Fahrbericht

Der Kompakt-Sportler aus Korea

Als Kompakt-Sportler hat grade der Golf GTI Kultstatus erreicht. Seit 2019 hat Kia mit dem Ceed GT ebenfalls einen Kompakt-Sportler im Programm. Kann er den Platzhirsch in die Schranken weisen?


Kia und Hyundai haben in den vergangenen Jahren in Europa deutlich an Bedeutung gewonnen. Gerade im Kompaktwagen-Segment sind die Fahrzeuge für Europäer zunehmend eine Alternative zu deutschen Fabrikaten. Als Kompakt-Sportler jedoch hat grade der Golf GTI Kultstatus erreicht. Seit 2019 hat Kia mit dem Ceed GT ebenfalls einen Kompakt-Sportler im Programm. Kann er den Platzhirsch in die Schranken weisen?

Zwei Wochen lang konnten wir den Kia Ceed GT auf Herz und Nieren prüfen. Bei jedem Testwagen mit über 200 PS freut sich auch das Kind im Journalisten auf die Testfahrten. Und vor allem dynamisch enttäuscht der neue Kia Ceed GT keinesfalls. Ausgestattet ist er mit einem 1,6 Liter-Benziner mit 204 PS. Der Sprint von 0-100 km/h ist nach Werksangaben in 7,4 Sekunden absolviert. Aber das Fahrzeug fühlt sich schneller an.

Zum sportlichen Fahrgefühl trägt besonders der serienmäßige Sportauspuff bei. Dieser verleiht dem relativ kleinen Motor einen vergleichsweise satten Klang. Das leichte Turboloch kann jedoch nicht ganz kaschiert werden. Im Vergleich zum etwas schwächeren 1,4 Liter-Benziner fällt es jedoch nicht ganz so negativ auf. Begleitet vom sonoren Dröhnen des Motors brettern wir durch das herbstliche Umland von Berlin abwechselnd über gut und schlecht erhaltene Landstraßen.

Leider werden wir spätestens an der Tankstelle vom Sprit-Durst des Benziners eingeholt. Bei sparsamer Fahrweise schluckt der Kia Ceed GT rund neun Liter. Bei normaler etwa elf Liter und wenn wir sportlich unterwegs sind auch gerne mehr. Für einen Kompaktwagen in jedem Fall zu viel.

Während der Auspuff und die Motorengeräusche bei sportlicher Fahrt angemessen sind, wirken sie bei langen Fahrten störend. Das gilt besonders auf flotten Überland- und Autobahnfahrten. Der Testwagen bietet zwar einen Tempomaten, dieser ist jedoch leider nicht adaptiv. Auf der Autobahn wird also nicht angebremst, wenn der Abstand zum voranfahrenden Fahrzeug zu gering wird. Gut, dass die Sitze auf Langstrecken den Rücken schonen. Somit können selbst sehr lange Fahrten problemfrei überstanden werden.
Kia beansprucht für den Ceed GT zwar keine Premiumqualität, dennoch ist der Innenraum sehr wertig. Die meisten Oberflächen bestehen aus aufgeschäumtem Plastik. Nichts knarzt oder wackelt. Die Verarbeitung wirkt grundsolide. Im Testwagen ist die Instrumententafel überwiegend analog. Es gibt zwar einen Bordcomputer, dieser wirkt nicht mehr ganz zeitgemäß. Kia verspricht allerdings Abhilfe. Ab 2020 wird der Ceed GT serienmäßig mit digitalem 12,3 Zoll-Kombiinstrument geliefert. Zudem soll dann neben dem 8-Zoll-Infotainmentsystem mit Android Auto und Apple CarPlay noch ein optionales 12,25 Zoll Display verfügbar sein. Der Fahrersitz ist serienmäßig elektrisch verstellbar. Auf diesen Luxus muss der Beifahrer verzichten.

Im Segment der Kompaktsportler konkurriert der Kia Ceed GT neben dem Golf GTI unter anderem noch mit dem Leon Cupra sowie dem Hyundai i30n aus dem eigenen Konzern. Zumindest leistungstechnisch zieht der Kia hier den Kürzesten. Der GTI leistet je nach Ausstattung 220 oder 230 PS, der Hyundai 250 oder 275 PS und der Seat 290 PS.

In Sachen Raumangebot nehmen sich alle vier Fahrzeuge nicht viel. Das Raumangebot ist der Klasse entsprechend. Der Kia erlaubt eine Zuladung von 395 Liter. Bei umgeklappter Rückbank steigt das Ladevolumen auf 1.291 Liter. Beide Werte sind hier besser als beim Golf.

Preislich schlägt der Kia seine Konkurrenten. Er kostet ab 29.090 Euro. Das ist deutlich günstiger als bei den anderen Anbietern. Bei aller Kritik ist der Kia ein grundsolides Auto, das seinen Besitzern sehr viel Fahrspaß beschert. Wermutstropfen bleiben dabei eigentlich nur der hohe Spritverbrauch und die lauten Fahrgeräusche. Eingefleischte GTI-Fans wird der Kia vermutlich nicht überzeugen. Alle anderen, die einen günstigen, aber guten Kompaktsportler suchen, werden beim Ceed GT fündig.

Johannes Unruh / mid

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