Fahrbericht

Der Hybrid, der nicht so heißen darf

Mit der Renovierung seiner 5er-Reihe bringt BWM auch einen erneuerten 520d. Sein 48-Volt-System spart Sprit und steigert die Leistung. Davon profitieren Hersteller und Fahrer.


Schaut man sich die Kataloge und Ankündigungen mancher Autohersteller an, so scheint es von umweltschonenden Modellen nur so zu wimmeln. Von der "Elektrifizierung der gesamten Flotte" ist immer wieder die Rede, und zunehmend taucht in der Typbezeichnung das imageträchtige Wort "Hybrid" auf.

Doch nicht immer handelt es sich um das, was mancher Interessent darunter verstehen könnte - ein Fahrzeug, das an der Steckdose geladen und ein paar Kilometer rein elektrisch fahren werden kann ("Plug-in-Hybrid"). Stattdessen wird oft lediglich ein sogenannter "milder Hybrid" geboten, bei dem ein relativ kleiner Elektromotor den Verbrennungsmotor unterstützt.

Damit wäre auch schon das Prinzip des neuen BMW 520d beschrieben. Fairerweise verzichten die Bayern in der Preisliste aber auf die Namens-Bezeichnung "Hybrid". Die steht nach Münchner Logik tatsächlich nur den vollwertigen Plug-in-Fahrzeugen zu. So weit, so ehrlich. Nur wer genau hinschaut, erkennt die teilweise Elektrifizierung des 520d, nämlich durch den dezenten Hinweis "48 V" - eine gegenüber dem üblichen 12-Volt-Bordnetz viermal höhere Spannung.

Vor nicht allzu langer Zeit galt es unter Autoherstellern als ausgemacht, dass diese Super-Power mal die bekannte Elektrik komplett ersetzen würde. Dazu ist es dann doch nicht gekommen - was daran liegt, dass normale Autos zwar über immer mehr stromfressende Helferlein verfügen, diese aber recht genügsam sind. Doch als zusätzliche, effiziente Power-Reserve für den Verbrennungsmotor erhalten 48 Volt nun ihre zweite Chance.

Die Energie dafür erhält der zusätzliche Akku vorrangig via Rekuperation, also der Strom-Einspeisung beim Fahren. Bis zu zwölf Kilowatt können so erzeugt werden; sie fließen in besagten 48-Volt-Akku, der über eine Kapazität von elf Ah (Ampere-Stunden). Das sagt jetzt vermutlich nur Elektrotechnikern etwas, wichtig für alle anderen ist aber: Diese Energie nutzt BMW, um über einen sogenannten Startergenerator den Vierzylinder-Diesel zu unterstützen.

Bis zu acht zusätzliche Kilowatt, also knapp elf PS, stehen dem Fahrer so beim Beschleunigen zur Verfügung, ohne dass mehr Sprit verbrannt wird. Der Preis dafür ist allerdings ein zusätzliches Gewicht für das System von etwa 32 Kilo.

In der Gesamtbilanz ergibt sich, je nach Fahrweise, eine Sprit-Ersparnis von 0,3 Litern je 100 Kilometer (nach dem realitätsnahen WLTP-Zyklus). Aus rechtlichen Gründen muss BMW den Gesamtverbrauch nach der eigentlich veralteten NEFZ-Norm angeben: 4,3 bis 4,1 Liter für die heckgetriebene Limousine.

Für den allradgetriebenen Kombi 520d xDrive Touring, der für die Testfahrt zur Verfügung steht, nennt BMW 4,7 bis 4,9 Liter. In der Praxis ermittelt der Motor-Informations-Dienst (mid) etwa 5,5 Liter, was für ein Fahrzeug dieser Größe und mit diesen Fahrleistungen ein durchaus respektabler Wert ist.

Der gesenkte Sprit-Konsum und die daraus resultierenden CO2-Emissionen sind für den Hersteller wichtig, da die offiziell ermittelten Werte in den so wichtigen Flottenverbrauch einfließen. Für den Käufer mindert er die Kfz-Steuer, und natürlich die Kosten an der Zapfsäule.

Aber hat er auch beim Fahren etwas von der 48-Volt-Technologie? Durchaus. Beim kräftigen Beschleunigen, wenn es beispielsweise bei einem Überholvorgang noch etwas mehr Reserve verschafft, ist der zusätzliche Boost durchaus spürbar - vor allem im ersten Augenblick nach dem Durchtreten des rechten Pedals, wenn der Startergenerator die kleine, aber eben noch immer vorhandene Turboschwäche überbrückt.

Von dem komplexen Ineinandergreifen von Sprit- und Strom-Power spürt der Fahrer nicht viel, er freut sich einfach über den gleichmäßigen, kräftigen Antritt. Dazu kommt dann noch ein gutes Öko-Gewissen, wenn er die Grafik zum Energiefluss auf das Display klickt und den neuartigen "Segel"-Modus verfolgt: Hier wird der Diesel-Motor nicht nur ausgekuppelt, sondern komplett kurzzeitig abgeschaltet. Das klappt vor allem, wenn man entspannt und gelassen über freie Autobahnetappen rollt.

Das ist dann besonders smoothes Fahren. Darüber hinaus ist der aktualisierte BMW 520d eine ganz hervorragende Langstrecken-Limousine - und nicht umsonst auch als Dienstwagen sehr beliebt. Dass der Hersteller den 520d und weitere 48-Volt-Modelle nach eigener Aussage "nicht zur EV-Flotte zählt, da rein elektrisches Fahren nicht möglich ist", wirkt ehrlich und kundenfreundlich.

Und wer einen vollwertigen Hybrid möchte, bekommt ihn mit Plug-in-System schließlich auch bei BMW.

Marcus Efler / mid

Technische Daten BMW 520d

- Länge / Breite / Höhe: 4,94 / 1,87 / 1,48 Meter

- Verbrennungsmotor: 4 Zylinder Turbodiesel

- Hubraum: 1.995 ccm

- Leistung: 140 kW/190 PS bei 4.000 U/min

- Mild-Hybrid-System: 48 Volt, 8 kW/11 PS

- max. Drehmoment: 400 Nm bei 1.750 - 2.500 U/min

- 8-Gang-Automatik, Heck- oder Allradantrieb

- 0 bis 100 km/h: 7,2 Sekunden

- Spitze: 235 km/h

- Normverbrauch: 4,1 - 4,3 l/100 km

- CO2-Emissionen: 108 - 112 g/km

- Abgasnorm: Euro 6d-Temp

- Preis: ab 51.300 Euro

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