Finanzen

Quo vadis, Zahlungsmethoden?

E-Commerce steht an einem Scheideweg. Seit Jahren steigt die Zahl möglicher Zahlungsmethoden. Mittlerweile ist ein Befolgen der Trends jedoch für viele Händler kaum mehr möglich. Zeit, eine Auswahl zu treffen.

Am Anfang waren Rechnung und Vorkasse. Das war in jenen Zeiten, als Versandhandel im Internet kaum mehr war, als eine digitale Spielart eines X-beliebigen Versandhauskataloges. Doch seitdem sind nicht nur viele Jahre vergangen, sondern wurden Billionen von Online-Bestellungen getätigt, kam das Smartphone als omnipräsente Dauerverbindung mit höchster Marktdurchdringung hinzu. Dass der davon ausgelöste Wandel auch das Finanzielle nicht unangetastet ließ, ist nur eine logische Folge: Die digitale, im höchsten Maß personalisierte und vielfältige Welt benötigt auch Zahlungsmethoden, die nicht minder digital, personalisiert und vielfältig sind.

Daraus entstand jedoch ein Problem: Gerade was die Auswahl rein digitaler Zahlungsdienstleister anbelangt, herrscht ein enormer Konkurrenzdruck. Er entstand daraus, dass in diesem Segment in den vergangenen Jahren ein großes Startup-Denken aufkeimte. Viele Gründer wollen diejenigen sein, die „the next big thing“ lancieren und auf diese Weise die Marktführerschaft erlangen – oder zumindest einen erklecklichen Anteil. Auch, dass immer mehr Finanzdienstleister nach Banklizenzen streben, gehört dazu.

Das ist für Händler wie Kunden gleichermaßen problematisch. Denn je mehr Anbieter sich zumindest halbwegs etablieren, desto mehr Druck entsteht für beide Parteien. Im Fall der Händler bedeutet das zudem noch eine monetäre Problematik – schließlich bietet kaum ein Zahlungsdienstleister seinen Service auf der Empfängerseite kostenlos an; erst recht nicht, wenn diese gewerblich agiert. Und obschon sich Payment Service Provider (PSP) aufmachen, Händlern eine All-in-One-Lösung zu offerieren, bedeuten sie meist eine Erleichterung zum Preis erhöhter Betriebskosten – weshalb sie sich längst nicht für jedes Unternehmen eignen.

Für viele Experten sieht deshalb die Zukunft so aus, dass die Zahl der Anbieter zwar weiter steigen wird, es aber genügt, sich auf einige Wege zu fokussieren. Das sind vor allem folgende:

1. PayPal

Was den Markt der Payment-Dienstleister anbelangt, handelt es sich bei PayPal um nicht weniger als den Platzhirsch. Die Geschichte des Unternehmens reicht bis in die späten 1990er zurück. Heute präsentiert es sich als Marktführer, machte allein im ersten Quartal 2020 einen Umsatz von rund 4,6 Milliarden Dollar und ist selbst zum PSP geworden.

Schon heute ist PayPal deshalb über eine enorme Bandbreite etabliert; auch jenseits des reinen B2C-E-Commerce. Es gibt seriöse PayPal Casinos, die Bonus Codes anbieten und praktisch jede große und kleine Hilfsorganisation nimmt Spenden darüber an. Mit einer eigenen Debitkarte, die PayPal durch eine Kooperation mit Mastercard offeriert, entstand unlängst ein weiteres Standbein, das nun in den Offline-Sektor hineinragt.

Allein in Deutschland haben 83 Prozent aller Konsumenten bereits PayPal genutzt. Zum Vergleich: das ähnlich gelagerte Prinzip Giropay fand nur bei 22 Prozent aller Kunden Zuspruch; als zweitplatzierter freier Payment-Anbieter.

Im Klartext: PayPal hat die Marktmacht und wird sie auch in Zukunft zu verteidigen wissen.

2. Rechnung

Aus marktwirtschaftlicher Sicht mag der Rechnungskauf Händler unbotmäßig benachteiligen, weil das Risiko vollends auf ihrer Seite liegt. Dennoch zeigen selbst jüngste Studien, dass er in Deutschland die zweitbeliebteste E-Commerce-Zahlungsmethode nach PayPal und anderen Payment-Anbietern ist.

Insbesondere ob der Tatsache, dass immer mehr Kunden die Vorteile des Mobile Banking nutzen, ist diese Lösung für sie optimal – die Bezahlung kann schließlich dennoch von der Couch aus erfolgen.

Anbieten sollten Händler diese Zahlungsmethode auch weiterhin; es ist abzusehen, dass ihre Beliebtheit mittelfristig kaum sinken wird, besonders bei höherpreisigen Produkten. Allerdings muss sichergestellt werden, dass daraus kein unbeherrschbares Risiko wird. Üblich sind beispielsweise Grenzen wie:

- Erst bei einer Mindestbestellsumme,
- Nach Anlegen eines Kundenkontos,
- Erst nach einer bestimmten Anzahl von Bestellungen durch den Kunden.

Auch sollte es obligatorisch sein, mit Auskunfteien zusammenzuarbeiten, zumindest bei höherwertigen Bestellungen. Überdies sollte geprüft werden, ob auf PSPs zurückgegriffen werden sollte, die sich speziell dem Rechnungskauf verschrieben haben; gegen Kosten entfällt so für den Händler das Risiko eines Zahlungsausfalls weitestgehend.

3. Sofortüberweisung

Bei Sofortüberweisung handelt es sich um einen Payment-Anbieter im Stil von PayPal. Allerdings ist das Prinzip enger mit dem einer klassischen Banküberweisung gekoppelt: Wo es bei PayPal auch genügt, beispielsweise eine Kreditkarte zu hinterlegen, ist Sofortüberweisung stärker mit dem Girokonto eines Kunden verknüpft. Bei einer Zahlung prüft das Unternehmen die Kontodeckung und führt bei ausreichendem Stand eine Transaktion an den Händler durch.

Dabei sei allerdings unterstrichen, dass dieser Anbieter vor allem innerhalb Deutschlands von Belang ist. Bei Käufen über die Landesgrenzen hinaus wird signifikant häufiger zu PayPal gegriffen.

4. Lastschrift

Der weiterhin hohe Erfolg der Lastschrift lässt sich für Experten an einer Tatsache festmachen: Viele Kunden sehen die sich etablierenden Alternativmethoden zwar als praktisch an; allerdings mangelt es, befeuert durch diverse Meldungen der vergangenen Jahre, am letzten Vertrauen gegenüber den dahintersteckenden Dienstleistern.

Nicht alle sind deshalb willens, einem derartigen „Universalschlüssel“ ihre intimen Kontodaten zu verraten. An dieser Stelle tritt die Lastschrift aufs Tableau: Auch hierbei ist es zwar nötig, IBAN und BIC des eigenen Kontos zu übermitteln – aber es obliegt dem Kunden, dies für jeden einzelnen Einkauf frei zu entscheiden. Je größer das Vertrauen zu einem Händler, desto größer auch die Bereitschaft, ihm diese Daten zu übermitteln. Besonders bei Bestandskunden ein wichtiger Faktor, der regelmäßige Käufe unterstützen kann – im Gegensatz zu vielen anderen digitalen Zahlungsmethoden genügt es hierbei schließlich, sich mit seinem Kundenkonto anzumelden. Es ist nicht nötig, sich vor dem Kaufabschluss beispielsweise noch in sein PayPal-Konto einzuloggen.

Zudem herrscht speziell gegenüber dem SEPA-Lastschriftmandat ein weiterer Vertrauensbonus, da es sich hierbei um ein offiziell von der EU geregeltes und ausschließlich Banken vorbehaltenes Verfahren handelt.

5. Kreditkarten

Das oben genannte Beispiel der PayPal-Kreditkarte zeigt, dass die Zeit der Kreditkarte noch längst nicht dem Ende entgegengeht. Im Gegenteil. Jüngst begannen die Anbieter mit einem starken Rollout von zur kontaktlosen Zahlung befähigten Karten. Das macht sie für all jene Kunden attraktiv, die offline nicht dem Mobile Payment zugeneigt sind – nicht nur in Deutschland eine weiterhin große Zahl von Personen, die erst in den kommenden Jahren langsam sinken wird.

Gleichsam schätzen viele Kunden hier eine Einfachheit, die ähnlich stark wie beim Lastschriftverfahren ist – einmalige Eingabe der Daten im Kundenkonto genügt und künftig kann durch simples Einloggen bezahlt werden. Zudem kommt hier noch eine höhere Sicherheit hinzu, da keine direkten Kontodaten übermittelt werden müssen, jede Kreditkarte ein festes Ablaufdatum hat und außerdem Komfort, da die Kreditkartenzahlung nicht mehr aufpreispflichtig sein darf.

Zusammengefasst

Auch in den kommenden Jahren werden weiterhin viele Zahlungsdienstleister in den digitalen Markt strömen und nach der Kundengunst greifen. Allerdings ist es längst nicht für jeden Händler notwendig, mit PSPs zusammenzuarbeiten, um wirklich jede Trend-Methode zeitnah im Portfolio zu haben.

Wer die oben genannten Methoden anbietet, deckt damit auch in den kommenden Jahren einen Großteil der Käuferwünsche sinnvoll ab und muss sich nicht davor fürchten, dass es zu überbordenden Absprüngen mangels Zahlungsmethodenvielfalt kommt.

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