Familie

Demografie unter Zwischenhoch-Einfluss

  • Lars Wallerang/wid
  • In UNTERNEHMEN
  • 5. April 2019, 12:06 Uhr

Der gefürchtete demografische Wandel macht Pause. Deutschland erlebe aktuell ein demografisches Zwischenhoch, berichtet das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung.


Der gefürchtete demografische Wandel macht Pause. Deutschland erlebe aktuell ein demografisches Zwischenhoch, berichtet das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Entwarnung gibt man allerdings nicht.

Denn die Herausforderungen des demografischen Wandels seien damit keineswegs verschwunden, sondern stünden unmittelbar bevor: Weniger Arbeitskräfte, steigende Kosten in den Sozialsystemen und immer stärker zu Tage tretende regionale Verwerfungen würden nach neuen Antworten von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verlangen.

Dank Zuwanderung und leicht gestiegener Kinderzahlen sei die Einwohnerzahl entgegen früherer Voraussagen mit rund 83 Millionen auf eine neue Rekordmarke geklettert. Auch in den nächsten Jahren dürfte die Bevölkerung laut der neuen Prognose kaum schrumpfen und 2035 bei etwa 82,3 Millionen Menschen liegen. "Allerdings verschärfen sich in Deutschland die regionalen Verwerfungen zwischen den prosperierenden Großstädten und den entlegenen, strukturschwachen Regionen," sagt Institutsleiter Reiner Klingholz.

In allen fünf ostdeutschen Flächenländern werden der Prognose zufolge die Bevölkerungszahlen bis 2035 zurückgehen - am stärksten mit fast 16 Prozent in Sachsen-Anhalt. Weite Regionen zwischen Rügen und dem Erzgebirge würden demnach mehr als jeden fünften Einwohner verlieren. Die Alterung der Gesellschaft führe dazu, dass im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße 2035 auf eine Geburt vier Beerdigungen kommen dürften.

Gleichzeitig liegt im Osten aber auch die am schnellsten wachsende Stadt der Republik: Leipzig muss bis 2035 ein weiteres Einwohnerplus von rund 16 Prozent verkraften. Zu den wenigen weiteren Leuchttürmen in den fünf ostdeutschen Flächenländern zählen Potsdam, Dresden, Erfurt, Jena, Rostock, Halle und Magdeburg.

Das Ranking offenbart ein bekanntes Nord-Süd-Gefälle, vorne liegen vor allem wirtschaftsstarke Städte mit ihren Umlandkreisen in Bayern und Baden-Württemberg. Am Ende finden sich Regionen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und dem Saarland. Im Osten liegen zwar viele vom demografischen Wandel schwer gezeichnete Kreise, aber in den Problemzonen des Westens ist die Lage mittlerweile schwieriger. Daran zeigen sich die punktuellen Erfolge des Aufbaus Ost und die Tatsache, dass die jahrzehntelange Abwanderung von Ost nach West gestoppt ist

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