Frauen

Wechseljahre und Co.

  • Marcel Sommer/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 1. März 2018, 16:38 Uhr

Die 'Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland' des Robert-Koch-Instituts hat die bereits früher bekannten Geschlechtsunterschiede in der Häufigkeit psychischer Störungen eindrucksvoll bestätigt. So werden bei Frauen etwa zweimal so häufig wie bei Männern Depressionen, Angststörungen und psychische Störungen mit körperlicher Symptomatik, sogenannte somatoforme Störungen, diagnostiziert.


"Frauen ertragen mehr Schmerzen als Männer", heißt es nicht selten. "Und wenn Männer Kinder bekommen müssten, gäbe es weniger", heißt es dann oft mit einem Augenzwinkern weiter. Doch Spaß beiseite. Frauen sind häufiger als Männer von bedeutenden Lebensereignissen und schwierigen Lebenssituationen betroffen wie zum Beispiel Schwangerschaftsabbrüche, Fehlgeburten, Totgeburten, ungewollte Kinderlosigkeit, Verantwortung als alleinerziehendes Elternteil, Gewalt im sozialen Nahbereich, Pflege von Angehörigen und anderes. Weiterhin führen hormonelle Einflüsse bei nicht wenigen Frauen zu psychischen Problemen, so etwa im Laufe des Menstruationszyklus und im Rahmen der Wechseljahre. Auch die Verwendung einer hormonellen Verhütung kann zu positiven, ebenso aber auch zu negativen Veränderungen der Stimmung führen.

Im Zusammenhang mit einer Brustkrebs-Behandlung werden häufig Antihormone verwendet, die sehr oft starke Wechseljahres-Beschwerden mit Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Depressivität auslösen. Und nicht zuletzt sind hohe Hormonspiegel in der Schwangerschaft und der rasche Abfall der Hormone nach der Entbindung in normale Bereiche oder bei stillenden Müttern sogar darunter an psychischen Problemen beteiligt. Dabei treten die Störungen in diesen Zusammenhängen in der Regel bei Frauen auf, bei denen bereits früher eine Neigung zu psychischen Erkrankungen bestanden hat.

Da ist es nur von Vorteil, dass Frauen zumindest medizinische Hilfe leichter als Männer annehmen und mit psychischen Problemen anders umgehen. Denn sieben von zehn Frauen nehmen die körperlichen und psychischen Veränderungen in der zweiten Zyklushälfte als unangenehm war. Von der schwersten Ausprägung dieser Veränderungen sind weltweit etwa drei bis acht Prozent aller Frauen betroffen, wie Prof. Dr. med. Anke Rohde, Bonn, auf der Pressekonferenz des FOKO erläuterte. Diese Krankheit wird "Prämenstruelle Dysphorische Störung" (PMDS) genannt. Sie ist die Steigerung der bekannten "Prämenstruellen Störung" (PMS). "Man muss allerdings davon ausgehen, dass die Mehrzahl betroffener Frauen keine angemessene Therapie erhält", erläutert Rohde. Denn für die PMDS gibt es bisher im international gültigen Diagnosesystem ICD 10 keine entsprechende Diagnosekategorie.

Die "Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland" des Robert-Koch-Instituts hat die bereits früher bekannte Geschlechtsunterschiede in der Häufigkeit psychischer Störungen eindrucksvoll bestätigt. So werden bei Frauen etwa zweimal so häufig wie bei Männern Depressionen, Angststörungen und psychische Störungen mit körperlicher Symptomatik, sogenannte somatoforme Störungen, diagnostiziert. Man muss allerdings davon ausgehen, dass die Mehrzahl betroffener Frauen keine angemessene Therapie erhält, da es in der ICD-10, dem derzeit in Deutschland gültigen Diagnosesystem ("Internationale Klassifikation psychischer Störungen", Diagnosesystem der WHO) keine Diagnosekriterien für ein Prämenstruelles Syndrom gibt, bei dem die psychischen Symptome im Vordergrund stehen. Man könnte auch sagen, dass hierzulande die Störung PMDS, an derer Existenz Fachleute nicht zweifeln, bisher fast unbekannt ist. Dies ist bedauerlich, weil durch zahlreiche plazebokontrollierte Doppelblindstudien mittlerweile hinreichend belegt ist, dass mit Antidepressiva, die schwerpunktmäßig auf das Serotoninsystem wirken (insbesondere die SSRI = Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) die PMDS sehr gut behandelbar ist. Eine andere, oftmals hilfreiche Strategie ist die durchgehende Gabe einer "Pille".

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