km, CO2-Ausstoß: 92 g/km, Sechsgang-Handschaltung, Frontantrieb.

STARTSEITE