Nahost

Angst vor weiterer Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern

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Feuer und Rauch über Gebäuden in Gaza-Stadt Bild: AFP

Israelische Luftangriffe im Gazastreifen haben die Angst vor einer weiteren Gewalteskalation zwischen Israelis und Palästinensern geschürt. Die Angriffe waren Armee-Angaben zufolge eine Reaktion auf aus dem Palästinensergebiet abgefeuerte Raketen.

Israelische Luftangriffe im Gazastreifen haben die Angst vor einer weiteren Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern wachsen lassen. Die Angriffe vom Freitag waren laut israelischer Armee eine Reaktion auf aus dem Palästinensergebiet abgeschossene Raketen. Militante Palästinenser nannten die abgefeuerten Raketen "Teil einer Botschaft" nach der tödlichen Razzia der israelischen Armee gegen Palästinenser im besetzten Westjordanland. US-Außenminister Anthony Blinken will sich bei einem bevorstehenden Nahost-Besuch um Deeskalation bemühen.

Nach der Tötung von zehn Palästinensern im Westjordanland am Vortag führte Israel am Freitag mehrere Luftangriffe gegen Stellungen der Hamas im Gazastreifen aus. Ziele seien eine "unterirdische Raketenproduktionsstätte" der radikalislamischen Palästinenserorganisation sowie eine Hamas-Basis im Norden des Gebiets gewesen, erklärte die Armee. 

Die Raketen aus dem Gazastreifen wurden laut der israelischen Armee von ihrem Luftabwehrsystem abgefangen. Verletzte wurden nicht gemeldet. Zunächst übernahm niemand die Verantwortung für die Angriffe aus dem Gazastreifen. Später teilte aber die radikale Gruppierung Islamischer Dschihad mit, die Raketen seien "Teil einer Botschaft" gewesen, um zu zeigen, dass "palästinensisches Blut nicht billig ist".

Chaled al-Batsch, ein führender Vertreter des Islamischen Dschihad, lobte bei einer Kundgebung im Gazastreifen am Freitagnachmittag die "Einheit der Reihen des Widerstands".

Sowohl der Islamische Dschihad als auch die mit ihm um die Vorherrschaft im Gazastreifen konkurrierende Hamas hatten Vergeltung geschworen, nachdem die israelische Armee im Westjordanland die zehn Menschen getötet hatte.

Das US-Außenministerium teilte am Donnerstag mit, dass Außenminister Anthony Blinken am kommenden Montag und Dienstag nach Israel, ins besetzte Westjordanland und nach Ägypten reisen werde. Dabei werde er erstmals mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seit dessen Amtsantritt als Chef der am weitesten rechts stehenden israelischen Regierung zusammentreffen. Auch eine Begegnung mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sei geolant.

Ziel der Gespräche sei es, "Schritte zur Deeskalation der Spannungen zu unternehmen, um den Kreislauf der Gewalt zu beenden", teilte der Sprecher des Außenministeriums in Washington, Ned Price mit.

Ähnlich besorgt äußerte sich das Weiße Haus über die "zunehmende Gewaltspirale im Westjordanland ebenso wie durch die Raketen aus Gaza". Washington mahne dringend eine "Deeskalation" an, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. 

Auch Frankreich appellierte an die Konfliktparteien, von einer "weiteren Eskalation der Gewalt abzusehen". Paris sei "sehr besorgt wegen der Gefahr einer Eskalation, auch im Gazastreifen, nach dem gestrigen Einsatz der israelischen Armee in Dschenin im Westjordanland", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Anne-Claire Legendre.

Bei einer israelischen Razzia im Flüchtlingslager Dschenin waren am Donnerstag neun Menschen getötet worden. Die israelische Armee sprach von einer "Anti-Terror-Operation". Die Palästinenser warfen der Armee vor, absichtlich Tränengas in die Kinderstation eines Krankenhauses geschossen zu haben. Israel bestritt dies. 

Eine so hohe Opferzahl bei einem einzigen israelischen Einsatz im Westjordanland hat die UNO seit Beginn ihrer Zählungen im Jahr 2005 noch nicht festgehalten. Zudem wurde am Donnerstag ein Mann dem palästinensischen Gesundheitsministerium zufolge von israelischen Soldaten in al-Ram nahe Jerusalem getötet.

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, äußerte sich am Donnerstag angesichts der hohen Opferzahl "besorgt". Er erklärte im Onlinedienst Twitter, Israel habe "das Recht, seine Bürger vor Terrorismus zu schützen - in angemessener Weise und im Einklang mit internationalem Recht". Deeskalation und Dialog zwischen Israelis und Palästinensern seien nun "wichtiger denn je", schrieb Seibert.

Mit den Todesopfern von Donnerstag stieg die Zahl der in diesem Jahr getöteten Palästinenser im Westjordanland auf 30. Die meisten von ihnen wurden bei Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee erschossen.

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