Panorama

Künstliche Intelligenzen erobern Unterhaltungs- und Kulturbereich

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@ geralt (CC0-Lizenz)/ pixabay.com

Aus vielen Bereichen der Arbeitswelt kennen wir künstliche Intelligenzen bereits. Sie helfen dabei, Prozesse zu automatisieren und durch maschinelles Lernen selbst kleine Entscheidungen zu treffen. Das kann in vielen Bereichen der Wirtschaft zu einer starken Entlastung des Personals führen, vor allem da wir es heute oftmals mit enormen Datenmengen zu tun haben.

Aber künstliche Intelligenzen finden auch ihren Weg im Unterhaltungs- und Kulturbereich, wo sie zum Teil sehr außergewöhnliche Einsatzmöglichkeiten erhalten. Vom Schreiben eines Musikstücks bis hin zum Malen eines Meisterwerks ist hier mit dem Voranschreiten der Technik fast alles möglich! 

KI im Gaming-Sektor

Eine der bekanntesten Anwendungsbereiche der KI findet sich natürlich im Gaming-Sektor wieder. Hier sind künstliche Intelligenzen nötig, um Spielern virtuelle Gegner zu stellen. Allerdings wird der Begriff hier oftmals lose verwendet, denn viele der Programme sind verhältnismäßig simpel und können nicht durch das Verhalten des Spielers lernen und sich verbessern. Stattdessen spielen sie ihre Angriffe nach bestimmten Mustern ab und werden daher nur umgangssprachlich als KI bezeichnet. Die ersten Ansätze für echte KI-Technologien in der Unterhaltungsbranche fokussierten sich hingegen auf virtuelle Denkspiele. Bereits in den 1950er Jahren versuchten Wissenschaftler eine KI zu entwickeln, die menschliche Spieler in einer Partie Dame schlagen konnten. Die ersten Programme waren zwar in der Lage, den Spielregeln zu folgen, gingen dabei aber nicht besonders klug vor. Erst 1997 waren Entwickler dazu in der Lage, eine KI zu kreieren, die den Weltmeister in Dame besiegen konnte, und zeigten damit, was die ausgereifte Technologie alles meistern kann. Heute helfen die damaligen Ansätze immer noch dabei, um neue KIs zu entwickeln, die sogar ohne vollständige Informationen arbeiten können, wie etwa bei einer Runde Poker, bei Verhandlungen oder sogar bei medizinischen Behandlungen.

Algorithmen verstehen Musik

Eine besonders kreative Anwendung finden künstliche Intelligenzen im Musikbereich. Wer dachte, dass es ein kreatives Talent benötigt, um gute Klänge zu schreiben, der dürfte sich geirrt haben. Denn heute können KIs auf Datenbanken aus Millionen von Musikstücken zurückgreifen, unsere Vorlieben und Muster verstehen, und damit eigene Werke kreieren. Dabei gelang kürzlich ein wahrer Durchbruch. Mit Hilfe einer KI wurde die 10. unvollendete Sinfonie von Ludwig van Beethoven nun endlich fertig geschrieben. Geschafft wurde dieses Meisterwerk durch eine Zusammenarbeit der Deutschen Telekom mit verschiedenen Wissenschaftlern. Am 9. Oktober 2021 konnte die Uraufführung des neuen Stücks vom Beethoven Orchester Bonn unter der Direktion von Dirk Kaftan stattfinden. Ob es die KI geschafft hat, Beethovens Werk weiterzuführen, wie es der Komponist gewollt hätte, ist natürlich nicht zu beurteilen. Schon vor diesem Projekt gab es Versuche, klassische Musikstücke von KIs schreiben zu lassen. Unter anderem wurde die Unvollendete von Franz Schubert von einem Computeralgorithmus fertiggestellt. Sind reichlich Notenblätter und Musikstücke vorhanden, lernt dieser den Stil des Komponisten und kann diesen dann weiterführen.

Große Maler durch digitale Linse

Auch große Meisterwerke von Malern wie Picasso werden mithilfe von künstlicher Intelligenz vervollständigt. In diesem Fall handelt es sich jedoch nicht um hohe Kunst, sondern um ein Wiederherstellungsverfahren, das übermalte Werke wieder zum Vorschein bringen kann. So wurde erst kürzlich das Werk „The Lonesome Crouching Nude“ wiederentdeckt, das seit Jahrzehnten als verschollen galt. Durch frühere Aufzeichnungen wussten Kunstwissenschaftler davon, dass das Bild irgendwo existieren muss, konnten es jedoch nicht finden. Mit Hilfe einer KI wurde es jetzt jedoch unter der Farbe des Bilds „The Bild Man’s Meal“ der atemberaubende Akt gefunden. Dazu wurde das Bild zuerst mit Infrarot und Röntgenstrahlen beleuchtet, danach wurde die künstliche Intelligenz benötigt, um das Gemälde wieder zum Vorschein zu bringen. Dazu wurde das Bild nicht nur nachgemalt, sondern auch nach dem Stil des berühmten Meisters vervollständigt. Der Algorithmus musste dabei aus anderen Werken lernen, wie der Pinselschwung, die Farbgebung und andere Komponenten in seinen vorhandenen Gemälden eingesetzt wurden.

Künstliche Intelligenzen sind in den letzten Jahren in aller Munde und viele Menschen sind sich noch unsicher, ob dies auch negative Auswirkungen auf die Arbeitswelt und das alltägliche Leben haben könnte. Gerade in der Unterhaltungs- und Kulturbranche kann man jetzt jedoch die enormen Möglichkeiten sehen, die solche Technologien bieten.

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