Fahrbericht

Der Ford Edge im Test: Ein echter Ami für Europa

Wer den Ford Edge zum ersten Mal sieht, wird überrascht sein, dass ein europäisches Kennzeichen an ihm pappt. Denn selten zuvor machte ein Automobil außerhalb des Muscle-Car-Segments so deutlich auf seine nordamerikanischen Wurzeln aufmerksam. Laut Ford ist das SUV in der zweiten Generation nun auch für Europa gewappnet. Ob das stimmt, zeigt der mid-Test.


Wer den Ford Edge zum ersten Mal sieht, wird überrascht sein, dass ein europäisches Kennzeichen an ihm pappt. Denn selten zuvor machte ein Automobil außerhalb des Muscle-Car-Segments so deutlich auf seine nordamerikanischen Wurzeln aufmerksam, wie es aktuell der 4,81 Meter lange Edge macht. In seiner zweiten Generation ist er nun auch für Europa gewappnet, meint zumindest Ford. Nach der 14-tägigen Testphase lässt sich sagen: Ja, das stimmt. Wenn auch mit leichten Abzügen in der B-Note. Doch von vorn.

Der auf den ersten Blick als Ami identifizierbare Fünftürer wirkt massig, leicht aggressiv und stark. Letzteres stimmt nur bedingt, da bei dem über einen intelligenten Allradantrieb verfügenden SUV in der kleineren von beiden Motorisierungen 180 Turbodiesel-PS mit 1,9 Tonnen Lebendgewicht zu kämpfen haben. Die Sprintzeit bis Tempo 100 in rund zehn Sekunden ist daher nicht wirklich verwunderlich. Verwunderlich hingegen ist die sehr geringe Geräuschkulisse. Die in der ab 49.050 Euro teuren Sport-Version serienmäßigen aktiven Geräuschkompensation (Active Noise Control) reduziert merklich sowohl Motor- und Fahr- als auch Windgeräusche. Im neuen Ford Edge geht es, wenn die bis zu vier Mitfahrer mitspielen, äußerst ruhig zur Sache.

Dies gilt auch bei höheren Geschwindigkeiten, zu denen der im kanadischen Ford-Werk in Oakville produzierte Edge ebenfalls in der Lage ist. Na gut, auf deutschen Autobahnen werden Fahrzeuge jedweder Größe, die lediglich Tempo 200 schaffen, selbst von Fahrzeugen aus der Kompaktklasse per Lichthupe auf ihre Plätze verwiesen. Doch wirkt der Weg dorthin weder zäh noch aufdringlich laut. Ein wenig Anlauf ist zwar vonnöten, das macht aber gar nichts. Denn ansonsten wäre der innerhalb von fast 24 Stunden auf defensiv gefahrenen 1.691,4 Kilometern erzielte Verbrauch in Höhe von 8,3 Litern noch weiter von den normierten 5,8 Litern auf 100 Kilometern entfernt. Dank des 64 Liter fassenden Treibstofftanks sind Strecken von mehr als 700 Kilometern aber immer noch möglich.

Auffällig, neben den bis zu 1.847 Liter Gepäckraumvolumen bei umgeklappter Rückbank und dem mehr als ausreichenden Platzangebot auf jedem der fünf Sitzplätze, ist seine Fähigkeit, selbständig Ein- und auch wieder Auszuparken. Wobei er bei letzterem halb-automatisiertem Vorgang gern mal, mit dem Hinweis, dass die Rangiermöglichkeiten zu gering sind, die Arbeit verweigert. Und das, obwohl er erst wenige Sekunden zuvor genau dort wie von Geisterhand und bemerkenswert schnell und nah am Bordstein von selbst einparkte - auch bei schlechten Sichtverhältnissen. Halbautomatisiert im Übrigen aus dem Grund, da der Ford Edge, so kurios es auch klingen mag, in der kleineren Motorisierung ausschließlich mit einem sehr gut zu bedienenden manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe geordert werden kann. Die Gangwechsel zwischen dem ersten und dem Rückwärtsgang müssen also selbst vorgenommen werden. Böse Zungen sprechen ja in diesem Zusammenhang von der effektivsten Diebstahlsicherung in den Automatikgetriebe-verwöhnten USA.

Maßgeblich am reibungslosen Ablauf des Einparkvorgangs beteiligt ist die neue adaptive Lenkung, die Lenkverhalten und Manövrierbarkeit des Fahrzeugs über den gesamten Geschwindigkeitsbereich verbessert. Sie verändert dabei das Verhältnis zwischen den Umdrehungen des Lenkrads und dem Einschlagen der Vorderräder. Zu der guten und Ford-typisch präzisen Lenkung gesellt sich in der Sport-Ausstattung eine für Autobahnfahrten und flotten Landstraßen-Manöver passend abgestimmte, für die Stadt eher etwas zu straff ausgelegte Federung. Und auch in puncto Fahrassistenten hat sich Ford beim Edge nicht lumpen lassen. So sorgen der Spurhalte-Assistent, der Pre-Collision und auch eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage für eine stets gute und vor allem sicher assistierte Fahrt.

Marcel Sommer / mid

Technische Daten Ford Edge 2,0 l TDCI 4x4 Sport
Fünftüriges SUV, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,81/2,18/1,71/2,85, Leergewicht: 1.912 kg, Anhängelast: 2.000 kg, Kraftstofftank: 64 l, Kofferraumvolumen: 800 - 1.847 l, Wendekreis: 11,9 m, Preis: ab 49.050 Euro.
Antrieb: Reihen-Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum: 1.997 ccm, Leistung: 132 kW/180 PS bei 3.500 U/min, max. Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 U/min, Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 9,9 s, Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h, Normverbrauch: 5,8 l auf 100 km, CO2-Ausstoß: 149 g/km, manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe, Allradantrieb, Euro 6, Effizienzklasse B.

STARTSEITE