Fahrbericht

Skoda Octavia RS 245 Combi: Familienkutsche mit Schuss

Mit dem Octavia RS 245 legt Skoda die sportliche Messlatte seines kompakten Allrounders ab sofort noch ein Stückchen höher. Das neue Top-Modell der Baureihe ist nicht bloß eine geringfügig per Motorelektronik modifizierte Variante des ''normalen'' RS, sondern gewinnt durch neue Hardware auch Talente hinzu. Angeleitet von Motorsport-Legende Hans-Joachim Stuck testen wir die Familienkutsche mit Schuss auf der Rennstrecke.



Mit dem Octavia RS 245 legt Skoda die sportliche Messlatte seines kompakten Allrounders ab sofort noch ein Stückchen höher. Das neue Top-Modell der Baureihe ist nicht bloß eine geringfügig per Motorelektronik modifizierte Variante des "normalen" RS, sondern gewinnt durch neue Hardware auch Talente hinzu. Angeleitet von Motorsport-Legende Hans-Joachim Stuck testen wir die Familienkutsche mit Schuss auf der Rennstrecke von Vallelunga nahe Rom.

"Später bremsen und einlenken, früh aufs Gas - der zieht sich in die Kurve rein", lautet häufig die Ansage an die Teilnehmer. Man mag es dem Octavia zunächst nicht zutrauen und sicher auf den ersten Blick nicht ansehen, doch nach wenigen Runden ist klar: Dieser Kombi hat es faustdick hinter den angetriebenen Vorderrädern, und zwar in Form einer elektronisch geregelten Vorderachs-Quersperre. Die verteilt bis zu 100 Prozent der beträchtlichen Antriebskräfte - 245 PS und 370 Newtonmeter entlocken die Ingenieure dem 2,0-Liter-Turbobenziner - über eine Lamellen-Kupplung bedarfsgerecht an das Rad mit dem meisten Grip. Der Effekt in den Worten des Profis: "Der 245er fühlt sich beim Herausbeschleunigen gar nicht mehr an wie ein Fronttriebler, weil er so gut wie nicht untersteuert", sagt Hans-Joachim Stuck. Die Technik ist aufwändig, aber sie macht sich bezahlt - nicht nur, aber am deutlichsten erfahrbar auf der Rennstrecke.

Und auch die Mehrleistung von 15 PS im Vergleich zum RS 230 ist nicht ausschließlich - wie so oft - das Resultat einer angepassten Software, weiß Michael Kruta von Skodas Antriebs- und Fahrwerks-Entwicklung. Einspritzung, Kraftstoffpumpe, Kolben, Ansaugtrakt sowie ein neuer Turbolader und eine modifizierte Abgasanlage mit weniger Gegendruck, was zudem das Ansprechverhalten des Motors verbessert: alles neu. Hört sich dennoch vertraut an? Möglich, denn die Hardware entspricht der des Golf GTI Performance mit identischer Leistung - dem VW-Konzernregal sei Dank.

"Die Änderungen sind schon weitreichender als gewöhnlich", sagt der Ingenieur. Das aber sei auch nötig gewesen, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Außerdem kommt erstmalig im Octavia ein Siebengang-Direktschaltgetriebe zum Einsatz, das eine bissigere Übersetzung ermöglicht und mehr Drehmoment verträgt. Dazu erhält der RS 245 im Vergleich zum 230er größere 310-Millimeter-Bremsscheiben an der Hinterachse (vorn: 340mm) und auch die Lenkübersetzung ist "kürzer": Statt 2,8 sind hier nur noch 2,1 Umdrehungen des Volants für den maximalen Lenkeinschlag notwendig. Eine Reduzierung um 25 Prozent, die sich nicht nur bei der flotten Kurvenhatz, sondern auch beim Einparken in der City bemerkbar macht, wo sich der bis dato stärkste Octavia genauso wohl fühlt.

Überhaupt überzeugt die Sportskanone wie die übrigen Baureihen-Kollegen mit seiner Vielseitigkeit, dem top verarbeiteten Innenraum samt bequemen, einteiligen Sportsitzen mit üppig Seitenhalt und griffigem Sportlenkrad sowie dem neuen Infotainment-Standard Skoda Connect. Und natürlich mit dem 610 bis 1.740 Liter großen Kofferraum. Die Allrounder-Qualitäten auf der eher gemütlichen Landstraßen-Fahrt befördern die verschiedenen Fahrmodi von Comfort bis Sport, die deutlichen Einfluss auf das Getriebe, die Gaspedal-Kennlinie, die Lenkung und bei Wahl des adaptiven Fahrwerks auch auf die Federung haben.

Im Schnitt fährt der RS 245 im Sportmodus mit einem um zwei Stufen niedrigeren Gang, hängt gierig am Gas, und schon bei Halbgas schaltet das Getriebe nochmals zurück. Das Abschalten der Anti-Schlupf-Regelung per kurzem Druck auf die ESC-Taste oder der Einsatz des Sport-ESC durch langes Drücken ist möglich, ganz abschalten lässt sich die Stabilitätskontrolle aber nicht, was Puristen stören wird, aber für mehr Sicherheit sorgt. Das passt zu Skoda. Auch die Klangkulisse - in Normal und Comfort vergleichsweise dezent - ist im Sport-Modus deutlich kerniger, aber meilenweit weg von krawallig. Das schlägt dann bei dem Spaß-Gerät naturgemäß auf den Verbrauch. Bei gemäßigter Fahrweise sind es im Test rund acht Liter, bei forcierter Gangart fast zehn Liter, und auf der Rennstrecke ist es noch der eine oder andere Liter mehr.

Ab der 24. Kalenderwoche 2017 ist der Octavia RS 245 bestellbar, die Preisliste startet bei etwa 34.000 Euro - in der gefahrenen Variante mit DSG, adaptiven Dämpfern und einigen anderen Annehmlichkeiten als Rundum-sorglos-Paket sind es wohl eher knapp 40.000 Euro. Viel Geld, aber Skoda-typisch immer noch preiswert. Denn, um es - nach der besten Eigenschaft des Wagens gefragt - mit den Worten von Strietzel Stuck zu sagen: "Mit dem kannst du einfach alles machen." Und die Schattenseite des RS 245? Ist eigentlich gar keine: "Er könnte schon 100 PS mehr haben, aber das ist völlig normal bei einem Auto, das sich so gut anfühlt." Ein schöneres Lob hätten sich die Tschechen kaum wünschen können.

Thomas Schneider / mid

Technische Daten Skoda Octavia RS 245 Combi:
Fünftüriger, fünfsitziger Kombi , Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,69/1,81/1,45/2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 610-1.740 l, Leergewicht: 1.487 kg, max. Zuladung: 566 kg, Tankinhalt: 50 l.
Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo-Benziner, max Leistung: 180 kW/245 PS bei 5.000/min - 6.700/min, 7-Gang-Direktschaltgetriebe, max. Drehmoment: 370 Nm bei 1.600 - 4.300/min, 0-100 km/h: 6,7 s, Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h, Normverbrauch: 6,4 l Super Plus/100 km, Testverbrauch: 9,0 l, CO2-Emission: 146 g/km, Preis: ab 34.000 Euro.

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