Medizin

Psychotherapeuten fordern langfristige Therapien

  • Mirko Stepan/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 10. Oktober 2018, 12:47 Uhr

Immer mehr Menschen leiden unter Depressionen - doch statt auf wirksame Therapien werde bei der Behandlung auf die Verschreibung von Psychopharmaka gesetzt, kritisiert die Psychotherapeutenkammer Hessen. Ein gefährlicher Trend.


Immer mehr Menschen leiden unter Depressionen - doch statt auf wirksame Therapien werde bei der Behandlung auf die Verschreibung von Psychopharmaka gesetzt, kritisiert die Psychotherapeutenkammer Hessen. Ein gefährlicher Trend.

Die Psychotherapeutenkammer Hessen warnt vor einer "kurzsichtigen Weichenstellung in der Gesundheitspolitik". Der gefährliche Trend, die Symptome mit angstlösenden und stimmungsaufhellenden Präparaten wegzudosieren, werde sich 2019 weiter verstärken, wenn der Zugang zu Psychotherapie weiter erschwert werde, so die Prognose der Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hessen, Dr. Heike Winter.

Sie fordert Gesundheitspolitiker in Bund und Ländern auf, für die Lösung der wachsenden Probleme nicht nur Pharmakotherapien im Blick haben. Zahlen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) belegen der Kammer zufolge, dass sich die Verordnungen von Antidepressiva in den zurückliegenden 25 Jahren bereits versiebenfacht haben. Nach Überzeugung von Präsidentin Heike Winter sollte diese Entwicklung gestoppt und nicht durch eine "gestufte und gesteuerte Versorgung" über Hausärzte und Allgemeinmediziner weiter beschleunigt werden - eine engere Zusammenarbeit von Hausärzten und Psychotherapeuten sei für die Patienten wichtig, damit die Behandlung von Depressionen künftig nicht mehr durch Medikamente dominiert werde.

Auch Selbsthilfe ist bei Depressionen möglich. Die AOK bietet beispielsweise das Online-Programm moodgym an (www.moodgym.de), das allen Interessierten zur anonymen und kostenlosen Nutzung zur Verfügung steht. Es basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie. "Die kognitive Verhaltenstherapie ist gut untersucht und wird bei Depressionen erfolgreich angewendet", erklärt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie im AOK-Bundesverband. "Dabei lernen Patienten zum Beispiel, negative Wahrnehmungen und Gedanken so umzugestalten, dass sie künftig besser mit belastenden Situationen umgehen können." Durch das Aneignen neuer Verhaltensweisen könnten sich die Stimmung und das Wohlbefinden des Nutzers verbessern. Diese Art der Online-Selbsthilfe ermögliche es Betroffenen zusätzlich zur Behandlung, die Depression zu bekämpfen.

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