Auto

Die VW GTI-Familie: Alles außer langweilig

  • Klaus Brieter
  • In NEUHEITEN
  • 18. April 2018, 10:03 Uhr

Nach dem GTI-Neuzugang durch den VW up! ließ es Volkswagen ordentlich krachen und lud zu den GTI Performance Days nach Spanien ein. Eine private Rennstrecke in Andalusien lieferte den Gästen das perfekte Ambiente, um sich die Unterschiede der GTI-Familie zu erfahren.


Nach dem GTI-Neuzugang durch den VW up! ließ es Volkswagen ordentlich krachen und lud zu den GTI Performance Days nach Spanien ein. Eine private Rennstrecke in Andalusien lieferte den Gästen das perfekte Ambiente, um sich die Unterschiede der GTI-Familie zu erfahren.

"In meinem Leben habe ich schon ein paar Ehefrauen verschlissen - aber meinen ersten GTI, den habe ich noch immer." Als Rennfahrer-Legende Hans-Joachim "Strietzel" Stuck dieser Satz herausrutscht, ist vollends klar, dass er seine Aufgabe als GTI-Botschafter bei Volkswagen mit überbordenden Emotionen wahrnimmt. Ort des Geschehens: eine private Rennstrecke in der Nähe von Malaga (Spanien), die als Spielwiese für die GTI Performance Days genau das richtige Umfeld bietet. Warum VW zu diesem Event lud, hatte sicher nichts damit zu tun, dass nach der leidigen Debatte um das schmutzige Dieselthema endlich mal wieder ausgelassene Fahrfreude thematisiert werden sollte. Es stand auch kein rundes Jubiläum bei den GTI-Versionen an. Aber für ein rasantes Vergleichsfahren findet sich immer ein Grund, zumal der VW up! die GTI-Straßenversionen bei VW nun zum Trio erweitert. Wohlgemerkt: die normalen Straßenversionen, denn für sportliche Zwecke hält die Motorsport-Abteilung von VW deutlich heißere Eisen bereit.

Selbstverständlich ließ VW es sich nicht nehmen, bei diesem Event noch einmal an die glorreiche Historie zu erinnern, die vor über 40 Jahren mit dem Golf GTI begann. Also mit dem Modell, von dem Stuck bis heute so begeistert ist. Dieser GTI war so leicht wie ein Schuhkarton und setzte zu damaliger Zeit mit seinen 110 PS in seinem Marksegment Zeichen von der Klarheit eines Trompetensignals. Mittlerweile ist der Golf schon in seiner siebten Generation und bei 245 PS angekommen. Sein Gewicht hat er in all den Jahren fast verdoppelt. Das schränkt seine Fahrleistungen allerdings nicht ein, denn die Beschleunigung von Null auf Hundert ist in der aktuellen Version nach 6,2 Sekunden erledigt. Dafür brauchte der Urahn noch 10 Sekunden. Und bei Tempo 183 war damals Schluss, während der aktuelle Golf GTI seine Beschleunigungsphase erst bei 250 km/h (mit DSG-Getriebe: 248 km/h) beendet.

Auch beim Drehmoment lässt der Golf GTI "Performance" aus heutiger Produktion seinen Urgroßvater alt aussehen: 370 Newtonmeter ab 1600 U/min. Irgendwie wirkt der Wert von 140 Newtonmeter bei 5000 U/min des GTI der ersten Generation dagegen ziemlich unverbindlich. Trotzdem ging der ab, wie "Schmidts Katze", wie Stuck betont. Emotionen sind eben nicht von nackten Zahlen abhängig. Der Gradmesser damals wie heute: Wie fühlt sich das Auto an, wenn ich damit unterwegs bin? Um das Heute abzutasten, hob VW unter Anleitung des Driving Experience-Teams die Startflagge auf dem Circuito Ascari, wo sich up! GTI, Polo GTI und Golf GTI dem Vergleich bis in den Grenzbereich hinein stellen mussten.

Schnell wird klar: GTI ist nicht GTI. Gewicht, Leistung, Achslast-Verteilung und Reifen-Dimensionen sind zu unterschiedlich, um einen Einheitscharakter auf die Räder zu stellen. So wirkt der Golf in allen Lebenslagen unerschütterlich, der Polo sensibel und der up! etwas eigenwillig. Besonders auf dem Handlingkurs mit engen Kurven wird der Unterschied zwischen up! und Polo sehr deutlich. Bis in den Grenzbereich hinein lenkt der Polo präzise ein und folgt willig dem Fahrerbefehl. Dass er unter hartem Gaseinsatz einen Tick übersteuert, bereitet dem sportlich orientierten Fahrer Freude: Er kann die Lenkung dann schon früher in Richtung Nullstellung zurücknehmen. Das blanke Gegenteil erlebt er im up! GTI. Galoppiert er enge Kurven um einen Tick zu zügig an, untersteuert der "kleine Giftzwerg" deutlich, sodass spontanes Lupfen des rechten Fußes angesagt ist, um die Biegung im engeren Radius zu nehmen.

Diese Betrachtung hat aber eher akademischen Charakter. Denn schließlich ist der up! GTI als flinker Stadtwagen konzipiert, der sich durch den Verkehr wuseln soll, anstatt die Auffahrtsspirale im Parkhaus in Bestzeit zu meistern. Dafür sind 115 PS auch reichlich üppig, aber schließlich ist man auch mit dem kleinen GTI schon mal außerorts unterwegs und möchte nicht ständig hinter dem LKW herfahren. In seinen Gesamteigenschaften hat eher der Polo GTI (23.950 Euro) die Rolle des ersten GTI von 1976 übernommen . Er steht so kompakt wie der alte auf seinen Rädern und verlangt beim engagierten Fahrer eine kundige Hand. Zudem ist er auf der Preisskala noch besser erreichbar als der Golf, der als GTI "Performance" 32.950 Euro kostet. Strietzel Stucks Schlussbemerkung zielt in eine etwas andere Richtung: "Ich bin froh, dass wir jetzt auch den up! GTI für 16.975 Euro im Programm haben. Vielleicht können wir damit wieder mehr junge Leute für das Thema Auto begeistern." Da schließt sich der Kreis zwischen dem alten Golf GTI, Strietzels Emotionen und dem GTI-Angebot von heute.

Klaus Brieter / mid

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