Panorama

Strommasten: Auswirkungen auf die Gesundheit je nach Jahreszeit verschieden

  • Annette Bulut (vm)
  • In PANORAMA
  • 13. Oktober 2015, 12:24 Uhr

Wer in der Nähe von Hochspannungsleitungen lebt, muss damit rechnen, dass sich die elektromagnetischen Wechselfelder auf den Hormonspiegel auswirken - allerdings je nach Jahreszeit schwankend und in entgegengesetzter Richtung.


Wer in der Nähe von Hochspannungsleitungen lebt, muss damit rechnen, dass sich die elektromagnetischen Wechselfelder auf den Hormonspiegel auswirken - allerdings je nach Jahreszeit schwankend und in entgegengesetzter Richtung. Das fand jetzt ein internationales Forschungsteam heraus. Das zentrale Ergebnis: Offensichtlich haben magnetische Wechselfelder in der Tat einen Einfluss auf die Gesundheit. Dieser ist jedoch deutlich komplexer als bisher angenommen. Unter der Leitung von Professor Hynek Burda von der Universität Duisburg-Essen (UDE) wiesen die Wissenschaftler nach, dass Kälber, die elektromagnetischen Wechselfeldern ausgesetzt waren, im Winter weniger vom Schlafhormon Melatonin produzieren als im Sommer.

Melatonin entsteht nachts in der Zirbeldrüse des Gehirns. Über den Blutkreislauf gelangt es zu fast jeder Zelle des Körpers, wo es vielfältige Funktionen erfüllt. Es steuert die Tag- und Nachtrhythmik und stärkt das Immunsystem. Es soll auch vor Krankheiten schützen, etwa vor Krebs oder Alzheimer. Bisherige Studien legten einen Zusammenhang zwischen der unterdrückten Melatoninproduktion und dem Auftreten von Kinderleukämie in der Nähe von Hochspannungsleitungen nahe. Eindeutig nachweisbar war dies bislang jedoch nicht: Mal waren die Melatonin-Konzentrationen bei Tieren, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen gehalten werden, erhöht, mal erniedrigt und manchmal blieben sie auch unbeeinflusst. Dem ging nun ein internationales Team aus tschechischen, deutschen und belgischen Wissenschaftlern genauer nach.

Die Wissenschaftler zeigten, dass Kälbchen tatsächlich weniger Melatonin produzieren, wenn sie elektromagnetischen Magnetfeldern ausgesetzt sind - jedoch nur im Winter. Im Sommer verkehrt sich der Effekt sogar leicht ins Gegenteil. "Dieser saisonale Effekt des Magnetfeldeinflusses ist eine neue Erkenntnis, die die bisherigen Studien in einem neuen Licht erscheinen lässt", erklärt Burda. Der nun gezeigte saisonale Einfluss könnte sich als zentral für das Verständnis der Mechanismen erweisen, die der Wechselwirkung zwischen Magnetfeldern, vegetativer Physiologie und Gesundheit zugrunde liegen. (vm/en-wid)

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