Automated Valet Parking

,,Selbst parken ist ein Auslaufmodell"

  • Hans-Robert Richarz, cen/ampnet
  • In TECHNIK
  • 14. Mai 2018, 15:35 Uhr

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Automated Valet Parking gilt als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum autonomen Fahren. Es funktioniert so: Das Fahrzeug wird in einer besonders gekennzeichneten Zone vor der Einfahrt eines Parkhauses abgestellt. Fahrerin oder Fahrer steigen aus und geben per Smartphone-App ihrem Auto den Auftrag, sich selbst eine freie Parklücke zu suchen. Genauso kommt der Wagen bei Bedarf auch fahrerlos wieder zurück. Science Fiction? Keineswegs. Voraussetzungen sind ein entsprechend mit Sensoren ausgestattetes Parkhaus sowie ein Auto-Extra, das mit ihnen kommunizieren kann. Die Technik im Wagen setzt dann die Befehle der Parkhaus-Infrastruktur in sichere Fahrmanöver um.

Bereits im Sommer vergangenen Jahres realisierten Mercedes-Benz und Bosch im Parkhaus des Mercedes-Benz Museums in Stuttgart ein solches System. Jetzt wird auch ein neues Parkhaus auf dem Gelände der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen (RWTH) damit ausgerüstet. Dazu vereinbarten Bosch und der junge Fahrzeughersteller ,,e.Go" jetzt eine Zusammenarbeit. Bosch kümmert sich um die Infrastrukturtechnik im Parkhaus und macht Autos gemeinsam mit e.Go fit für den automatisierten Einpark- und Vorfahrservice. Im ersten Schritt soll das Automated Valet Parking mit bis zu zwölf e.Go Life - so heißen die Fahrzeugmodelle des Aachener Unternehmens - realisiert werden. Die Autos gehören zum Fuhrpark von e.Go und stehen Mitarbeitern für Dienstfahrten sowie zur Vorführung des automatisierten Einpark- und Vorfahrservice zur Verfügung.

Die e.GO Mobile AG ist ein Elektroauto-Startup zur Entwicklung und Herstellung von Elektrofahrzeugen mit Sitz im Netzwerk Produktionstechnik auf dem RWTH Aachen Campus. Im Frühjahr 2015 gründete Professor Günther Schuh vom Lehrstuhl für Produktionstechnik das Unternehmen, nachdem er bereits 2009 die ,,StreetScooter GmbH" mit initiiert hatte. Von diesen Erfahrungen profitieren die bisher 200 Mitarbeiter, die heute in Teams daran arbeiten, Elektrofahrzeuge für den Kurzstreckenverkehr kostengünstig und kundenorientiert herzustellen.

Den Viersitzer entwickelten Schuh und sein Team von Grund auf als kompaktes Elektroauto, um zu beweisen, dass Elektromobilität ohne jegliche Abstriche oder Aufpreise möglich ist. Der knapp dreieinhalb Meter lange e.Go Life 20 ist in erster Linie als Stadtauto gedacht, verfügt als Basismodell über eine Reichweite von 136 Kilometern nach NEFZ und soll brutto - ohne den Abzug der staatlichen Prämie für den Kauf von E-Fahrzeugen - 15 900 Euro kosten. Das Spitzenmodell e.Go Life 60 ist ohne Extras ab 19 900 Euro zu haben, hat eine Reichweite von 194 Kilometern, beschleunigt von Null auf 100 km/h in 8,6 Sekunden und ist bis zu 160 km/h schnell. Der e.GO Life wird ab Herbst 2018 erhältlich sein. Vorbestellungen sind schon jetzt gegen eine Anzahlung von 1000 Euro möglich.

Schon jetzt gibt es eine ansehnliche Liste zusätzlich zu ordernder Extras von der Klimaanlage bis zum Infotainmentsystem, auf die Einrichtungen für Automated Valet Parking muss man allerdings noch warten. Aber: ,,Selbst parken ist ein Auslaufmodell. Das Auto kann mit dieser Technik viel besser einparken und erspart Autofahrern Zeit und Stress", sagt Dirk Hoheisel, Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. ,,Parkhäuser sind das Revier eines kompakten, wendigen Stadtautos wie dem e.Go Life. Mit dem Automated Valet Parking können wir noch mehr erreichen - nämlich bis zu 50 Prozent mehr Fahrzeuge in einem existierenden Parkhaus unterzubringen. Für die Technik-Option im e.Go Life werden die Kunden nur einen minimalen Aufpreis zahlen müssen", ergänzt Professor Günther Schuh, Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssystematik an der RWTH und Chef der e.Go Mobile AG.

Um den zuverlässigen Betrieb der Fahrzeug- und Parkhaustechnik zu bewerten, wollen Bosch und e.Go von Anfang an den TÜV und lokale Behörden in ihre Zusammenarbeit einbeziehen. (ampnet/hrr)

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