Auto

Traumwagen sind die beste Investition

  • Wolfgang Peters
  • In MOTOR
  • 19. Mai 2017, 12:07 Uhr

Wohin mit Lebensversicherung, Erbschaft und dem Bonus? In Zeiten des Null- oder gar Negativzinses, hoch volatiler Aktienkurse und inflationärer Immobilien-Tarife werden das fette Konto und der überquellende Sparstrumpf zur Belastung. Auswege aus dieser misslichen, belastenden Situation gibt es viele.

Wohin mit Lebensversicherung, Erbschaft und dem Bonus? In Zeiten des Null- oder gar Negativzinses, hoch volatiler Aktienkurse und inflationärer Immobilien-Tarife werden das fette Konto und der überquellende Sparstrumpf zur Belastung. Auswege aus dieser misslichen, belastenden Situation gibt es viele.

Der reiche Mann könnte heiraten, Kinder auf die Uni schicken oder sich eine Yacht kaufen. Aber er will sein Geld behalten, er will es gut anlegen, aber wie? Bei Kunst fühlt er sich wegen seines Unwissens gedemütigt und beim Kauf von Wein als Investition fürchtet er, über den Tisch gezogen zu werden. Aber von Autos versteht er etwas. Er kennt die großen Marken wie Ferrari, Maserati und Porsche und Mercedes und Alfa Romeo und BMW. Hier sieht er gute Chancen, sein Geld krisenfest zu investieren. In seinen Kindheitsträumen ist er die Auto-Legenden schon gefahren. Aber der reiche Mann ist unsicher, womöglich würde er sogar gerne nach ein paar Jahren nicht nur keinen Verlust, sondern sogar einen Gewinn einfahren.

"Classic Cars haben in den vergangenen zehn Jahren einen deutlichen Wertzuwachs verzeichnet", sagt Andrew Shirley vom Knight Frank Luxury Investment Index und rät: "Potenzielle Investoren sollten vorsichtig sein." Denn nicht jedes begehrenswerte Auto werde künftig auch an Wert zulegen. Und dann bringt der Fachmann den reichen Mann noch mehr in Verlegenheit, weil er daran gar nicht gedacht hatte: So ein Investitionsauto fährt auch im Stand über die Jahre hinweg hohe Kosten ein. Lagerung, Garagenmiete, Wartung und Reparaturen, Ersatzteile, Versicherungen und gelegentliche Ausfahrten fressen sich nach dem Kauf durchs Konto. Man sollte nur Autos kaufen, die man mit Leidenschaft besitzen möchte, wird dem reichen Mann geraten und da fallen ihm die alten Ford GT40 aus den 1960er Jahren ein. Es hatte ihm imponiert, wie damals Ford den hochmütigen Ferraris in Le Mans gezeigt hatte, wo die wirklichen Hammergeräte entstehen konnten. Und dann hatte er sich viel später für einen Sierra Cosworth interessiert, aber dessen Flügelwerk am Heck war ihm peinlich. Einige Jahre später, im Jahr 2005, hatte der Ford GT in der Straßenversion sein Interesse geweckt. Aber den hatte ihm ein anderer weggeschnappt. Und bei den Preisen für die 1968er Ford GT40 war ihm doch die Luft weggeblieben: Fast fünf, sechs oder zehn Millionen Euro wollte er doch in dieses Rennding, in dem er nicht mal richtig sitzen und ohne Hilfe nie mehr aussteigen könnte, auf keinen Fall investieren. Aber den neuen, den neuen Ford GT, den könnte er sich in seine kleine Halle stellen. Und der aktuelle Preis von rund 530.000 Euro für den modernen 656-PS-Boliden, der schreckte ihn keineswegs.

Denn der reiche Mann rechnete hoch, in zehn Jahren wäre der vielleicht fünf Millionen wert, mehr jedenfalls als die beiden Ford Anglia und die drei Ford Capri, die ihm sein Vater zusammen mit dem Rudel der Stufenheck-Sierra, -Scorpion und -Escort hinterlassen hatte. Der reiche Mann hatte nämlich die einzige Ford-Werkstatt in dem mittelgroßen Ort geerbt. Jetzt bewarb er sich um den Kauf des neuen GT. Und er träumte schon davon, ihn zu salben und zu polieren. Fahren wollte er ihn gar nicht. Nur besitzen.

Wolfgang Peters

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