Wahlen

Faires TV-Duell der US-Vizes Walz und Vance ohne klaren Sieger

  • AFP
  • In POLITIK
  • 2. Oktober 2024, 06:58 Uhr
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Die Kontrahenten J.D. Vance (links) und Tim Walz Bild: AFP

Argumente statt persönlicher Angriffe - in ihrem TV-Duell haben sich die US-Vizepräsidentschaftskandidaten keinen aggressiven Schlagabtausch geliefert, sondern eine zumeist sachlich geführte Debatte über die zentralen Themen des Wahlkampfes geführt.

Freundlicher Handschlag statt feindseliger Attacken - in ihrem TV-Duell haben sich die US-Vizepräsidentschaftskandidaten keinen aggressiven Schlagabtausch geliefert, sondern eine zumeist sachliche Debatte über die zentralen Themen des Wahlkampfes geführt. J.D. Vance und Tim Walz diskutierten am Dienstagabend (Ortszeit) 90 Minuten lang vor einem Millionenpublikum intensiv über die zentralen Themen des Wahlkampfs, von Migration über Wirtschaft bis hin zu Abtreibung - ohne dass am Ende ein klarer Sieger des Duells festgestanden hätte.

Es war das wohl letzte TV-Duell des Präsidentschaftswahlkampfes, in dem sich der Republikaner Donald Trump und die Demokratin Kamala Harris ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Zu Beginn der Debatte gab es einen Handschlag zwischen Walz und Vance, am Ende der Debatte einen Handschlag mit Smalltalk im Beisein der Ehefrauen.

Die beiden Vizes attackierten sich weniger gegenseitig, als dass sie gegen die Präsidentschaftskandidaten des gegnerischen Lagers austeilten. Vance erklärte, Harris habe als Vizepräsidentin wenig zustande gebracht habe und für die alte Regierung unter Joe Biden stehe. Walz warnte mehrfach vor einem Comeback Trumps und erinnerte daran, wie dessen Weigerung zur Anerkennung seiner Wahlniederlage 2020 Chaos und Gewalt zur Folge gehabt hätten.

Zum Ende der Debatte kam er auf diesen Punkt noch einmal zurück und verlangte von Vance das Eingeständnis der Niederlage: "Hat er die Wahl 2020 verloren?" Vance wich der Frage jedoch aus und entgegnete: "Ich konzentriere mich auf die Zukunft." 

Vance sprach lediglich davon, dass es damals "Probleme" gegeben habe. In Wahrheit sei Harris "die größere Gefahr für die Demokratie", da sie Zensur betreibe. Angesprochen auf die Tatsache, dass er früher ein scharfer Kritiker Trumps war und ihn sogar mit Hitler verglichen hatte, sagte Vance: "Ich hatte Unrecht, was Donald Trump angeht."

Hitzig wurde es bei den zentralen Wahlkampfthemen Migration und Abtreibung. Walz warf seinem Kontrahenten vor, Einwanderer "entmenschlichen" zu wollen, indem er die Mär von haustieressenden Migranten verbreitet habe. Die von Vance verbreitete Falschbehauptung hatte zu erheblichen Spannungen und mehreren Bombendrohungen in der Kleinstadt Springfield im Bundesstaat Ohio geführt.

Der republikanische Senator Vance, der sich während der Debatte mehrfach als gläubiger Katholik und liebevoller Familienvater dreier Kinder präsentierte, äußerte die Erwartung, dass niemand die vom Supreme Court verfügte Abschaffung des landesweiten Rechts auf Abtreibung rückgängig machen wolle - "obwohl ich weiß, dass die Demokraten eine sehr radikale pro-Abtreibungshaltung eingenommen haben".

Auch der Sturm "Helene" war Thema der Debatte - sowie die Frage, inwieweit die Katastrophe, bei der mindestens 155 Menschen ums Leben kamen, mit dem Klimawandel zusammenhängt. Vance bezweifelte, dass die CO2-Emissionen für den gesamten Klimawandel verantwortlich seien, Walz entgegnete: "Der Klimawandel ist eine Realität." Es sei absolut entscheidend, dass die Auswirkungen des menschlichen Verhaltens begrenzt würden.

Während der Debatte machte sich Walz häufig Notizen, was weniger souverän wirkte, als die frei vorgetragenen Ausführungen des druckreif formulierenden Vance. Dieser bemühte sich sichtlich, sein Image als ultrarechter Hardliner aufzupolieren und sich höflich und gemäßigt zu präsentieren.

In den Umfragen zur Wahl am 5. November liegen Trump und Harris praktisch gleichauf. Sowohl Vance als auch Walz wurden von ihren Chefs als Vizekandidaten ausgewählt, um in ihren Heimatregionen im Mittleren Westen Stimmen in der überwiegend weißen Arbeiterschicht zu gewinnen.

Die beiden Moderatorinnen des Senders CBS führten die Debatte in New York strikt und hakten die Themen nach und nach ab. Einmal machten sie von ihrem Recht Gebrauch, den Kontrahenten die Mikrofone abzuschalten, um die Debatte wieder in geordnete Bahnen zu lenken.

Da Trump ein zweites Aufeinandertreffen mit seiner demokratischen Rivalin Harris im Fernsehen ablehnt, wird es bis zur Wahl wohl keine weitere TV-Debatte mehr geben. Harris hatte das Duell am 10. September nach Ansicht vieler Beobachter als Punktsiegerin für sich entschieden - ohne dass dies Auswirkungen auf die Umfragen gehabt hätte. Die Debatte der Vizes nun, der gemeinhin weniger Bedeutung beigemessen wird, brachte keinen klaren Sieger hervor.

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