Medizin

Demenz: Vorbeugung statt Testosteron

  • Thomas Schneider/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 20. September 2017, 17:26 Uhr

Die Wirksamkeit einer Therapierung von Demenz mithilfe von Testosteron ist umstritten. Bewiesen ist dagegen, dass eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung sowie ein geistig und sozial aktiver Lebensstil ein Drittel aller Demenz-Erkrankungen verhindern kann. Daher fordert die Gesellschaft für Innere Medizin, die Prävention in den Mittelpunkt zu stellen.


Die Wirksamkeit einer Therapierung von Demenz mithilfe von Testosteron ist umstritten. Bewiesen ist dagegen, dass eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung sowie ein geistig und sozial aktiver Lebensstil ein Drittel aller Demenz-Erkrankungen verhindern kann. Um die Dimension des Problems zu verdeutlichen: 1,6 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz, bis zur Mitte des Jahrhunderts könnte sich diese Zahl sogar fast verdoppeln. Es ist also an der Zeit aktiv gegenzusteuern. Daher fordert die Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) anlässlich des Welt-Alzheimer-Tags am 21. September, die Prävention in den Mittelpunkt zu stellen.

Die vielen unterschiedlichen Formen der Demenz betreffen unter anderem das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache, die Motorik und die Persönlichkeitsstruktur, erklärt Professor Dr. med. Cornel C. Sieber, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie am Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg und Vorsitzender der DGIM. Zwar könnten die Abnahme von körpereigenen Sexualhormonen wie Testosteron oder Östrogen im höheren Alter eine der Ursachen für diese Erkrankungen sein, da sie die geistigen Funktionen schützen, aber nicht die alleinige. Andere Hormone, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, Stoffwechselstörungen, ein geringes Bildungsniveau oder eine genetische Veranlagung spielen ebenso eine wesentliche Rolle, stellt der Experte fest.

Testosteron-Spritzen als Behandlung verzögern zwar bei Mäusen im Versuch den Ausbruch einer Demenz, diese Ergebnisse können laut der DGIM aber nicht einfach auf den Menschen übertragen werden. "Die Einnahme von Testosteron bei einer Demenz ist deshalb im Moment nicht angezeigt", urteilt Professor Sieber. Hier seien weitere Studien nötig - insbesondere auch zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Die Gabe eines jeden weiteren Wirkstoffes müsse daher sorgfältig erwogen werden. Zudem habe eine Testosterongabe per se Nebenwirkungen. Das beste Mittel sei daher Vorbeugung: Übergewicht senken, gesund ernähren, nicht rauchen, Stoffwechselstörungen sowie Depression behandeln und nicht zuletzt ein körperlich, geistig und sozial aktives Leben führen.

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