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TÜV Rheinland baut Akku-Testcenter

  • Rudolf Huber
  • In MOTOR
  • 27. Oktober 2020, 14:18 Uhr

'Elektromobilität boomt, steht aber gleichzeitig noch in den Startlöchern'. So beschreibt Dr.-Ing. Michael Fübi, Vorstandsvorsitzender der TÜV Rheinland AG, die aktuelle Situation. Um Batterie-Fahrzeugen den Weg in die Zukunft zu ebnen, baut der TÜV Rheinland zusammen mit der Firma ConAC eines der größten und modernsten unabhängigen Batterie-Testzentren in Europa.


"Elektromobilität boomt, steht aber gleichzeitig noch in den Startlöchern". So beschreibt Dr.-Ing. Michael Fübi, Vorstandsvorsitzender der TÜV Rheinland AG, die aktuelle Situation. Um Batterie-Fahrzeugen den Weg in die Zukunft zu ebnen, baut der TÜV Rheinland zusammen mit der Firma ConAC im niederländisch-deutschen Gewerbepark Avantis in Heerlen-Aachen eines der größten und modernsten unabhängigen Batterie-Testzentren in Europa. Schon im September 2021 soll der Regelbetrieb starten.

Eines kann man schon jetzt sagen: Den zu prüfenden Akkus wird es beim TÜV Rheinland Automotive Component Testing nicht leicht gemacht. Denn zur technischen Ausstattung des Labors gehören große Klimakammern zur Simulation extremer Temperaturschwankungen und -belastungen von minus 40 bis plus 90 Grad. Die Luftfeuchtigkeit lässt sich von zehn bis 95 Prozent erhöhen, eine Salz-Korrosionskammer, ein Teststand für Spritzwasser sowie ein Prüfstand zur Simulation von Schwingungen und Stößen werden ebenfalls gebaut.

Darüber hinaus werden Lebensdauer und Haltbarkeit durch rasantes Be- und Entladen der Batterien geprüft, in einer Bunkeranlage werden sie Falltests, Nagelpenetration, Über- und Tiefenentladung, Druck, Quetschung und Brandsimulation unterzogen.

Ein hartes Programm, dessen Ziel es ist, alle Schwachstellen aufdecken und alle gängigen Sicherheitsstandards umfassend abzuprüfen. Im Fokus steht dabei zunächst der stark wachsende Markt für Traktionsbatterien von Fahrzeugen, perspektivisch soll das Testangebot aber auch auf weitere Speicheranwendungen ausgeweitet werden. Getestet werden Akku-Klötze bis zu einem Gewicht von 800 Kilo - Autobatterien sind aktuell maximal rund 600 Kilo schwer. Heißt: Auch auf E-Lkw-Batterien ist man direkt auf der deutsch-niederländischen Grenze vorbereitet.

Die neue Anlage soll rund 2.000 Quadratmeter umfassen, ihr Bau ist mit 22,1 Millionen Euro projektiert. Viel Geld, aber wohl eine lohnende Investition. Denn global gesehen sind Prüfkapazitäten für E-Mobilkomponenten absolute Mangelware. Laut Michael Fübi, der auch Mitglied im Ständigen Expertenrat Elektromobilität der Landesregierung NRW ist, gibt es für neue Projekte Wartezeiten von sechs bis acht Monaten. "Wir wollen E-Mobilität möglichst schnell und sicher auf die Straße bringen", so der Manager.

Für Bau und Betrieb des Labors haben Mehrheitsgesellschafter TÜV Rheinland und die ConAC ein Joint Venture gegründet. ConAC ist ein Tochterunternehmen der Aachener PEM-Gruppe mit dem Hauptgesellschafter Prof. Dr.-Ing. Achim Kampker.

"Durch die Partnerschaft mit der PEM-Gruppe sind wir ab sofort in der Lage, für die Branche die gesamte Wertschöpfungskette rund um Traktionsbatterien von Fahrzeugen abzudecken: von Unterstützung bei der Entwicklung über umfassende Tests bis zur Typprüfung", so Fübi.

PEM-Chef Kampker, Inhaber des Lehrstuhls für Produktionstechnik für Elektromobilitäts-Komponenten an der RWTH Aachen: "In den kommenden Jahren besteht in Europa erheblicher Bedarf an Kapazitäten für die Prüfung von Antriebsbatterien. Diese Investition kommt deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt. Gleichzeitig wird die technologische Entwicklung im Batteriesektor dynamisch voranschreiten: Leistungsfähigkeit, Reichweite, Haltbarkeit und Lebensdauer, Kosten, Materialeinsatz und Recyclingfähigkeit sind dabei wichtige Aspekte. Wir werden alle diese Entwicklungen hier am Technologie-Hub Aachen-Heerlen mitgestalten."

Rudolf Huber / mid

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