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Test: Alfa MiTo 1.4 TB QV - Mediterrane Muskelspiele

  • Peter Eck/SP-X
  • In NEUHEITEN
  • 23. November 2014, 13:00 Uhr

Überragende Verarbeitungsqualität, satter Komfort, Assistenzsysteme en masse: Wer das sucht muss nicht mehr weiterlesen. Der stärkste Alfa MiTo ist ein Fahr-Zeug für Menschen, die auf die Essenz des Autofahrens wert legen.

Kleinwagen sind die neue Kompaktklasse. Erwachsenes Design, hochwertige Komfort- und Assistenzausstattungen und eine Antriebspalette, die von ganz sparsam bis ziemlich sportlich reicht. In letztere Kategorie fällt das Spitzenmodell des Alfa Mito. Der mit 4,06 Metern recht lang geratene Kleinwagen leistet als 1.4 TB Quadrifoglio Verde  (QV) immerhin 125 kW/170 PS, eine Leistung, die auch heute noch eines Mittelklasse-Modells würdig wäre.

Was die Leistung angeht, gehört der Alfa in dieser Version also zur Spitze, ansonsten ist er eher ein unkonventioneller Vertreter seines Segments. So gibt es ihn ausschließlich mit zwei Türen, was seine Sportlichkeit zwar unterstreicht, im Alltag allerdings auch unpraktisch sein kann. Entweder für einen dritten oder vierten Mitfahrer oder bei der Unterbringung von Einkäufen. Denn die können nicht so einfach bequem über eine hintere Türe im Fond platziert werden, und der Kofferraum mit seinen 270 Litern Volumen ist nur über eine sehr hohe Stufe zugänglich.

Dies zeigt schon, wohin die Reise beim MiTo geht. Der Alfa ist kein moderner Vertreter seines Segments - wie ein VW Polo oder gar der neue Mazda2 - und will es wahrscheinlich auch nicht sein. Optik und Leistung stehen im Mittelpunkt, nicht etwa besonderer Komfort oder die übliche Assistenzsystem-Flotte. Bei Alfa folgt die Funktion der Form, er lässt optisch und antriebsseitig lieber seine mediterranen Muskeln spielen.

Somit setzt der MiTo - der Name leitet sich übrigens von den Kfz-Kennzeichen der Städte Mailand (Milano) und Turin (Torino) ab - eigentlich auch nur eine typische Alfa-Tradition fort. Wer sich eine der heißblütigen Schönheiten zulegt, musste im Alltag häufig Abstriche hinnehmen, etwa was die Ablesbarkeit der Instrumente, die Bedienbarkeit des Navis oder die Qualität der Materialien angeht. Wer das nicht will, für den gibt es ja Alternativen, die der Alfa-Fahrer - um im Vergleich zu bleiben - wohl aber eher als langweilige deutsche Blondine charakterisieren würde.

Alfa ist in Deutschland nicht gerade eine Bestseller-Marke, in den ersten zehn Monaten 2014 wurden gerade mal rund 2.700 Fahrzeuge abgesetzt. Man kauft also solide Fiat-Großserientechnik und fährt eine Marke, die aktuell deutlich weniger Zulassungen aufweist als Porsche oder Jaguar. Vielleicht ist auch deshalb die Preisgestaltung überraschend optimistisch: Der Listenpreis für den MiTo liegt bei 23.700 Euro. Zum Vergleich: Ein Polo GTI mit immerhin 192 PS kostet nur 50 Euro mehr. Allerdings dürften beim Italiener in der Praxis deutlich höhere Preisnachlässe aushandelbar sein.

Im hohen Grundpreis sind immerhin ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe und das Fahrdynamiksystem DNA enthalten. Es steht für die Programme ,,Dynamic", ,,Normal" und ,,All Wheather". So richtig Spaß macht der Quadrifoglio Verde aber nur im ,,Dynamic"-Modus. Die Lenkung arbeitet dann herrlich direkt, die Gasannahme geht deutlich schneller vonstatten, das Drehmoment steigert sich um 20 auf 250 Newtonmeter. Das narrensichere Fahrwerk verträgt auch richtig schnelle Fahrten, das ESP muss erst in wirklich extremen Situationen eingreifen. So fühlt sich der MiTo wohl.

In der Stadt dagegen und im Normal-Modus wird es weniger angenehm. Hier geht gefühlt viel Leistung verloren, der Muskel-Mito wirkt geradezu gehemmt, die Doppelkupplung unharmonisch. Hinzu kommt ein recht großer Wendekreis.

Etwas Zeit nehmen muss man sich auch, um den Arbeitsplatz einzurichten. In den Alfa setzt man sich nicht einfach rein; Sitze, Spiegel und Lenkradeinstellung bedürfen einer ziemlich genauen Abstimmung. Erst dann, dann aber, sitzt man in diesem Kleinwagen-Sportler angenehm, wobei größer Gewachsene schnell Probleme bekommen.

Der MiTo ist in dieser Version als Quadrifoglio Verde also eher ein kleiner Sportwagen als ein gut motorisierter Kleinwagen. Die sich daraus ergebenden und erwähnten Mängel mögen manchen Autofahrer enttäuschen. Auf seine Art ist der Alfa aber konsequent und setzt auf ,,alte" Tugenden, die vor allem in der flotten Optik und im Antrieb beziehungsweise Fahrwerk begründet sind. Andere Kleinwagen können anderes besser, aber wem es auf die Essenz des Fahrens ankommt, findet im MiTo 1.4 TB QV das passende Fahr-Zeug - das darüber hinaus noch den Vorteil hat, nun wirklich nicht an jeder Straßenecke zu stehen.

Alfa MiTo 1.4 TB QV - Technische Daten:
Fünfsitziger, dreitüriger Kleinwagen; Länge: 4,06 Meter, Breite: 1,72 Meter, Höhe: 1,45 Meter, Radstand: 2,51 Meter, Kofferraumvolumen: 270 - 950 Liter
1,4-Liter-Benzinmotor, Sechsgang-Automatikgetriebe (Doppelkupplung), 125 kW/170 PS, maximales Drehmoment: 250 Nm bei 2.500 U/min, 0-100 km/h: 7,5 s, Vmax: 219 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,4 Liter je 100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 124 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: C, Testverbrauch: 7,3 Liter
Preis: ab 23.700 Euro

Kurzcharakteristik:
Alternative zu: VW Polo GTI, Seat Ibiza Cupra, Ford Fiesta ST
Passt zu: langen schwarzen Haaren und Sonnenbrille
Sieht gut aus: mit einer Fahrerin mit - siehe oben

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