Fahrbericht

T-Roc R: Kein bisschen weiser

SUV werden mehr und mehr zum Sündenbock der Automobilindustrie. Umweltaktivisten brandmarken sie als Sprit fressenden Monster, die in den Städten gleich zwei rare Parkplätze okkupieren und ohnehin als Pseudo-Geländegänger meist nicht mehr als eine Bordsteinkante bezwingen müssen. Die Gemüter weiter erhitzen wird die Tatsache, dass Volkswagen dem angesichts Größe und Verbrauch eigentlich verträglichen T-Roc jetzt das R-Enblem verpasst und ihn damit zum Sportwagen geadelt hat.


SUV werden mehr und mehr zum Sündenbock der Automobilindustrie. Umweltaktivisten brandmarken sie als Sprit fressenden Monster, die in den Städten gleich zwei rare Parkplätze okkupieren und ohnehin als Pseudo-Geländegänger meist nicht mehr als eine Bordsteinkante bezwingen müssen. Die Gemüter weiter erhitzen wird die Tatsache, dass Volkswagen dem angesichts Größe und Verbrauch eigentlich verträglichen T-Roc jetzt das R-Enblem verpasst und ihn damit zum Sportwagen geadelt hat.

Unter seiner Haube arbeitet der aus dem R-Golf bekannte 2,0 Liter Turbobenziner mit 221kw/300 PS und 400 Nm, der den ab Werk stets mit Allrad angetriebenen Wolfsburger auf - abgeregelte - 250 km/h katapultiert. Dass der Spurt von 0 auf 100 km/h in 4,8 Sekunden ohne durchdrehende Räder abgeht, dafür sorgt die sogenannte Launch-Control, bei der nach Ausschalten des ESP die Überdosis Kraft über den Allradantrieb in Millisekunden zwischen Vorder- und Hinterrädern verteilt wird. Beim Austoben seiner Performance in den mit Kurven und Kehren reich gesegneten französischen Seealpen gönnte sich der T-Roc R gerne mehr als zwölf und auch sonst reichlich mehr als die angegebenen 7,5 Liter auf 100 km/h.

Wer jetzt die Stirn runzelt - warum auch immer - dem sei gesagt, dass das zugegebenermaßen viel Kraft für ein relativ kleines Auto ist und ein SUV oder CUV, wie die Wolfsburger den auf der Polo-Plattform aufbauenden T-Roc auch nennen, eigentlich eine problematische Basis für derartig ambitionierte Hochleistungen ist. Volkswagen hat den T-Roc deshalb um zwei Zentimeter tiefer gelegt und ihm ein straffes Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern mit auf den Weg gegeben. Bei dessen Auslegung hat WTCR-Pilot Benny Lichter mit Hand angelegt. "Uns war es wichtig, den Spagat zwischen Sportsgeist und Alltagstauglichkeit hinzukriegen", erklärt Lichter. Lange wurde auf der Nordschleife des Nürburgrings an einer perfekten Abstimmung gefeilt. Dass die Dachlast von 75 Kilogramm weiterhin im Lastenheft blieb, machte die Sache nicht unbedingt leichter. "Ein zentraler Schalthebel bei der Verschiebung der Dynamik-Grenze des SUV nach oben war der Allradantrieb mit der speziell abgestimmten Haldexkupplung", fügt Lichter hinzu. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Im Fahrmodus "Comfort" bügelt das Fahrwerk selbst auf schlechten Fahrstecken wie Ortsdurchfahrten mit den tückischen "Schlafenden Polizisten" trotz der 19-Zoll-Reifen Unebenheiten sauber weg. Nein, es gehört sich eigentlich nicht, jetzt die Einstellung "Race" zu wählen, das Gaspedal bis zum Boden durchzudrücken, alle Argumente hinter sich zu lassen und sich am kernigen Klang des 2,0 Liter-TSI zu ergötzen. Aber in den Tunneln auf der einsamen südfranzösischen Nationalstraße warten weder Richter noch Henker. Geht man doch mal vorsichtshalber vom Gas, wird das mit bollernden Salven quittiert.

Schnell vergisst man, dass man in einem SUV sitzt. Lastwechselreaktionen wie Wankbewegungen sind dem T-Roc R fremd, wenn es doch mal eng wird beim Überholen und plötzlichem Gegenverkehr, garantiert die bissige Hochleistungsbremsanlage eine effektive Verzögerung. Der Bremspedaldruck bleibt dank des neu abgestimmten Bremskraftverstärkers wie beim Motorsport dabei durchgehend konstant. Das Schalten übernimmt ausschließlich ein 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe mit angepassten Schaltzeitpunkten und Schaltgeschwindigkeiten. Wer unbedingt selbst agieren will, der sei auf die Schaltwippen am gut in der Hand liegenden und unten abgeflachten Sportlenkrad verwiesen.

Äußerlich macht der T-Roc R da weiter, wo die optionale R-Line aufgehört hat. Von der zusätzlichen Potenz sprechen vier große Auspuffrohre, das steil stehende Tagfahrlicht an den beiden vorderen Lufteinlässen mit ihren schwarzen Lamellen und das - inzwischen überarbeitete - R-Logo im schwarzen Kühlergrill und auf der Heckklappe. Neue Schürzen und Schweller lassen den T-Roc R bulliger als seinen zivilen Bruder erscheinen. Der dynamischere und leidenschaftlichere Auftritt des T-Roc R fordert natürlich preislich seinen Tribut: Mindestens 43.995 Euro sollte man dafür parat halten.

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