Historie

Die mid-Zeitreise: Suzuki Alto - japanischer Stadtfloh aus Indien

  • Jutta Bernhard
  • In MOTOR
  • 3. April 2020, 16:45 Uhr

Am 2. Mai 1995 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 40. Jahrgang über den kleinen Renner Suzuki Alto.


Am 2. Mai 1995 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 40. Jahrgang über den kleinen Renner Suzuki Alto.

Ein richtiger kleiner Renner ist der neue Suzuki Alto, der jetzt bei den Händlern den kantigen Vorgänger abgelöst hat. Die Karosserie des kleinen Gefährts ist mit abgerundeten Konturen an die gängigen Formen moderner Kleinwagen angepasst worden. Die flache "Schnauze" und der von drei horizontalen Leisten gezierte Kühlergrill mit dem Suzuki-Emblem geben ihm jedoch ein eigenes Gesicht. Leicht erkennbar ist er auch durch die bunten grafischen Muster, die die großen Seitentüren, die hinteren Kotflügel und die Heckklappe aufpeppen. Sie wiederholen sich auf den Innenseiten der Türen, auf dem Armaturenbrett und auch auf den Bedienelementen. Der Innenraum wirkt mit seinen komfortablen Sitzen, der kompakten Instrumententafel und dem gut in der Hand liegenden, gepolsterten Lenkrad jetzt erwachsen. So gewappnet, soll er zwischen Fiat Cinquecento, Daihatsu Charade und Renault Twingo seinen Platz im Stadtwagen-Segment finden und Suzuki bei dem von Deutschland-Geschäftsführer Peter A. Verloop angestrebten Wandel vom Geländewagen- zum Pkw-Anbieter unterstützen. Er wird in Indien bei Maruti Udyog produziert und ist für 14.995 DM zu haben.

Auffallen kann der Alto aber nicht nur äußerlich. Unter der Haube arbeitet ein agiler Einliter-Vierzylinder-Aluminiummotor mit 39 kW/53 PS. Er macht den 3,50 Meter kurzen und 730 Kilogramm leichten Dreitürer immerhin 150 km/h schnell. Beim Ampelstart und Spurwechsel in der Stadt kann er gut mithalten. Angenehm fiel bei ersten Testfahrten weiter auf, dass das Aggregat selbst bei hohen Drehzahlen nicht besonders laut wird. Nur der Wind macht dem Alto gleich in doppelter Hinsicht zu schaffen. An Türen und Außenspiegeln findet er genügend Ansatzpunkte zur Geräuschentwicklung. Und wenn es von der Seite bläst, reagiert der Kleinwagen empfindlich. Relativ unbeeindruckt bleibt dagegen das gut ausgelegte Fahrwerk bei schnellen Kurvenfahrten und Lastwechseln. Pro 100 gefahrene Kilometer verlangt der kleine Flitzer im ECE-Drittelmix nach 5,4 Litern bleifreiem Normalbenzin.

Fahrer- und Beifahrersitz laden mit einer für Stadtwagen dieses Formats großen Schenkelauflagefläche und fester Polsterung sogar zu längeren Fahrten ein. Da die Sitze weit nach hinten zu schieben sind, können auch größere Fahrer den kleinen Japaner entspannt steuern, zumal die Kopfstützen weit ausziehbar und fest zu arretieren sind. Das gepolsterte Lenkrad ist griffig. Das kommt beim Einparken angesichts der schwergängigen Lenkung gut zupass. Hilfreich sind beim Rangieren auch der mit 9,80 Meter klein bemessene Wendekreis und die Übersichtlichkeit des Fahrzeugs, zu der die große Frontscheibe beiträgt. Alle Schalter sind auf engem Raum angebracht und leicht zu erreichen. Schwierig wird es nur beim Einstellen des rechten Außenspiegels. Dazu muss die Fensterscheibe geöffnet werden. Als einzige Ablage fungiert ein kleines Schälchen hinter der Handbremse.

Der Fond ist durch die weit öffnenden Türen und die per Hebelgriff vorklappenden Vordersitze recht bequem zu besteigen. Zwei der drei zugelassenen Passagiere finden auf den hinteren Sitzen auch gut Platz - zumindest, was die Kopffreiheit angeht. Soll angemessener Raum für die Knie bleiben, darf der Fahrer allenfalls mittelgroß sein. Ins Lastenabteil hinter der Rücksitzlehne passt der Wasserkasten beim Einkauf nur mit Mühe hinein. Die Lehne ist aber durch Hochziehen bruchgefährdeter, kleiner Knöpfe zu lösen und vorzuklappen. So können die erlaubten 430 Kilogramm Zuladung dann doch vielleicht einmal ausgeschöpft werden.

Der kleine Suzuki Alto überzeugt durch seine guten Fahrleistungen und bequeme Plätze für Fahrer und Beifahrer. Und auch die Verarbeitung des in Indien bei Maruti Udyog, einem Joint-Venture von Suzuki und dem indischen Staat produzierten Fahrzeugs ist nach erstem Augenschein solide. Mit diesen Qualitäten sollte es gelingen, noch 1995 die geplanten 4.000 Käufer für den kleinen Stadtflitzer zu gewinnen.

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