Gesundheit

Recht auf Bücher auch für Sehbehinderte

  • Steve Schmit/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 20. April 2016, 17:09 Uhr

Bücher sind kulturell wertvolle Werke, die jedem zugänglich sein sollten. Daher gibt es gesetzliche Rahmenbedingungen, die genau das ermöglichen sollen. Menschen mit Lese- und Sehbehinderungen sind dabei aber nach wie vor benachteiligt.


Bücher sind kulturell wertvolle Werke, die jedem zugänglich sein sollten. Daher gibt es gesetzliche Rahmenbedingungen, die genau das ermöglichen sollen. Menschen mit Lese- und Sehbehinderungen sind dabei aber nach wie vor benachteiligt. Zum Welttag des Buches am 23. April ruft das Deutsche Institut für Menschenrechte zur schnelleren Umsetzung des sogenannten "Vertrag von Marrakesch" auf.

Das völkerrechtliche Übereinkommen soll Menschen mit Lese- und Sehbehinderungen den Zugang zu Büchern und kulturellen Werken in barrierefreien Formaten wie Brailleschrift, Großdruck oder Hörbuch sichern. Es hakt aber an der bürokratischen Frage, wer für die Umsetzung des Vertrags zuständig ist: der Staat oder die EU-Kommission. "Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass der Streit mit der Europäischen Kommission zügig beigelegt wird", fordert Valentin Aichele, Leiter der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Vor allen Dingen müsse das Urheberrecht angepasst werden, um Betroffenen den Zugang zu bisher nicht übertragenen Werken zu ermöglichen. Nur knapp fünf Prozent aller in Deutschland verlegten Werke der Literatur, Kunst und Wissenschaft sind überhaupt verfügbar.

"Es ist aus menschenrechtlicher Perspektive nicht hinnehmbar, dass der Zugang zu Büchern an diesen rechtlichen und praktischen Hürden scheitert", so Aichele. Neben dem Urheberrecht sind auch die geringen Gewinnaussichten für Verlage eine große Hürde. Die Europäische Kommission hat im September 2015 beim Europäischen Gerichtshof die Klärung der Frage beantragt, ob ausschließlich die EU für den Abschluss des Vertrags von Marrakesch zuständig ist. Bis zur endgültigen Entscheidung über dies Frage können wohl noch Jahre vergehen.

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