Fahrbericht

Hyundai i10: Der will nicht nur spielen

Während einige Hersteller ihre Kleinsten vom Markt nehmen oder nur noch als Stromer anbieten, rüstet Hyundai den i10 in seiner dritten Generation kräftig auf. Der Motor-Informations-Dienst (mid) konnte sich von seinen Talenten ein Bild machen.


Kleinstwagen müssen jetzt kräftig aufdrehen. Für die Sicherheit werden in der EU serienmäßig Radartechnik, Kameras und weitere Systeme Pflicht. Nicht nur das muss sich für die Autobauer rechnen, auch aufwändige Abgasreinigung schlägt beim Preis durch.

Während einige Hersteller ihre Kleinsten vom Markt nehmen oder nur noch als Stromer anbieten, rüstet Hyundai den i10 in seiner dritten Generation kräftig auf. Der Motor-Informations-Dienst (mid) konnte sich von seinen Talenten ein Bild machen.

Schon optisch wickelt der neue Hyundai i10, der im türkischen Izmir gebaut wird und dessen Vorgänger sich in Europa 1,1 Millionen mal verkaufte, seine Betrachter schnell um den kleinen Finger. Das schick gezeichnete Blechkleid in "Dragon Red" mit Mineraleffekt und scheinbar darüber schwebendem schwarzen Dach glitzert verführerisch in der Nachmittagssonne.

Dass ein einfaches "Tomatenrot" den Aufpreis von 545,88 Euro erspart hätte, sei an dieser Stelle gleich angemerkt, ebenso, dass die Zweifachlackierung zusätzlich mit 487,39 Euro zu Buche schlägt. Abgesehen davon beherrscht auch Hyundai den Kunstgriff, die neue Karosserie zwei Zentimeter niedriger und zwei Zentimeter breiter als vorher zu zeichnen, um den 3,76 Meter langen i10 deutlich präsenter auf der Straße stehen zu lassen.

Der um vier Zentimeter auf knappe 2,43 Meter gewachsene Radstand verschafft den Passagieren des gut zugänglichen Fünfsitzers hinten wie vorne recht ordentliche Bewegungsfreiheit. Im Fond kommen auch bei Großwüchsigen keine Klagen über Enge um Kopf und Knie. Bis zu 252 Liter lassen sich bei voller Besetzung über eine erfreulich niedrige Ladekante im Kofferraum verstauen. Bei umgeklappten Rücksitzlehnen wird der i10 mit einem Platzangebot von 1.050 Litern zum hilfsbereiten Lademeister.

Im Cockpit überwiegen trotz des Einsatzes von Hartplastik hochwertige und gut verarbeitete Materialien. Die Funktionen der Bedienelemente sind logisch angeordnet, Dreh - und Drückschalter befinden sich da, wo man sie erwartet. Mit seinem modernen Infotainmentsystem, Android Auto und Apple CarPlay und dem optionalen farbigen 8-Zoll-Display muss sich der Kleine gegenüber Großen nicht verstecken, genauso wenig mit dem Angebot an Assistenzsystemen.

Bereits ab dem Einstiegsmodell sind ein zuverlässig funktionierender aktiver Spurhalteassistent, ein autonomer Notbremsassistenz, einer für das Fernlicht und ein Aufmerksamkeitsassistent an Bord, der bei Müdigkeit warnt. Als sehr praktisch erweist sich der optionale Anfahralarm: Fährt an einer Ampel der Vordermann los, reißt er einen akustisch aus den Träumen. Obwohl der i10 mit seinem kurzen Heck nach hinten alles andere als unübersichtlich ist, sorgt die Unterstützung durch die Einparkhilfe im tagtäglichen Einsatz für zusätzlichen Komfort und versichert gegen Beulen beim Parken.

Unter der Haube des Testwagens arbeitet der stärkere der beiden Benzinmotoren, die Hyundai wahlweise mit einem Drei- oder Vierzylinder mit 49kW/67 PS oder 62 kW/84 PS anbietet, dabei in beiden Fällen aber auf Turboaufladung und Elektrifizierung verzichtet. Geschaltet wird manuell über ein knackiges Fünfgang-Getriebe, auf Wunsch ist auch eine Fünfgang-Automatik mit an Bord.

Auf Landstraße und Autobahn muss man bei einem Sprintwert von 12,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beim Beschleunigen etwas Geduld mitbringen, einmal auf Tour gebracht, legt der Kleine flotte 171 km/h in der Spitze hin. Doch seine wahren Talente zeigt er in der Stadt, wo er mit einem Drehmoment von 118 Newtonmetern, leichtgängiger Lenkung und souverän abgestimmtem Fahrwerk quicklebendig die Spuren wechselt und locker im Verkehr mitschwimmt. Als Verbrauch attestiert der Bordcomputer 5,9 Liter anstelle der 4,9 Liter aus dem Datenblatt. Ein bisschen Spaß muss nun mal sein, auch bei einem Kleinstwagen.

Und was kostet der Spaß? Die Ausstattungslinie "Style" gibt es mit 84-PS-Motor und manueller Fünfgangschaltung zum Preis ab 16.464,20 Euro, dazu kommen beim mid-Testwagen 16 Zöller (389,92 Euro), das Navigations-Paket (1.218,49 Euro), Metallic-Lack (545,88 ) und Zweifarben-Lackierung (438,66). Das ergibt dann rund 19.000 Euro. Das ist viel Geld für einen Kleinstwagen, auch wenn es an digitalen Helfern wahrlich nicht mangelt.

Solveig Grewe / mid

Technische Daten Hyundai i10 "Style":

- Länge / Breite / Höhe: 3,67 / 1,68 / 1,48 Meter
- Motor: Vierzylinder
- Hubraum: 1.197 ccm
- Leistung: 62 kW/84 PS bei 6.000 U/min
- max. Drehmoment: 118 Nm bei 4.200 U/min
- Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe
- Beschleunigung: 0 -100 km/h in 12,5 s
- Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
- Normverbrauch: 4,9 l/100 km
- CO2-Emissionen: 113 g/km
- Preis: ab 16.464,20 Euro

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