Gesundheit

Gewalt in der Pflege: Neues Online-Portal verspricht Hilfe

  • Ralf Loweg/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 17. Januar 2018, 11:54 Uhr

Die Pflege in Deutschland hat keinen guten Ruf. Es gibt zu wenig Personal, keine angemessene Bezahlung und immer wieder negative Schlagzeilen. Dazu gehört auch Gewalt in der Pflege. Die betrifft Pflegebedürftige, Angehörige sowie Pflegekräfte und ist offenbar kein Einzelfall.


Die Pflege in Deutschland hat keinen guten Ruf. Es gibt zu wenig Personal, keine angemessene Bezahlung und immer wieder negative Schlagzeilen. Dazu gehört auch Gewalt in der Pflege. Die betrifft Pflegebedürftige, Angehörige sowie Pflegekräfte und ist offenbar kein Einzelfall. In einer Untersuchung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) gab etwa ein Drittel der Befragten mit Pflegeerfahrung an, sich schon unangemessen in der Pflege verhalten zu haben. 40 Prozent berichteten, mit aggressivem Verhalten von Pflegebedürftigen konfrontiert worden zu sein. Von interviewten Pflegekräften äußerten 47 Prozent, dass Pflegeheime durch Gewalt und Aggression vor ganz besondere Herausforderungen gestellt sind.

"Gewalt in der Pflege hat viele Gesichter und fängt nicht erst beim Schlagen an. Wir haben es dabei mit einem immensen Problemfeld zu tun, über das ungern gesprochen wird", sagt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. "Dabei könnte vieles verhindert werden, wenn die notwendige Sensibilität und das Wissen über das Thema stärker ausgeprägt wären", so Suhr.

Darum hat die gemeinnützige Stiftung jetzt ein neues, kostenloses Online-Angebot www.pflege-gewalt.de in Berlin vorgestellt. Das Portal richtet sich gleichermaßen an Interessierte ohne Vorwissen wie an Fachleute. Es bietet multimediale Informationselemente sowie wissenschaftlich und pflegefachlich fundierte Texte zum Beispiel zu Häufigkeit, Erscheinungsformen und Anzeichen von Gewalt. Zudem gibt es konkrete Tipps zur Gewaltprävention in der Pflege. Alle Inhalte basieren auf aktuellem Wissen. Sie sind allgemein verständlich, übersichtlich und barrierearm aufbereitet.

Zudem finden Menschen in Krisensituationen auf der Webseite die Kontaktdaten zu telefonischen Beratungseinrichtungen, die einen inhaltlichen Schwerpunkt auf dem Thema Gewalt in der Pflege haben. Dort kann anrufen, wer als Opfer von Gewalt Rat sucht - aber auch, wer als Pflegender in einer schwierigen Pflegesituation ist und Sorge hat, selbst die Kontrolle zu verlieren.

"Gerade bei dem Thema Gewalt ist es häufig nicht leicht, sich jemandem anzuvertrauen und über seine persönlichen Erfahrungen zu sprechen. Daher sind telefonische Angebote für viele Menschen eine erste gute Kontaktmöglichkeit", so Suhr weiter. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung fordert zudem: "Neben der Pflege selbst ist auch die Politik gefordert. Sie muss Strukturen in der Pflege stärken, die Gewaltprävention begünstigen und Gewaltrisiken vermindern. Das ist eine Grundbedingung für gute Pflegequalität."

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