Fahrbericht

Nissan Leaf - ein smarter Stromer

Der neue Nissan Leaf verspricht mehr Reichweite bei gesteigertem Fahrspaß. Zudem kommt der neue Stromer mit Features wie ProPilot, dem revolutionären e-Pedal sowie weiteren Fahrerassistenz-Systemen daher. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat ihn ausprobiert.


Der neue Nissan Leaf verspricht mehr Reichweite bei gesteigertem Fahrspaß. Zudem kommt der neue Stromer mit Features wie ProPilot, dem revolutionären e-Pedal sowie weiteren Fahrerassistenz-Systemen daher.

Seit März 2018 ist die zweite Generation des Nissan Leaf bei den Händlern verfügbar und die Nachfrage ist groß. Wartezeiten bis zu acht Monaten sind angesagt, aber es lohnt sich, da der neue Stromer mit einigen neuen Finessen aufwartet, wenn man ihn in der Vollausstattung "Tekna" ordert.

Die Batterieleistung mit nun 40 kWh ist im Verhältnis zum Vorgängermodell um 38 Prozent gestiegen, der E-Motor kann nun mit 110 kW/150 PS Leistung aufwarten. Auch das Drehmoment hat 26 Prozent Zuwachs bekommen und liegt jetzt bei 320 Newtonmetern. Diese technischen Werte setzt der Leaf in der Praxis in eine ordentliche Beschleunigung um: Von 0 auf 100 km/h braucht er nur 7,9 Sekunden. Während die erste Generation auf maximal 175 Kilometer Reichweite kamen, verspricht der neue Leaf in der 2018er-Version bis zu 285 Kilometer nach dem praxisnahen WLTP-Verfahren , nach der bisher geltenden NEFZ-Norm sind es sogar bis zu 378 Kilometer. Dabei hilft auch eine stromsparende Wärmepumpe.

Geladen werden kann das Auto über den Typ-2-Ladeanschluss mit Wechselstrom bis 6,6 kW und per CHAdeMO-Schnellladeanschluss mit Gleichstrom bis 50 kW. Außerdem ist der Leaf mit einer bidirektionalen Ladefunktion ausgestattet: Er kann auch Strom abgeben. Das wird aktuell in einem europaweiten Pilotprojekt getestet. Die Garantie für den Akku beträgt acht Jahre oder 160.000 Kilometer.

In strahlendem Pearl White mit Black Metallic Außenspiegeln und Dach sowie blauer Zierleiste über dem Diffusor steht der Nissan Leaf Tekna bereit zur Probefahrt durch Taunus und Rheingau. Futuristisch angehaucht wirkt der V-Motion-Grill in blauem Design, der die Sensoren für die Fahrassistenz-Systeme beinhaltet. LED-Scheinwerfer und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen runden die unaufgeregte und minimalistische Außenerscheinung ab. Innendrin erwarten die Passagiere Alcantara-Ledersitze in Schwarz mit blauen Nähten, ein ebenfalls mit blauen Nähten verziertes Lederlenkrad, ein hellbeiger Dachhimmel, Hochglanztürgriffe, mit blauem Leaf-Motiv bestickte Fußmatten plus ein Dashboard und Schaltelemente mit blauen Zierleisten. Das e-Motiv zieht sich wie ein "blauer" Faden durch das Design.

Die Schaltzentrale besteht aus einem Wahlhebel, der die Parkposition, Rückwärtsgang, Leerlauf und die Fahrstufe D/B in einem Joystick-Modus bedienbar macht. Die Mittelkonsole präsentiert sich aufgeräumt und übersichtlich und bietet ein Multimedia-System mit 7-Zoll-Farbdisplay und Touchscreen. Der 360-Grad-Around-View-Monitor stellt die in der Sonderausstattung erhältliche ProPILOT-Funktion zwar etwas klein dar, aber es ist immerhin als Option möglich, das Auto selbstständig einparken zu lassen. Das klappte im Test aber nur optimal auf korrekt eingezeichneten Parkflächen mit weißen Begrenzungsstreifen. Über das Multifunktionslenkrad mit den üblichen Funktionen für die Sprachsteuerung lassen sich der adaptive Geschwindigkeits- und Abstands-Assistent sowie der Spurhalteassistent im Rahmen der ProPILOT-Option mit teilautonomisierten Funktionen bedienen. Das Fahrerinformationsdisplay im Dashboard links lässt sich auch nach Kundenwunsch digital personalisieren und rechts kommt eine analoge Geschwindigkeitsanzeige zum Einsatz.

Eine Besonderheit ist das e-Pedal. Dahinter verbirgt sich die Idee, lediglich ein Pedal zum Gasgeben und Bremsen zu benutzen. Sobald der Fahrer komplett vom Gas geht, bremst der Leaf automatisch runter bis zum Stillstand. Die Rekuperationsmöglichkeit ist dabei mit einer Verzögerung bis maximal 0,2 G kombiniert - das reicht beim normalen Mitschwimmen im Verkehr meist aus, zur Eingewöhnung reichen wenige Kilometer. Und schließlich gibt es ja auch noch das Bremspedal.

Bei der Testfahrt fällt die niedrige Geräuschkulisse auf, auch bei höheren Geschwindigkeiten sind nur ein paar Windgeräusche zu hören. Das Bose Premium-Soundsystem ist das einzige an Bord, was ordentlichen Sound erzeugt. Selbst bei sportlichen Manövern am Grenzbereich geht der kompakte Stadtflitzer gutmütig um die Kurve, dabei helfen der niedrige Schwerpunkt, die verbesserte Karosseriesteifigkeit und die intelligente Fahrwerkskontrolle. Man merkt auch, dass diese Landstraßenkombinationen ganz gut zum Leaf passen, denn dank seiner kräftigen Beschleunigung lässt er locker den einen oder anderen Wagen hinter sich. Im Stadtbetrieb ist er ganz entspannt zu fahren und im Stromsparmodus ohnehin der ideale Wegbegleiter. Auf der Autobahn ist bei 144 km/h Schluss. Bleifuß-Fahren verkürzt die Reichweite drastisch, das ist bekannt. Kurzzeitige Beschleunigungsmomente zaubern zwar ein Schmunzeln ins Gesicht, wenn man ein paar Oberklassewagen mit dem doch enormen Vortrieb überraschen kann. Aber danach kommt dann schnell die Ernüchterung. Spätestens an der nächsten Ladesäule, die einem eine 40- bis 60- minütige Schnellladezeit aufbrummt, rächt sich das Gasgeben auf unlimitierten Streckenabschnitten. Da reiht man sich lieber mit Tempomat auf der rechten Spur ein.

Ein Ziel der Testfahrt war es festzustellen, wie stark die Batterie auf den knapp 117 Kilometer Wegstrecke entleert wird. Das Ergebnis: Nach der Berg- und Talfahrt in gemäßigtem Landstraßentempo zeigte der Bordcomputer noch 45 Prozent Akku-Ladung. Von der ursprünglichen Reichweite von 238 Kilometer bei Fahrtbeginn waren noch 124 Kilometer übrig. Ein gutes Ergebnis.

Fazit zum Nissan Leaf Tekna: Die 42.100 Euro für den Testwagen sind ein stolzer Preis, der Standard Leaf ist ab 31.950 Euro zu haben und damit wie die meisten Elektrofahrzeuge nicht für jedermann erschwinglich. Er bietet sich als Alternative für den Kurzstrecken- oder Stadtfahrer an, zumal es immer mehr Aufladestationen gibt und es in Zukunft weitere attraktive Angebote auch für erweiterten Lademöglichkeiten von zuhause aus geben soll.

Laura Luft / mid

Technische Daten Nissan Leaf Tekna:

Fünftüriges Elektroauto, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Millimeter: 4.490/1.788/1.530/2.700, Leergewicht: 1.580-1.640 kg, zulässiges Gesamtgewicht: 1.995 kg, Kofferraumvolumen: 385-420 l.

Antrieb: Elektromotor, Batteriekapazität: 40 kWh, Batteriespannung: 350V, Leistung: 110 kW/150 PS, max. Drehmoment: 320 Nm bei 3.283 U/min, 0-100 km/h: 7,9 s, Höchstgeschwindigkeit: 144 km/h, stufenloses Automatikgetriebe, Frontantrieb, Stromverbrauch: 20,6 bis 19,4 kWh/100 km (nach WLTP), 15,2 bis 14,6 kWh/100 km (nach NEFZ), CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+, Reichweite: bis zu 378 km (nach NEFZ), 270 bis 285 km (nach WLTP), Preis: ab 31.950 Euro, Testwagen mit Tekna Ausstattung: 42.100 Euro.

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