Infektionen

"Lugdunin" - der Lebensretter aus der Nase

  • Rudolf Huber/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 28. Juli 2016, 12:16 Uhr

Infektionen durch Antibiotika-resistente Bakterien gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Jetzt ist Forschern ein wichtiger Schritt gegen diese zunehmende Bedrohung gelungen: Sie entdeckten, dass ein in der Nase siedelndes Bakterium einen bisher unbekannten antibiotischen Wirkstoff produziert.


Infektionen durch Antibiotika-resistente Bakterien gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Jetzt ist Forschern ein wichtiger Schritt gegen diese zunehmende Bedrohung gelungen: Sie entdeckten, dass ein in der Nase siedelndes Bakterium einen bisher unbekannten antibiotischen Wirkstoff produziert. Bei Versuchen an Mäusen fanden die Wissenschaftler der Universität Tübingen sowie des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) heraus, dass der "Lugdunin" getaufte Wirkstoff im Bakterium Staphylococcus lugdunensis in der Lage ist, selbst multiresistente Erreger zu bekämpfen, bei denen viele klassische Antibiotika mittlerweile wirkungslos sind.

"Normalerweise werden Antibiotika nur von Bodenbakterien und Pilzen gebildet", so Professor Andreas Peschel vom Interfakultären Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin Tübingen (IMIT). "Dass auch die menschliche Mikroflora eine Quelle für antimikrobielle Wirkstoffe sein kann, ist eine neue Erkenntnis." In Zukunft soll untersucht werden, ob "Lugdunin" tatsächlich therapeutische Anwendung finden könnte. Denkbar wäre etwa, Risikopatienten mit harmlosen "Lugdunin"-bildenden Bakterien zu besiedeln, um so das Risiko von lebensgefährlichen Infektionen vorbeugend zu senken.

Antibiotika-Resistenzen stellen Ärzte vor ein zunehmendes Problem. "Es gibt Schätzungen, dass in den kommenden Jahrzehnten mehr Menschen durch resistente Keime als an Krebs sterben werden", sagte Dr. Bernhard Krismer vom IMIT. Die unsachgemäße Nutzung von Antibiotika verstärke die bedenkliche Entwicklung. Die Erkenntnisse der Tübinger Wissenschaftler eröffnen neue Möglichkeiten, um nachhaltige Strategien zur Infektionsvermeidung zu entwickeln und neuartige Antibiotika zu finden - auch im menschlichen Körper.

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