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Roadtrip ins Miataland: Spurensuche im Mazda MX-5

  • Mirko Stepan
  • In MOTOR
  • 19. Oktober 2018, 15:48 Uhr

Als 'Kult' oder 'Legende' werden viele Autos bezeichnet. Fahrzeuge wie der Mercedes 300 SL tragen diesen Titel, der Porsche 911 natürlich, Ferrari F40 oder Lamborghini Miura. Aber auch erschwingliche Autos des kleinen Mannes gehören dazu, der VW Käfer oder die 'Ente', der Citroen 2CV - und der Mazda MX-5, der meistverkaufte Roadster der Welt.


Als "Kult" oder "Legende" werden viele Autos bezeichnet. Fahrzeuge wie der Mercedes 300 SL tragen diesen Titel, der Porsche 911 natürlich, Ferrari F40 oder Lamborghini Miura. Aber auch erschwingliche Autos des kleinen Mannes gehören dazu, der VW Käfer oder die "Ente", der Citroen 2CV - und der Mazda MX-5, der meistverkaufte Roadster der Welt.

Bei Andrea Mancini dreht sich alles um den kleinen Roadster aus Japan, der seit 1989 Auto-Liebhaber rund um den Globus begeistert. Wer herausfinden möchte, wie aus einem offenen Zweisitzer ein Kultobjekt werden konnte, muss Mancini im Miataland besuchen. In Piedicolle, 30 Kilometer südlich von Perugia, hat der Italiener die größte Miata-Sammlung der Welt zusammengetragen - Miata, so heißt der MX-5 in den USA, im Heimatland Japan lief er die ersten Jahre unter dem Namen Eunos vom Band.

40 Exemplare gehören inzwischen zum Bestand von Mancini. Begonnen hat alles mit der ersten Generation des Roadsters. Mancini arbeitete damals noch in einem Ford-Autohaus. Eine Kundin wollte sich einen Neuwagen zulegen und ihren MX-5 in Zahlung geben. Der Autoverkäufer aus Rom konnte nicht widerstehen. Der Beginn einer Leidenschaft, die bis heute andauert. Dass ausgerechnet sein erster MX-5 nicht im Miataland zu finden ist, hat einen einfachen Grund: er musste dem zweiten MX-5 weichen, den sich Mancini zulegte. Und ist bis dato der einzige, von dem er sich wieder getrennt hat.

Zur Sammlung gehören zahlreiche seltene Exemplare. Ob Rennwagen, US-Tuning-Monster mit V8 unter der Haube oder Fahrzeuge, die nur in Japan aufgelegt worden sind. Wenn sie irgendwo in Europa zu finden sind, dann in Mancinis Miataland. In seiner Auto-Scheune steht unter anderem ein M2 1002, ein Exemplar aus einer Kleinserie, von der nur 40 Stück gebaut wurden. M2 war zwischen 1991 und 1994 der Versuch von Mazda, eine hauseigene Nobel-Marke zu etablieren; dabei wurden auch MX-5 für den japanischen Markt veredelt. Fünf dieser M2-Eunos stehen nahe Perugia im Miataland, so weit bekannt, die einzigen, die es nach Europa geschafft haben.

Die Faszination MX-5 können Mancinis Gäste nicht nur beim Besuch der Sammlung erleben, sondern auch bei geführten Ausfahrten durch die hügelige Umgebung Perugias und bei der Übernachtung im aufwendig und detailverliebt sanierten Landgut aus dem 17. Jahrhundert in speziellen Themenzimmern, in denen der lange Atem des Japan-Roadsters zu spüren ist: Sie sind farblich passend zu MX-5-Lackierungen gestaltet, jede handgefertigte Wandfliese ist eine Liebeserklärung an das Kultauto. Mancini erzählt, dass ihm einige Mazda-Händler interessierte Kunden mit Vorführwagen schicken, um mit dem Roadster auf Tuchfühlung zu gehen. Seine Bilanz ist überzeugend. Zwölf Interessenten kamen zu Besuch, alle zwölf haben danach einen MX-5 gekauft.

Verständlich, denn Mancinis Liebe zu diesem Auto ist ansteckend. Ich ertappe mich abends in meinem gelben Miata-Zimmer dabei, online nach MX-5 der ersten Generation zu suchen - vielleicht steht dieser Klassiker ja irgendwann in der heimischen Garage. Für den Italien-Roadtrip - 2.626 Kilometer in vier Tagen, über vier Bergpässe, unter anderem das Timmelsjoch und das Penser Joch in den Alpen, zahlreiche Landstraßen in Deutschland, Österreich und Italien und fast komplett unter freiem Himmel - ist der aktuelle MX-5 RF mit 1,5-Liter-Sauger und 131 PS mein treuer Begleiter.

Wer den Klappdach-Roadster mit viel Drehzahl über die Straßen scheucht, versteht, was eine andere Automarke mit "Freude am Fahren" bezeichnet: Der Mazda giert nach Kurven, egal ob langgezogen oder immer enger werdend. Das Auto hat den Fahrspaß mit eingebaut, und es sorgt nicht nur hinterm Volant für ein Dauergrinsen. Dass Kompromisse unausweichlich sind, vor allem beim Platzangebot, ist nebensächlich. MX-5-Fahren bedeutet, dass die Lust an der Fortbewegung im Mittelpunkt steht. Für feuchte Augen wegen der Raumwunder-Qualitäten oder der Vielzahl an Assistenten sind andere Autos zuständig.

Ob beim Fotostopp an der österreichisch-italienischen Grenze in rund zweieinhalbtausend Metern Höhe, bei der Tank- und Kaffeepause nahe Perugia oder auf dem Parkplatz eines Olivenöl-Produzenten in der Toskana: Der Mazda MX-5 zieht die Menschen magisch an, sie lassen sich zu durchweg positiven Kommentaren hinreißen. Mancini kennt das Phänomen und kann es allen vier Modellgenerationen bescheinigen. Die Reaktionen auf das Auto, ob alt oder neu - sind länderübergreifend nahezu identisch, aber auf italienisch klingen sie besonders schön: Bella macchina!

Mirko Stepan / mid

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