Fahrbericht

Mitsubishi Pajero: Time to say Goodbye

Über vier Modellgenerationen war der Mitsubishi Pajero das Aushängeschild der Marke mit den Diamanten im Logo, wenn es um Geländetauglichkeit und die Qualitäten als echtes Arbeitstier ging. Ende 2018 ist nach fast 36 Jahren Schluss. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat mit der japanischen Offroad-Ikone eine Ehrenrunde gedreht.


Über vier Modellgenerationen war der Mitsubishi Pajero das Aushängeschild der Marke mit den Diamanten im Logo, wenn es um Geländetauglichkeit und die Qualitäten als echtes Arbeitstier ging. Ende 2018 ist nach fast 36 Jahren Schluss. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat mit der japanischen Offroad-Ikone eine Ehrenrunde gedreht.

Wer in den aktuellen Pajero, der in Deutschland derzeit neben den regulären Ausstattungslinien auch als Sondermodell "Final Edition" zu haben ist, einsteigt, fühlt sich ein bisschen wie in die 1990er Jahre zurückversetzt. Als erstes fällt der etwas angestaubte Charme des Innenraums auf - bei der höchsten Ausstattung "Top" beispielsweise erwarten den Fahrer ein Lenkrad in Wurzelholz-Leder-Kombination, Wurzelholz-Zierelemente in den Türen und relativ viele Kunststoff-Blenden in Alu-Optik sowie Kippschalter, wie sie heute in Neuwagen eher selten zu finden sind. Die Verarbeitung und auch die Materialauswahl des Armaturenbretts lassen dagegen keinen Raum für Beanstandungen.

Was Mitsubishi liefert, hat Hand und Fuß, gehört aber optisch nicht zum Modernsten. Das gilt auch für Annehmlichkeiten wie etwa das Multimedia-System inklusive Navi mit seinem in der Top-Ausstattung serienmäßigen 7-Zoll-Touchscreen. Die Menüführung ist einfach nicht mehr auf dem neuesten Stand und im Vergleich zu ganz aktuellen Systemen eher umständlich. Pluspunkte gibt's für das Soundsystem mit acht Lautsprechern, das einen wirklich satten Klang generiert.

Konzentrieren wir uns auf das, was den Pajero ausmacht: seine Leistungsfähigkeit auf und abseits der Straße. Auch wenn Zahlen manchmal in die Irre führen können, gibt es einen Wert, der den Pajero bestens charakterisiert: 90 Prozent der neu zugelassenen Geländewagen von Mitsubishi sind mit einer Anhängerkupplung ausgerüstet. Das zeigt, wofür der Pajero genutzt wird: als Zugmaschine, zum Beispiel für Pferde- oder Bootsanhänger. Wer auf Shoppingtour gehen oder die Kleinen in die Kita bringen möchte, braucht keinen Pajero und wird ihn dafür nicht kaufen. Für solche Zwecke gibt es andere Autos in der gleichen Größenordnung, aber passenderem Image.

Der Pajero ist gebaut, um bis zu drei Tonnen - der Fünftürer sogar bis zu 3,5 Tonnen - zu schleppen oder abseits befestigter Straßen vorwärts zu kommen. Dafür sorgen Features wie die elektronische Stabilitäts- und Traktionskontrolle, eine Bergabfahrhilfe und der permanente Allradantrieb "Super Select 4WD-II". Ab der Ausstattung "Plus" ist außerdem ein bis zu 100 Prozent sperrbares Hinterachsdifferenzial an Bord, das Verluste der Antriebskraft bei unterschiedlicher Bodenhaftung zwischen linkem und rechtem Hinterrad verhindert und so die Geländegängigkeit noch weiter erhöht. Zur höchsten Ausstattung gehören außerdem Chromblenden für Außenspiegel und Türgriffe, sowie ein elektrisches Glas-Schiebe-/Hubdach.

Für Vortrieb sorgt in allen Pajeros der 3.2 Liter DI-D Motor. Das Diesel-Aggregat leistet 140 kW /190 PS und ist mit einem 5-Stufen-Automatikgetriebe gekoppelt. Das Triebwerk ist erstaunlich agil, auch wenn die Werte auf dem Papier keine Bestmarken sind. Aber im Alltagseinsatz lässt sich der Geländewagen flott bewegen. So gerüstet benötigt der Pajero als 3-Türer mit kurzem Radstand 10,4 Sekunden bis Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h. Den Verbrauch gibt Mitsubishi mit neun Litern an, etwa einen Liter mehr gönnt sich der Gelände-Dino im Alltagseinsatz.

Was im Gedächtnis bleibt beim geradewegs aufs Rentenalter zusteuernden Pajero ist die Routine, die das Auto ausstrahlt. Technisch passt alles perfekt zusammen, man merkt, dass der Japaner ein erfahrener Akkordarbeiter ist. Grandiose Innovationen sucht man vergebens, aber dafür steht ein Pajero auch nicht. Das Smartphone lässt sich via Bluetooth koppeln, das muss genügen. Der Pajero ist eben ein Auto aus einer anderen Zeit, ein Geländewagen der alten Schule: lauter als andere, etwas durstiger als manch anderes Auto, aber dafür eben auch ein "Charakterkopf", von denen es immer weniger auf den Straßen gibt. Nicht wenige Menschen werden ihn vermissen.

Mirko Stepan / mid

Technische Daten Mitsubishi Pajero 3,2 DI-D "Top":
Fünfsitziger Geländewagen mit drei Türen, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Millimeter: 4.385/1.875/1.870/2.545, Leergewicht: 2.273 kg (ausstattungsabhängig), Zuladung: 392 kg, Tankinhalt: 69 l, Kofferraumvolumen: 290 bis 1.119 l.
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum: 3.200 ccm, Leistung: 140 kW/190 PS bei 3.500 U/min, maximales Drehmoment: 441 Nm bei 2.000 U/min, 0-100 km/h: 11,1 s, Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h, 5-Gang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, Normverbrauch: 9,0 l, CO2-Ausstoß: 238 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 41.990 Euro.

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