Fahrbericht

Opel Corsa GSi: Pfeilschnell und blitzsauber

  • Ralf Schütze
  • In FAHRBERICHTE
  • 7. September 2018, 15:58 Uhr

Autofans, die stets der 'guten alten Zeit' nachtrauern, dürfen sich über ein echtes Revival freuen: Unter dem legendären Kürzel GSi schickt Opel wieder sportliche und relativ erschwingliche Autos ins Rennen. Nach dem Insignia folgt nun der wieselflinke Corsa GSi - im reinsten Sinne der Umgangssprache eine 'Rennsemmel'. Denn: 150 PS und 207 km/h sind in dieser Klasse beachtliche Werte, ein Einstiegspreis unter der 20.000er Marke ist eine Kampfansage. Was hat der rasante Rüsselsheimer drauf?


Autofans, die stets der "guten alten Zeit" nachtrauern, dürfen sich über ein echtes Revival freuen: Unter dem legendären Kürzel GSi ("Grand Sport Injection") schickt Opel wieder sportliche und relativ erschwingliche Autos ins Rennen. Nach der Mittelklasse Insignia folgt nun der wieselflinke und kräftig motorisierte Kleinwagen Corsa GSi - im reinsten Sinne der Umgangssprache eine "Rennsemmel". Denn: 150 PS und 207 km/h sind in dieser Klasse beachtliche Werte, und ein Einstiegspreis unterhalb der magischen 20.000er Marke (exakt 19.960 Euro) ist eine Kampfansage. Was hat der rasante Rüsselsheimer drauf? Wir fanden's heraus auf der berühmten elsässischen Bergpiste "Route des Cretes".

Mit quietschenden Reifen, deutlich hörbar im Grenzbereich sausen wir durch eine Serpentine. Am Kurvenausgang gehen wir früh aufs Gas, der Vierzylinder-Turbo gehorcht prompt auf jeden noch so kleinen Pedalimpuls, dann Anbremsen der nächsten engen Kurve, das Nappaleder-Lenkrad liegt perfekt in der Hand und vermittelt stets einen direkten Eindruck, was zu tun ist - so fühlt sich Fahrvergnügen an. Und so eilen wir im neuen Opel Corsa GSi auf der legendären Route des Cretes westlich von Mühlhausen im Elsass von Gipfel zu Gipfel und wollen gar nicht mehr aufhören damit. Als wir dann doch an einem der vielen Aussichtspunkte aussteigen, und neben dem Ausblick auf weite Täler auch den Anblick des Corsa GSi genießen, stellen wir fest: Der seit 2014 gebaut Corsa E lässt sich auch fünf Jahre nach seinem Debüt optisch gelungen aufpeppen, um dynamischen Fahrern ein würdiges Renngerät hinzustellen: 150 PS für unter 20.000 Euro - ganz im Sinne von Opels GSi-Tradition.

Äußerlich genügen einige sportliche Akzente wie Heckspoiler, große Lufteinlässe und Außenspiegel in Carbon-Optik, um den Charakter des Corsa GSi darzustellen. Innen dominieren die Recaro-Sitzschalen das Bild und lassen keine Zweifel aufkommen: Hier geht's zur Sache, wenn man will. Nach dem Losfahren wird schnell klar: Der 1,4-Liter-Vierzylinder geht grandios zur Sache, denn er hängt so willig und reaktionsschnell am Gas wie kaum ein vergleichbares Aggregat. Dass er sich bei flotter Gangart im Mix aus Serpentinen-Landstraße, Ortsdurchfahrten und Autobahn 7,7 l/100 km genehmigt, gönnt man dem quirligen Motor. Denn wenn's drauf ankommt, schiebt und wuchtet er die gut 1,2 Tonnen schwere Fuhre stets souverän voran. Dabei erweist sich der Sprinter auch als Saubermann, denn er erfüllt bereits die erst in knapp einem Jahr verbindliche Euro 6d-Temp-Norm.

Hinter all dem steckt kein Geringerer als Volker Strycek, Ex-DTM-Pilot und heute Direktor von Opel Performance Cars (OPC) sowie Motorsport-Chef. Der ebenso leidenschaftliche wie versierte Rennprofi und sein OPC-Team haben dem Corsa GSi genau jene Dynamik verliehen, die man sich von einem Auto dieser Preisklasse erhoffen darf. Dass sich der Mini-Opel auf den teils holprigen Straßen im Elsaß schon mal recht hart anfühlt, nimmt man in Kauf angesichts der gleichzeitig extrem hohen Kurventempi, die dieses Fahrwerk ermöglicht. Und: Die "FSD-Technologie" (Frequency Selective Damping) von Zulieferer Koni passt die Dämpferkräfte an die jeweils herrschende Bewegungsfrequenz des Kraftzwergs an. Deshalb fällt die gesunde Härte des Corsa-Fahrwerks im Alltag zwar spürbar, aber nicht zu extrem aus.

In seinem Konkurrenzumfeld mit Rivalen von VW oder Ford setzt sich der Opel Corsa GSi nicht nur als erschwingliches Sportwägelchen in Szene, oder bietet, wie Volker Strycek es ausdrückt, "Fahrspaß zum fairen Kurs". Darüber hinaus glänzt der kleine, flotte Rüsselsheimer mit praktischen Vorzügen wie sehr hoher Zuladung und einem ausreichend großen Gepäckabteil im Heck. Doch vor allem die direkte Verbindung zwischen Fahrer und Fahrzeug wirkt im Corsa GSi extrem gelungen, wenn man sich für vertretbare 530 Euro Aufpreis die Recaro-Sportsitze aus Nappaleder gönnt. Sie bieten genügend Komfort, um beim banal-alltäglichen Dahinfahren in keinster Weise leiden zu müssen. Doch wenn man den flotten Corsa bei sehr hohen Kurventempi seiner eigentlichen Bestimmung zuführt, glänzen sie mit sehr gutem Seitenhalt.

Damit der an sich betagte Corsa als frisch-dynamischer GSi up to date ist, bietet Opel für das kleine Sportgerät gegen Aufpreis die neuestes 4.0-Version seines Infotainment-Systems "IntelliLink" an. So können sich junge, aufstrebende Straßensportfahrer auch zeitgemäß connecten, damit auch die Freizeitgestaltung außerhalb fahrdynamischer Erlebnisse nicht zu kurz kommt. So ist der Opel Corsa GSi ein lebendiger Beweis dafür, dass sich Legenden sehr wohl in die Neuzeit transferieren lassen, wenn man's richtig macht.

Ralf Schütze/mid

Technische Daten Opel Corsa GSi:
Fünfsitziger und dreitüriger, sportlicher Kleinwagen, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4.036/1.775 (o.Spiegel)/1.479/2.510, Leergewicht: 1.214 kg, zul. Gesamtgewicht: 1.690 kg (5-Türer: 1.655), max. Zuladung: 475 kg, Kofferraumvolumen: 280-1.090 l, Tankinhalt: 45 l, Preis: ab 19.960 Euro.

Motor: 1,4-Liter-Benziner, Reihen-Vierzylinder mit Turboaufladung, Hubraum: 1.499 ccm, Leistung: 110 kW/150 PS, max. Drehmoment: 220 Nm bei 3.000-4.500/min, Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 8,9 s, Höchstgeschwindigkeit: 207 km/h, Normverbrauch: 6,4-6,1 l auf 100 km, CO2-Ausstoß: 147-139 g/km, Abgasnorm: Euro 6d-Temp, Sechsgang-Handschaltung, Frontantrieb.

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