Frankreich

Mord an französischem Lehrer Samuel Paty: Prozess wegen Hasskampagne begonnen

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Erinnerung an Samuel Paty Bild: AFP

Vier Jahre nach der Ermordung des französischen Lehrers Samuel Paty durch einen jungen Islamisten hat am Montag in Paris ein Prozess gegen mutmaßliche Mitverantwortliche begonnen.

Vier Jahre nach der Ermordung des französischen Lehrers Samuel Paty durch einen jungen Islamisten hat am Montag in Paris ein Prozess gegen mutmaßliche Mitverantwortliche begonnen. Zu den Hauptangeklagten zählt Brahim C., der Vater einer damals 13 Jahre alten Schülerin, die mit einer Lüge die folgenschwere Hetzkampagne gegen Paty ausgelöst hatte. Die Schülerin war mit weiteren Minderjährigen 2023 bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Der 47 Jahre alte Geschichtslehrer Paty hatte in einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit in einer Mittelschule in einem wohlhabenden Pariser Vorort Mohammed-Karikaturen gezeigt. Zuvor hatte er seinen Schülerinnen und Schülern freigestellt, den Raum zu verlassen, falls sie diese nicht sehen wollten. Diese Vorsichtsmaßnahme wurde ihm zum Verhängnis.

Die Tochter von Brahim C., die an dem Tag gar nicht zum Unterricht erschienen war, hatte ihrem Vater später erzählt, der Lehrer habe gezielt muslimische Schüler aus der Klasse geschickt, um den anderen erniedrigende Darstellungen Mohammeds zu zeigen. Der Angeklagte verbreitete diese Version gemeinsam mit anderen in Onlinediensten, die Hetzkampagne nahm ihren Lauf.

Brahim C., der seit vier Jahren in Untersuchungshaft sitzt, ist wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung angeklagt. Gemeinsam mit einem weiteren Angeklagten habe er das Ziel verfolgt, "ein Angriffsziel zu schaffen" und "Hass zu schüren", heißt es in der Anklageschrift. Im Fall einer Verurteilung muss er mit 30 Jahren Haft rechnen. Im Prozess soll seine Tochter als Zeugin aussagen. 

Paty hatte seinen Kollegen damals gesagt, dass er sich "von lokalen Islamisten bedroht" fühle und mehrfach um eine Mitfahrgelegenheit nach der Schule gebeten - obwohl er sonst immer zu Fuß gegangen war. Am 16. Oktober 2020 fand sich niemand, der ihn im Auto mitnehmen konnte, es war der letzte Schultag vor den Ferien. 

Der Täter, der ihm nach der Schule auflauerte, ihn mit einem Messer erstach und dann enthauptete, war ein 18 Jahre alter Islamist, der sich einige Monate zuvor radikalisiert hatte. Er hatte mehrfach telefonischen Kontakt zu Brahim C., kannte den Lehrer aber nicht und zahlte jüngeren Schülern Geld, damit sie ihm Paty zeigten. Der aus Tschetschenien stammende Abdulach Ansorow wurde von der Polizei erschossen. In einer Audioaufnahme rühmte er sich, "den Propheten gerächt" zu haben. 

Zu den Angeklagten zählen auch zwei seiner Freunde, die ihn am Vortag der Tat beim Kauf eines Messers in Rouen begleitet hatten. Sie sind der Beihilfe zu einem terroristisch motivierten Mord angeklagt. Ihnen droht eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Die übrigen Angeklagten, unter ihnen eine zum Islam konvertierte Frau, hatten mit dem Täter online Kontakt und bestärkten ihn nach Darstellung der Anklage in seiner Radikalisierung. 

"Die tragische Dynamik, die zur Ermordung von Samuel Paty führte, verdeutlicht das Ausmaß des islamistischen Einflusses in Frankreich und seine Schnittstellen zum Terrorismus", erklärten die Anwälte einer der Schwestern von Samuel Paty zum Prozessauftakt. 

Der Fall hatte in Frankreich eine Schockwelle ausgelöst. Patys Schule in Conflans-Sainte-Honorine nordwestlich von Paris wurde mittlerweile nach dem getöteten Lehrer umbenannt. 

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