Als der französische Architekt Rémi Fromont vor zehn Jahren die Pariser Kathedrale Notre-Dame besuchte, war er überrascht, dass es von dem mittelalterlichen Dachstuhl keinen detaillierten Plan gab. 'Da kam uns die Idee, das zu dokumentieren', sagt er in einem AFP-Gespräch. 'Wir dachten uns, dass es vielleicht einmal nützlich sein könnte', fügte er hinzu. Wie nützlich es tatsächlich einmal sein würde, ahnte er damals nicht.
Als der französische Architekt Rémi Fromont vor zehn Jahren die Pariser Kathedrale Notre-Dame besuchte, war er überrascht, dass es von dem mittelalterlichen Dachstuhl keinen detaillierten Plan gab. "Da kam uns die Idee, das zu dokumentieren", sagt er in einem AFP-Gespräch. "Wir dachten uns, dass es vielleicht einmal nützlich sein könnte", fügte er hinzu. Wie nützlich es tatsächlich einmal sein würde, ahnte er damals nicht.
Gemeinsam mit einem Kollegen verbrachte Fromont ein Jahr lang wöchentlich einen Tag in dem etwa 100 Meter langen Dachstuhl, um die Konstruktion aus dicken Eichenbalken zu vermessen. Wegen der Enge war der Einsatz von 3D-Scannern kaum möglich. "Wir hatten uns gesagt: Wenn das noch niemand getan hat, warum sollten wir es nicht tun?", erinnert sich sein Kollege Cédric Trentesaux. "Uns hat es einfach Spaß gemacht", meint er.
Keiner der beiden rechnete damit, welche Folgen ihr freiwilliger Einsatz haben würde. Als am 15. April 2019 die mächtigen Eichenbalken wie Streichhölzer aufloderten und ins Kirchenschiff stürzten, packte die beiden das Entsetzen. "Wir hatten ein Jahr dort oben verbracht und sahen alles in Flammen aufgehen", erinnert sich Trentesaux.
Erst als der Schreck sich gelegt hatte und die Diskussion über den originalgetreuen Wiederaufbau der Kathedrale begann, wurde ihnen bewusst, über welchen Schatz sie verfügten: Ohne ihre Vermessungsarbeiten hätte der Dachstuhl nicht so wieder aufgebaut werden können, wie es nun geschehen ist.
"Unsere Aufzeichnungen waren das kleine Glück in einem Meer von Unglück", sagt Trentesaux. "Wir hätten nicht gedacht, welche Folgen sie haben würden", fügt er hinzu. "Wir waren heilfroh, dass wir unsere Arbeit ordentlich gemacht hatten", ergänzt Fromont.
Der originalgetreue Wiederaufbau war nicht nur eine ästhetische Entscheidung, sondern auch durch die Charta von Venedig zur Denkmalpflege geboten. Die Eichenbalken wurden teils mit Nachbildungen mittelalterlicher Werkzeuge von Hand zurecht gehauen. Der gesamte Dachstuhl besteht aus Holz, es wurden keine Metallteile verwendet.
"Indem wir den Dachstuhl mit denselben Materialien und Techniken wieder aufgebaut haben, sichern wir die historische Kontinuität der Kathedrale", meint Fromont. "Notre-Dame ist ein Bau, der keine Kompromisse zulässt", resümiert er.