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Ford: Die Formensprache im Fokus

  • Ralf Loweg
  • In MOTOR
  • 14. November 2017, 10:55 Uhr

Motor, Verbrauch und CO2-Emissionen spielen eine große Rolle beim Autokauf. Doch am Ende des Tages ist es wie im richtigen Leben: Optische Reize stellen alles in den Schatten. Das jedenfalls haben jetzt die Experten von Autobauer Ford herausgefunden.

Motor, Verbrauch und CO2-Emissionen spielen eine große Rolle beim Autokauf. Doch am Ende des Tages ist es wie im richtigen Leben: Optische Reize stellen alles in den Schatten. Das jedenfalls haben jetzt die Experten von Autobauer Ford herausgefunden. "Das Design eines Fahrzeugs ist für viele Kunden das wichtigste oder sogar das einzige Kaufkriterium", sagt Ernst Reim, der bei Ford Europa das Interior-Design verantwortet, im mid-Interview. Alles lasse sich auf einen recht einfachen Nenner bringen, so der Fachmann: "Der Kunde sieht ein Fahrzeug und weiß sofort: Das gefällt mir oder das gefällt mir nicht."

Das perfekte Design ist also alles andere als Hokuspokus, hat nichts mit Hexerei zu tun. Und deshalb rückt Ford verstärkt die Formensprache in den Fokus. Es komme künftig noch mehr darauf an, eine Optik zu finden, die eigenständig und wiedererkennbar ist, darüber hinaus allerdings auch möglichst vielen Kunden gefällt, erläutert Ernst Reim. "Wir werden unsere Formensprache behutsam weiterentwickeln und darauf achten, dass es nicht zu extremen Brüchen oder Verwerfungen kommt." Mit anderen Worten: Es geht um Evolution statt Revolution." Das Design einer Marke muss auch morgen und übermorgen noch als eine eigenständige Formensprache wahrgenommen werden.

Wie aber muss das perfekte Design für Autos in Zukunft aussehen? Zunächst einmal sollte es sich von der Masse der Fahrzeuge positiv abheben, gefällige Proportionen haben und dabei möglichst unverwechselbar sein. Denn der Wiedererkennungswert ist enorm wichtig. Doch der schnelle Wandel in der Automobilindustrie stellt die Designer und kreativen Köpfe der Branche vor immer neuer Herausforderungen. Schon längst geht es nicht mehr nur um die reine Ästhetik des Fahrzeugs, betont Ernst Reim. Das heißt: Neben den Anforderungen der Ergonomie und der Fahrzeugsicherheit müssen einzigartige Merkmale mitentworfen werden, die den Unterschied zu anderen Fahrzeugen ausmachen.

"Wie man mit dem Fahrzeug interagiert und welches Gefühl man durch die Verwendung der unterschiedlichen Materialien bekommen kann, spielt eine extrem wichtige Rolle", so Ernst Reim. Die positiven Momente, die der künftige Besitzer des Fahrzeugs vom ersten Moment der Nutzung an in Erinnerung behalten solle, würden in gewisser Form schon in den Design-Entwicklungsprozess mit integriert. Der Kunde selbst bekommt von diesen ausgeklügelten Prozessen natürlich nichts mit. Für ihn überwiegt der sogenannte "Aha-Effekt", wenn er das Objekt der Begierde zum ersten Mal in Augenschein nimmt. Das nennt man wohl Liebe auf den ersten Blick.

Wenn es allerdings um die Liebe zum Detail geht, müssen auch beim Design die technischen Möglichkeiten voll ausgeschöpft werden. Aus diesem Grund experimentieren die Experten am Ford-Hauptquartier in Dearborn/Michigan in den USA seit rund einem Jahr auch mit der HoloLens-Technologie von Microsoft. Die ermögliche es, Hologramme in Fotoqualität durch drahtlose Headsets zu betrachten, erklären die Design-Spezialisten. Das bedeutet in der Praxis: Die Ingenieure können mit einer einzigen Fingerbewegung durch zahlreiche Design-Variationen blättern und eine wirklichkeitsgetreue Vorschau sehen, die virtuell auf ein reales Fahrzeug oder ein Ton-Modell projiziert wird. Diese Technik soll bei Ford jetzt weltweit zum Einsatz kommen.

"Dank HoloLens können wir sofort entscheiden, in welche Richtung unser Design gehen soll", erklärt Michael Smith, Design-Manager bei Ford. Und wie funktioniert diese Technik? Während sich Designer mit Headsets um ein Fahrzeug herumbewegen, scannt und kartiert Microsoft HoloLens die Umgebung, um Hologramme und Bilder zu erstellen. Die Konstrukteure sehen holografische 3D-Bilder von Design-Elementen so, als wären diese bereits Teil des Fahrzeugs. Der Vorteil gegenüber bisherigen Prozessen liegt klar auf der Hand: Auf diese Weise können die Konstrukteure das Design schnell bewerten, Änderungen vornehmen und Styling-Optionen zu einem früheren Zeitpunkt in der Entwicklung festlegen.

"Wir können zwar noch nicht teleportieren, aber mit HoloLens können wir 3D-Designs in voller Größe mit Designern und Ingenieuren auf der ganzen Welt zeitnah teilen", sagt Craig Wetzel, Ford Manager Design Technical Operations. "Die Möglichkeiten für die Zukunft erscheinen nahezu grenzenlos." Das klingt dann aber doch ein wenig nach Hexerei.

Ralf Loweg / mid

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