Fahrbericht

Audi A8 50 TDI: Tippspiel der besonderen Art

Die neue Generation des Audi A8 weicht bei Fahrwerk, Motor und Design nur knapp von der bisherigen Linie ab. Beim Bedienkonzept hingegen stellen die Erfinder des genialen Dreh- und Drückstellers alles auf den Kopf.


Die neue Generation des Audi A8 weicht bei Fahrwerk, Motor und Design nur knapp von der bisherigen Linie ab. Beim Bedienkonzept hingegen stellen die Erfinder des genialen Dreh- und Drückstellers alles auf den Kopf.

Im automobilen Oberhaus gibt es nur noch wenige Überraschungen. Das Niveau, das vor allem Audi, BMW und Mercedes mittlerweile erreicht haben, lässt kaum noch bahnbrechende Neuerungen zu - zumindest, solange der Wechsel zu alternativen Antrieben verzögert wird. Geschichte wird nicht beim Motor oder beim Fahrwerk geschrieben, sondern im Bereich der Assistenztechnik.

Beim Audi-Flaggschiff A8 50 TDI kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. Dort, wo man sich bisher mit dem zentralen Dreh-Drück-Steller durch die Menüs navigierte, übernehmen künftig zwei Monitore das Kommando.

Statt Knöpfe werden jetzt die Symbole gedrückt, die auf der Glasfläche erscheinen. Ob das wirklich eine Verbesserung ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Moderner wirkt es auf jeden Fall. Und am Ende findet man auch auf diese Weise sehr schnell alles, was man gerne beeinflussen würde. Weil der A8 nicht nur Standards zu bieten hat wie Steuerung von Radio, Telefon oder Klimaanlage, sondern auch Gestaltungsmöglichkeiten (zum Beispiel die Ambientebeleuchtung) sowie eine breite Palette an Assistenzsystemen, ist man ständig mit dem Finger unterwegs, um über virtuelle Schalter, Knöpfe oder Schieberegler Herr des Verfahrens zu werden.

Da fühlt man sich schon fast wie ein Neandertaler, sobald man sich der eigentlichen Aufgabe zuwendet. Denn beim Autofahren ist noch fast alles wie früher. Lenkrad, Schaltung, Pedale. Unwillkürlich fragt man sich, wann sich die Ingenieure über diese Elemente hermachen. Hoffentlich nicht so bald. Das digitale und elektronische Technikfeuerwerk macht Spaß, keine Frage. Aber letzten Endes geht es doch in erster Linie darum, Distanzen zu überwinden. Und das - in dieser Preisklasse - am liebsten schnell, komfortabel und stressfrei.

Der Stress im dichten Verkehr lässt sich nicht einmal mit einer Luxuslimousine eliminieren, aber den Audianern ist so manches eingefallen, um die Nerven zu schonen. Dank adaptivem Tempomat, der die vorgeschrieben Geschwindigkeit einhalten kann, und dem Zusammenspiel mit dem Spurhalte-Assistenten bekommt der A8-Fahrer einen Eindruck davon, wie autonomes Fahren einmal funktionieren könnte - allerdings auch, warum es ganz gut ist, dass die Genehmigung dafür noch nicht erteilt wurde. Denn uneingeschränkt spurtreu ist das Audi-System nur, wenn es deutlich sichtbare Fahrbahnmarkierungen gibt.

Am meisten Spaß macht es ohnehin, das Geschehen weitgehend selbst zu kontrollieren. Die beste Assistenz ist die butterweich und ohne Hektik schaltende Achtgang-Automatik. Sie ist dem drei Liter großen Sechszylinder-Diesel ein perfekter Partner. Die 210 kW/286 PS Leistung und 600 Newtonmeter Drehmoment werden zusammen mit dem "Quattro"-Allradantrieb zu einem optimalen Performance-Mix. Ob man das vehemente Beschleunigungspotenzial ausloten oder nur dahingleiten will, der A8 macht alles mit - auch die Zwischentöne.

Gleiches gilt für sein Fahrwerk. Es ist sehr ausgewogen abgestimmt mit leichtem Hang ins Sportliche. Es erlaubt trotz des hohen Fahrzeuggewichts eine äußerst flotte Gangart, bei der man nur im Grenzbereich erfühlt, dass man mit 2,1 Tonnen unterwegs ist. Dazu trägt auch die Hinterradlenkung ihren Teil bei. Wie es sich für einen Wagen dieser Kategorie gehört, kann der A8 aber auch gut mit Fugen, Querrillen und Schlaglöchern umgehen. So fühlt sich Komfort an.

Und wie sieht er aus? Alcantara, Hochglanzflächen, Wurzelholz, Aluminium und geschäumte Kunststoffe werden zu dem luxuriösen und doch nüchtern anmutenden Interieur arrangiert, das Audis Ruf als Premiumhersteller untermauert. Der Preis ist entsprechend: Für den üppig ausgestatteten Testwagen wären über 130.000 Euro fällig. Der Grundpreis liegt bei 90.600 Euro.

Dieter Schwab / mid

Technische Daten Audi A8 50 TDI quattro tiptronic

Viertürige, fünfsitzige Oberklasse-Limousine, Länge/Breite (m. Spiegeln)/Höhe/Radstand in Millimeter: 5.172/2.130/1.473/2.998, Leergewicht (m. Fahrer): 2.050 kg, Zuladung: 640 kg; Anhängelast gebremst/ungebremst: 2.300/750 kg, Kofferraumvolumen: 505 l, Tankinhalt: 72 l, Preis: ab 90.600 Euro.

Antrieb: V6-Zylinder-Turbodiesel; Hubraum: 2.967 ccm; Leistung: 210 kW/286 PS bei 3.750 U/min; max. Drehmoment: 600 Nm bei 1.250 U/min; 8-Gang-Automatik; 0 - 100 km/h: 5,9 Sekunden; Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h; Allradantrieb, Normverbrauch: 5,6 l/100 km; CO2-Emission: 148 g/km; Schadstoffklasse: Euro 6.

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