Der angeklagte Franzose, der seine Frau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln betäubt und Fremden zur Vergewaltigung angeboten hatte, neigt nach Einschätzung von Experten zur Manipulation.
Der angeklagte Franzose, der seine Frau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln betäubt und Fremden zur Vergewaltigung angeboten hatte, neigt nach Einschätzung von Gutachtern zur Manipulation. Der 71 Jahre alte Dominique Pelicot sei zudem "egozentrisch" und betrachte sein Gegenüber "als ein Objekt, dass sich manipulieren lässt", erklärte die Psychologin Annabelle Montagne am Montag vor Gericht im südfranzösischen Avignon.
Indem er seine Frau mit Schlafmitteln betäubt habe, habe er sie "zum Objekt gemacht". "Die Tatsache, dass sie vollkommen passiv war, könnte auch auf einen Hang zur Nekrophilie deuten" fügte sie hinzu. Die Psychologin verwies außerdem darauf, dass der Hauptangeklagte erklärt habe, dass er selbst im Alter von neun Jahren bei einem Krankenhausaufenthalt von einem Krankenpfleger vergewaltigt worden sei. Dies könnte bei ihm "zu einem Bruch geführt haben".Â
Die Psychologin Marianne Douteau bescheinigte dem Angeklagten ihrerseits einen "cholerischen Charakter", der bei anderen Angst auslöse und zum Lügen anstifte. Während der Ermittlungen war bei Pelicot keine psychische Krankheit festgestellt worden. Er habe aber eine "perverse" Persönlichkeit, die sich auch darin zeige, dass er seine Frau als "Köder" nutze, urteilten die Ermittler.
Pélicot nahm am Montag wegen gesundheitlicher Probleme nicht an der Gerichtsverhandlung teil. Er soll am Dienstagnachmittag erstmals aussagen.Â
Unterdessen kündigten mehrere Verteidiger der Mitangeklagten rechtliche Schritte gegen die Veröffentlichung der Kontaktdaten ihrer Mandanten an. In Online-Netzwerken hatten sich Listen mit Angaben zur Identität der Mitangeklagten verbreitet, was zu Bedrohungen der Betroffenen und teils auch ihrer Familienmitglieder geführt habe.
Pélicots Ex-Frau Gisèle hatte in der vergangenen Woche vor Gericht ausführlich geschildert, wie sie jahrelang unter unerklärlichen Gedächtnislücken und gynäkologischen Problemen litt, bevor sie erfuhr, in welcher Weise sich ihr Mann an ihr verging. Dies geschah, als ihr Mann ins Visier der Justiz geriet, weil er in einem Supermarkt unter die Röcke von Frauen fotografiert hatte. Bei der folgenden Hausdurchsuchung stießen die Ermittler auf etwa 4000 Fotos und Videos von Vergewaltigungen der offensichtlich bewusstlosen Frau.Â
Etwa 200 Mal war Gisèle Pélicot zwischen 2011 und 2020 ohne ihr Wissen vergewaltigt worden, teils von ihrem Ehemann und in 92 Fällen von Fremden. Die Ermittler identifizierten 50 von ihnen, die sich nun neben dem Hauptangeklagten vor Gericht verantworten müssen. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.Â