Motor

Wenn Autos eine Stimme haben

  • Andreas Reiners
  • In MOTOR
  • 25. Mai 2020, 15:28 Uhr

Wie stellt man Stille am besten nach? Genau, in einem schalltoten Raum. Das Technische Zentrum von Seat in Martorell verfügt über eine solche Kammer. Sie ist speziell darauf ausgelegt, den Lärm und die Geräusche eines Autos hochpräzise und ohne jegliche Interferenzen nachzubilden.


Wie stellt man Stille am besten nach? Genau, in einem schalltoten Raum. Das Technische Zentrum von Seat in Martorell verfügt über eine solche Kammer. Sie ist speziell darauf ausgelegt, den Lärm und die Geräusche eines Autos hochpräzise und ohne jegliche Interferenzen nachzubilden.

Und wofür soll das gut sein? Autos geben eine endlose Reihe an Geräuschen von sich. All diese Geräusche werden in der Akustik-Kammer analysiert. Ingenieure und Techniker legen dabei besonderes Augenmerk auf "die Stimme des Autos": den Motor und das Abgassystem.

Das Design des schalltoten Raums beruht auf einem System namens "Box in Box", dabei liegen mehrere Schichten Beton und Stahl übereinander, um den Raum von der Außenwelt zu isolieren. Das Innere ist mit einer Verkleidung ausgestattet, die 95 Prozent der Schallwellen absorbiert und so Echo und Hall reduziert. Dabei ist es teilweise so still, dass man beispielsweise hören kann, wie das eigene Blut durch die Adern fließt oder die Luft in der Lunge zirkuliert.

Viele Geräusche, die ein Auto erzeugt, übermitteln aber auch Informationen, wie beispielsweise das typische Klicken der Blinker, anhand dessen wir ohne hinzuschauen wissen, dass wir blinken. Motor- und Auspuffgeräusche zeigen jedoch nicht nur an, wann man schalten sollte oder wie schnell man beschleunigt, sondern geben Aufschluss über den Charakter eines Modells.

Im Inneren des schalltoten Raums machen Spezialisten Tonaufnahmen mit hochempfindlichen Mikrofonen. Dazu gehört beispielsweise auch ein binaurales Mikrofon, das über einen Torso mit Mikrofonen in Ohrhöhe ausgestattet ist, um repräsentative Aufnahmen davon zu machen, was die Insassen hören. Es wird in verschiedenen Positionen aufgestellt, um sicherzustellen, dass sich jedes analysierte Geräusch aus jedem Winkel so anhört, wie es sich anhören soll.

Zusätzlich ahmen die Spezialisten verschiedene Umgebungsbedingungen nach, wie beispielsweise unterschiedliche Umgebungstemperaturen. Denn ein Scheibenwischer hört sich bei Hitze anders an als bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, ebenso wie der Motor kurz nach dem Anlassen anders klingt als nach einer gewissen Laufzeit und die Räder je nach Oberfläche andere Geräusche erzeugen.

Die Ingenieure und Techniker der Seat-Akustikabteilung haben verschiedene Analysewerkzeuge zur Auswahl. Zur Grundausstattung gehört die Messung von Lautstärke und spektraler Frequenzverteilung, daneben gibt es andere, eher technische Parameter wie die Psychoakustik oder die subjektive Wahrnehmung von Geräuschen.

Eine der wichtigsten Messungen der Psychoakustik ist die Artikulation, bei der die Fähigkeit zweier Personen gemessen wird, eine Unterhaltung in einem bestimmten Umfeld zu führen.

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