Fahrbericht

Opels Generation X Teil 3: Mit dem Grandland in die Mittelklasse

  • Thomas Schneider
  • In FAHRBERICHTE
  • 31. August 2017, 00:01 Uhr

Endlich ist er da, der große Bruder der beiden Opel-X-Men Mokka und Crossland. Mit dem neuen Grandland X steigen die Rüsselsheimer in die Klasse der mittelgroßen SUV ein. Mit emotionalem Design, zahlreichen technischen Schmankerln und hohem Nutzwert hat er die Anlagen, zum Volltreffer für die Blitz-Marke zu werden.


Endlich ist er da, der große Bruder der beiden Opel-X-Men Mokka und Crossland. Mit dem neuen Grandland X steigen die Rüsselsheimer in die Klasse der mittelgroßen SUV ein. Mit emotionalem Design, zahlreichen technischen Schmankerln und hohem Nutzwert hat er die Anlagen, zum Volltreffer für die Blitz-Marke zu werden. Die Qualitätsanmutung im Innenraum ist gut und der Grandland wirkt durchdacht. Weltpremiere feiert er auf der IAA in Frankfurt (14. bis 24. September 2017), ist bereits zum Einstiegspreis von 23.700 Euro bestellbar und steht ab 21.Oktober bei den Händlern.

Stattlich ist er geraten, der nach dem Crossland zweite Streich der deutsch-französischen Kooperation von Opel und PSA, die schon weit vor der Übernahme der Marke durch die Franzosen begann und jetzt Früchte trägt. Mit 4,48 Meter Länge übertrifft er den Mokka um 20 Zentimeter, den Crossland um 27 Zentimeter und wirkt insgesamt erwachsener - souverän und gediegen, ganz wie die primär avisierte Kundschaft: Menschen mittleren Alters mit ein bis zwei Kindern.

Schauen wir dem Newcomer einmal ganz tief in die Augen. Die gleichen mit einem winkelförmigen LED-Tagfahrlicht aus zwei dünnen Lichtleisten - die obere fungiert gleichzeitig als Blinker - denen des Crossland, sind aber nochmals schmaler. Der mit Querstreben, mittigem Opel-Blitz und flankierenden Chromspangen versehene, steil stehende Kühlergrill fällt vergleichsweise groß aus und ist gegenüber den Geschwistern deutlich in die Breite gezogen - wie viele Design-Elemente beim Grandland außen wie innen. "Wir wollen mit dem Grandland X eine Brücke schlagen zwischen der bisherigen X-Familie und dem Insignia", sagt Sven Weinfurtner von Opels Design-Team bei der Vorstellung in den Werkshallen. Alle Linien streben nach außen.

Das Seitenprofil zeigt deutlich die Bemühungen, bloß keine Langeweile aufkommen zu lassen: Eine präzise gezeichnete und nach hinten leicht ansteigende Bügelfalte, im unteren Bereich eine sichelförmige Kontrastlinie und darunter eine nach innen gewölbte Fläche - kreativ waren die Designer in jedem Fall. Dazu ist das Dach in der Kontrastfarbe Schwarz gehalten, die sich auch auf die A-Säulen erstreckt. Neben der abfallenden Dachlinie unterstützen eine parallel verlaufende Chromleiste und eine nach vorne geneigte C-Säule den dynamischen Eindruck. "Durch die Sichel ziehen wir die untere Fahrzeughälfte nach oben, was zusammen mit den Seitenschwellern aus Kunststoff Geländetauglichkeit symbolisiert. Den oberen Teil dagegen ziehen wir nach unten für einen sportlichen Touch", sagt Weinfurtner. Insgesamt erscheint das Blechkleid des Grandland X harmonisch.

Doch kommen wir zu den inneren Werten - damit ist der neue Opel reich gesegnet. Gut gefallen nicht nur die mittlerweile branchenweit bekannten Ergonomie-Sitze mit dem Siegel der Aktion Gesunder Rücken, der komplette Innenraum sieht nicht nur schick aus, sondern fühlt sich dank reichlich Softtouch-Oberflächen auch gut an. In den Türen ist unauffällig ein Ambiente-Licht untergebracht. Die Mittelkonsole ist in drei Ebenen gegliedert. Die oberste mit dem sieben oder acht Zoll großen Touchscreen im Zentrum ist dem Infotainment vorbehalten. In der Mitte sitzen die Schalter und Drehköpfe für die Klimatisierung und darunter um den Schalthebel die für die Fahrzeugeinstellungen - etwa Assistenzsysteme und Fahrmodi.

Apropos elektronische Helfer: Davon hat der Grandland reichlich, vom adaptiven Tempomat mit Fußgängererkennung und automatischer Gefahrenbremsung über den Spur-Assistenten bis zum Parkassistenten und der 360-Grad-Rundumsicht-Funktion - alles da. Weitere technische Highlights sind die adaptiven Voll-LED-Scheinwerfer, unter anderem mit Kurvenlicht und Fernlicht-Assistent, das aus den übrigen Opel-Modellen bekannte IntelliLink-Infotainment sowie der persönliche Online- und Service-Assistent Opel OnStar inklusive WLAN-Hotspot. Letzterer reserviert jetzt auch Hotels und hilft bei der Parkplatz-Suche. Bereits in der zweiten Ausstattungsstufe Edition ab 26.200 Euro ist vieles serienmäßig an Bord. "Für die Basisvariante rechnen wir ohnehin nur mit einem sehr niedrigen Anteil", verrät Michael Walter, Produktmanager für den Grandland X.

Die Platzverhältnisse in Reihe eins und auch im Fond sind sehr großzügig bemessen. Zwei 1,80 Meter große Personen hintereinander haben bequem Platz und stoßen weder mit Knien noch mit dem Scheitel an Grenzen. Besonders luftig wirkt es mit dem riesigen Panorama-Glasdach. Üppig dimensioniert ist auch der ein Kofferraum mit 514 bis maximal 1.652 Liter Ladevolumen. Die Heckklappe öffnet und schließt übrigens elektrisch auf Knopfdruck oder per Fußkick unter den Stoßfänger. Zwei stabile Verzurrösen sind stets im Laderaum vorhanden, und der Heckstoßfänger ist im oberen Bereich angeschrägt, damit man beim Beladen möglichst nah an die durchaus vorhandene Ladekante herantreten kann.

Zum Marktstart können die Kunden zwischen zwei Motorisierungen wählen, einem 1,2-Liter-Benzin-Direkteinspritzer mit Turbolader 96 kW/130 PS und 230 Newtonmeter maximalem Drehmoment und ein 1,6-Liter-Diesel mit 88 kW/120 PS und 300 Newtonmeter. Beide sind mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe oder einer Sechsstufen-Automatik kombinierbar, die Kraft fließt ausschließlich an die Vorderräder. Beides solide Hausmannskost.

Haute Cuisine ist in diesem Bild die elektronische Traktionskontrolle IntelliGrip, die die Kraftverteilung an die Vorderräder anpasst und gegebenenfalls Schlupf zulässt, die Schaltpunkte beim Automatikgetriebe sowie die Kennlinie des Gaspedals verändert. Zudem gibt es fünf Fahrmodi von Normal, über Sand, Gelände/Matsch und Schnee bis hin zu ESP off, die über einen Drehschalter in der Mittelkonsole ausgewählt werden. Diese Option werden diejenigen nutzen, die den Wagen in bergigen Regionen oder auch mal im leichten Gelände nutzen wollen, Allradantrieb gibt es nämlich nicht. Die Nachfrage ist nicht wirklich vorhanden, heißt es.

Der Grandland macht insgesamt einen wirklich guten Eindruck, hier schnuppert Opel schon der Premium-Liga, und das für einen vergleichsweise zivilen Preis. Und wo ist der Haken? "Im Handschuhfach", sagen die stolzen Opelaner. Wie bitte? Beim Öffnen des Staufachs wird es klar. Im Inneren ist ein Plastikhaken zum Befestigen von Plastiktüten befestigt - wie der Test ergab, funktioniert das sogar mit politisch korrekten Jute-Tüten. Dennoch kann das Fach problemlos geschlossen werden. "Wir fragen uns doch alle manchmal auf Reisen: Wohin mit dem anfallenden Müll oder Bananenschalen", heißt es. "Das ist unsere Lösung dafür." Wie erwähnt, der Grandland ist ein durchdachtes Auto.

Thomas Schneider / mid

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