Motor

Tradition: Rückkehr der Roadster und Faltverdecke - Für die schönsten Kurven des Lebens (Kurzfassun

  • Wolfram Nickel/SP-X
  • In MOTOR
  • 20. Juli 2015, 10:27 Uhr

Bald kommt die vierte Generation des Mazda MX-5 auf den Markt. Mit der ersten Generation des japanischen Roadsters begann im Sommer 1990 eine Renaissance der Frischluft-Modelle. Vom Run auf Cabrios wollten viele Hersteller profitieren, so gab es Sonnenkönige von klein und günstig, bis groß und exklusiv.

Im Sommer 1990 endete die Dekade geschlossener Blechbüchsen und bezahlbare Roadster und Spider feierten ihr Revival. Tatsächlich hatte der Cabrio-Bestand allein auf deutschen Straßen in den drei Jahren zuvor um 50 Prozent zugelegt und das sollte laut Vorhersagen der Fachwelt erst der Anfang eines globalen Booms sein.

Auf der Autofahrer-Wunschliste weit oben stand vor allem der Mazda MX-5, dessen Lieferzeiten von 18 bis 24 Monaten allerdings eindeutig zu lang waren. So wurden für den eigentlich bezahlbaren Mazda in privaten Anzeigen bald Aufpreise von gut einem Drittel des Kaufpreises gefordert.

Träume unter der Sonne, sie wurden in diesem Sommer mit und ohne Cabrio wahr, ließen sich aber mit freiem Blick zum Himmel besser genießen. Sei es der dritte WM-Titel, den die deutsche Fußball-Nationalmannschaft diesmal in Italien gewann und der mit bis dahin beispiellosen Autokorsos und einem noch nie dagewesenen friedlichen Fahnenmeer gefeiert wurde. Mit dabei auch die erst im Vorjahr eingeführten Mercedes SL der Reihe R 129, die als 500 SL schon in den privaten Garagen mehrerer WM-Helden parkten. Sommerthema war auch die sich anbahnende deutsche Wiedervereinigung, deren wichtigster Vorbote im Juli die Währungsreform in der DDR war. Erst mit Einführung der D-Mark gab es in ganz Deutschland ein einheitliches Pkw- und damit auch Cabrio-Angebot, zu dem Ferrari ebenso zählten wie offene Trabant Tramp mit VW-Polo-Motor. Während Volvo im Juni noch überlegte, ob das spektakuläre keilförmige Klappscheinwerfercabrio 480 als zweites modernes Schweden-Cabrio nach dem Saab 900 in Serie gehen sollte, schlug der Schwede Stefan Edberg im Finale von Wimbedon zum zweiten Mal Boris Becker.

Auch zu diesem Anlass gab es kleinere Autoparaden, zumal die Skandinavier bis heute enthusiastische Cabrio- und Cruisingfans sind. Letzteres vor allem mit klassischen amerikanischen Straßenkreuzern, unter die sich nun aber auch eine Generation US-Convertibles mischte, so von Buick (Reatta), Cadillac (Allanté), Chevrolet (Beretta), Chrysler (Le Baron V6) oder Oldsmobile (Cutlass Supreme).

Als erster Japaner ergänzte Infiniti mit dem M30 Convertible diesen Club feiner, aber noch bezahlbarer Viersitzer. Vorläufig jedoch nur in den USA. Den Titel des weltweit schnellsten offenen Viersitzers trug weiterhin der BMW M3: In 6,9 Sekunden wurde die 100-km/h-Marke erstürmt. Auch Porsche schickte 1990 ein ,,S2"-Power-Version seines 944 Cabriolets ins Rennen, das mit 155 kW/211 PS aus einem Vierzylinder-Hubraumriesen (3,0 Liter!) sogar dem 5,3-Liter-V12 im Jaguar XJ-S Cabrio davon brauste.

Neu an der Super-Sportwagenfront waren Ferrari 348 ts - allerdings nur mit herausnehmbarem Dachteil - und eine Fülle an englischen Kleinserien-Fabrikaten. Darunter als Glanzpunkte das AC Cobra Lightweight Concept, das vom 272 kW/370 PS V8 in vier Sekunden auf Tempo 100 geschossen wurde, und der aristokratisch vornehme Aston Martin Virage Volante. 440.000 Mark rief dessen Preisliste auf, gerade einmal 5.000 Mark weniger als für die teuerste aller Sonnenbänke verlangt wurde, den Rolls-Royce Corniche. Billigster Luftikus war damals übrigens mit 18.960 Mark das 3,54 Meter kurze Yugo Cabrio vom jugoslawischen Hersteller Zastava, das damit sogar knapp den Faltverdeck-Geländewagen Suzuki SJ Samurai unterbot.

Von diesen Sonderangeboten abgesehen, mussten sich Sonnenliebhaber das Offenfahren meist relativ teuer erkaufen. So kostete etwa die Neuauflage des Ford Escort Cabriolet 1.6i mindestens 34.450 Mark und damit 75 Prozent mehr als die vergleichbare Limousine.

Auch wenn Cabrios und Roadster im Sommer 1990 wieder wahre Road-Stars waren wie zuletzt in den Swinging Sixties, war dies nur der Beginn eines Revival, das erst zehn Jahre später mit der Wiederentdeckung der Coupé-Cabrios seinen Klimax erreichte.

STARTSEITE