Impfen

Impfkampagne: Aus der ersten Phase lernen

  • Rudolf Huber/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 25. Februar 2021, 14:39 Uhr
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mp Groß-Gerau - Thorben Krumwiede ist Geschäftsführer der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). UPD

Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) beobachtet nach Mängeln in der Impf-Organisation und irreführender Information zu Impfstoffen große Verunsicherung unter Ratsuchenden. Die Erwartungen der Menschen an die Organisation der Corona-Impfungen und die Versorgungsrealität in den Städten und Regionen klaffen nach wie vor deutlich auseinander.


Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) beobachtet nach Mängeln in der Impf-Organisation und irreführender Information zu Impfstoffen große Verunsicherung unter Ratsuchenden. Sie warnt rund sieben Wochen nach Beginn der Impfkampagne davor, dass die Erwartungen der Menschen an die Organisation der Corona-Impfungen und die Versorgungsrealität in den Städten und Regionen nach wie vor auseinanderklaffen. Die aktuell missverständlichen und teilweise sehr vereinfachenden Äußerungen zur Wirksamkeit einzelner Impfstoffe verstärke das Gefühl einer Zwei-Klassen-Impfung und drohe den Ausweg aus der Pandemie zusätzlich zu erschweren.

"Bis weitere Impfstofflieferungen eintreffen, ist eine möglichst effiziente Nutzung der lebensrettenden Impfstoffe auch davon abhängig, dass allen Menschen klar ist, wie sehr die Impfung mit den vorhandenen Vakzinen ihnen und auch allen anderen Menschen in Deutschland helfen kann", sagt UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede. "Aus dem Dialog mit Ärzten, Wissenschaftlern und Medien wissen wir, dass die Patientenberatung dabei mit ihrer Information und Beratung der Bürger in guter Gesellschaft ist. Viele Akteure leisten ihren Beitrag dazu, dass Deutschland mithilfe einer praktischen und zielgruppengerechten Impforganisation und Impfinformation auf dem weiteren Weg aus der Pandemie möglichst gut vorankommt."

Neben Anfragen rund um die Pandemie, die Covid-19-Erkrankung sowie die pandemiebedingten Einschränkungen, die allein im Jahr 2020 zu rund 50.000 Beratungen bei der UPD geführt haben, bildet seit Ende des vergangenen Jahres das Thema Impfen einen Schwerpunkt der Corona- Beratungen. Sowohl das Beratungsgeschehen als auch die öffentliche Diskussion zeigen: Viele Menschen erleben den Weg zur Impfung als holprig.

"In den ersten Wochen nach dem Impfstart zeigten Ratsuchende durchaus Verständnis für die Anlaufschwierigkeiten. Die Erfahrungen aus unserer Beratungspraxis geben jedoch Anlass zur Befürchtung, dass das Vertrauen in die Impfstoffe und die Impfkampagne schwindet. Die Bürger erwarten, dass die Probleme einer stellenweise mangelhaften und wenig an der Lebensrealität der Menschen orientierten Organisation der Terminvergabe zügig abgestellt werden", sagt Johannes Schenkel, ärztlicher Leiter der Patientenberatung.

Wiederholt erreichen die UPD Beschwerden über eine ganz offensichtlich wenig zielgruppengerechte Organisation der Impf-Kampagne auf lokaler Ebene: "Wenn hochbetagte Senioren dazu aufgefordert werden, über Internetportale Sicherheitsabfragen (Captchas) in kaum zu entziffernder Schreibweise abzulesen und einzutragen, mag vielleicht die Enkelin aushelfen können", sagt Johannes Schenkel, "solche Erfahrungen hinterlassen aber keinen guten Eindruck von der regionalen Organisation der Gesundheitsversorgung."

Zugleich sind viele Ratsuchende laut Johannes Schenkel verunsichert: "In der Beratung registrieren wir die Folgen der für sie oft unklaren und teils widersprüchlichen Informationen über die zur Verfügung stehenden Impfstoffe. In individuellen Gesprächen können wir sie auf Grundlage des aktuellen Wissenstandes zu ihren gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Fragen informieren und beraten."

Durch die oft verkürzt und auch verzerrt dargestellten Informationen zur Wirksamkeit der Impfstoffe sei vielen Menschen nicht bewusst: Alle, denen derzeit ein Impfangebot gemacht werden kann, können von einem außerordentlich guten Schutz vor einer schweren Erkrankung profitieren! Das gilt für den Vektorimpfstoff von AstraZeneca ebenso wie für den mRNA-Impfstoff von BioNTech oder Moderna.

Informationen über die Patientenberatung zu Corona hat die UPD in einem kompakten Dokument zusammengefasst. Es steht auf der Website der Patientenberatung zur Verfügung. Die Beratung ist auf allen Wegen kostenfrei. Das Beratungsteam ist online über die UPD-Homepage (www.patientenberatung.de), per Post oder telefonisch an 80 Stunden in der Woche unter der Telefonnummer 0800 011 77 22 (montags bis freitags von 8 bis 22 Uhr und samstags von 8 bis 18 Uhr) erreichbar.

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