Gesundheit

Angstforschung: Von anderen lernen

  • Steve Schmit/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 26. Mai 2017, 14:36 Uhr

Hirnforscher haben sich mit der Frage befasst, wie der Mensch durch reines Beobachten vom Schmerz der Mitmenschen lernen kann.


Hirnforscher haben sich mit der Frage befasst, wie der Mensch durch reines Beobachten vom Schmerz der Mitmenschen lernen kann. "Wenn wir die beteiligten Substanzen identifizieren können, die das soziale Lernen von Angstreaktionen regulieren, können wir in Zukunft vielleicht bessere Behandlungsmethoden entwickeln", sagt Dr. Jan Haaker, Neurowissenschaftler am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

Dahinter steht die Vermutung, dass verschiedene Angsterkrankungen nicht nur durch eigene traumatische Erfahrungen entstehen. Auch das Beobachten traumatischer Erfahrungen anderer Menschen spielt eine Rolle. Zuständig dafür sind körpereigene Schmerzmittel, so genannte "endogene Opioide".

In einer Studie prüften die Hamburger Neurowissenschaftler gemeinsam mit schwedischen Kollegen den Zusammenhang. Dazu erhielt die Hälfte der Probanden ein Placebo. Bei den restlichen Teilnehmern wurden mithilfe des Wirkstoffs "Naltrexon" die Opioid-Rezeptoren blockiert.

Im Anschluss betrachteten die Gruppen Videos, in denen das Erscheinen von blauen Quadraten bei Menschen augenscheinlich starke Schmerzen auslöst. Danach wurden die Teilnehmer mit den vermeintlichen "Gefahren-Quadraten" konfrontiert.

In der Versuchsgruppe mit blockierten Opioid-Rezeptoren reagierten die Personen stärker auf den Schmerz anderer Menschen. "Sie zeigen dann auch in Hirnarealen, die für die Regulation von Schmerzen und Bedrohungen zuständig sind, eine stärkere Durchblutungsänderung", sagt Haaker. "Diese Personen haben also das Warnsignal besser gelernt, das den Schmerz bei anderen Menschen voraussagt."

Auch drei Tage nach dem ersten Test zeigte die "erlernte Angst" weiterhin ihre Wirkung. Das Betrachten blauer Quadrate löste bei der Testgruppe vermehrter Schweißproduktion und feuchte Hände aus.

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