Fahrbericht

Mit den Großen toben: Peugeot 2008

  • Michael Kirchberger
  • In FAHRBERICHTE
  • 28. September 2016, 10:08 Uhr

Gut drei Jahre ist der Peugeot 2008 auf dem Markt. Mit einem einfühlsamen Ausstattungsplus, neuen Rückleuchten und der demokratisierten Traktionshilfe Grip Control soll seine Attraktivität steigen. In der Preisliste bleibt es dagegen weitgehend ruhig. Wie bisher kostet die Basisversion 15.500 Euro.

Kaum ist das Peugeot Crossover-SUV 2008 drei Jahre auf dem Markt, da zelebriert der französische Hersteller eine zarte Überarbeitung des Erfolgsmodells. Immerhin hat der 4,16 Meter lange Wagen in seinem noch jungen Leben flink die Absatzmarke von einer halben Million Exemplaren geknackt. Damit die Erfolgskurve weiter nach oben zeigt, spendieren ihm seine Väter ein einfühlsames Ausstattungsplus und neue Rückleuchten, demokratisiert zudem die Traktionshilfe Grip Control und macht sie für die erweiterte Modellpalette verfügbar. In der Preisliste bleibt es dagegen weitgehend ruhig. Wie bisher kostet die Basisversion 15.500 Euro.

Optisch hat sich nicht viel verändert und wer nicht darauf aufmerksam gemacht wird, entdeckt kaum, dass der Kühlergrill nun ein Wabenmuster trägt und die LED-Rückleuchten im "Krallen-Design" glimmen, was darauf hindeuten soll, dass Peugeots Wappentier nicht nur Zähne zeigen kann.

Der Innenraum des 2008 ist gefällig gestaltet. Zwar ist das von Peugeot entwickelte i-Cockpit nicht jedermanns Sache, bei passender Sitzposition verwehrt der Kranz des Lenkrades den vollständigen Blick auf die Instrumente, deren Skalen sind dennoch dort, wo es drauf ankommt gut ablesbar. Die Schalttafel ist aufgeräumt weil kaum mit Funktionstasten bewehrt, der Peugeot wird hauptsächlich über die Menüs des angenehm weit oben angeordneten Farbmonitors per Berührung gesteuert. Was während der Fahrt und vor allem auf unebener Fahrbahn nicht ganz einfach ist, dann kreist der Zeigefinger wie ein Raubvogel über der jeweiligen Schaltfläche, immer in Lauerstellung, um den rechten Moment fürs Zustoßen nicht zu verpassen.

Die Sitze sind anständig und bieten gerade in der Sportausführung hinreichenden Seitenhalt, der Platz im Fond reicht zweien gut, der fünfte Passagier wird gern zu Hause gelassen, es sei denn, es gilt wirklich nur eine Kurzstrecke zu überwinden. 350 Liter Volumen bietet der Kofferraum, knapp 1.200 Liter passen nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen hinein. Alles gut, nur die Heckklappe wiedersetzt sich mit heftigem Widerstand störrisch dem Schließversuch. Etwas weniger kräftige Gasdruckfedern würden diesen Vorgang vor allem sehr leichten Menschen komfortabler machen, die nämlich können sich fast mit Klimmzügen am Klappenrand ertüchtigen, ohne dass er sich nach unten neigen würde.

Dank der Traktionshilfe Grip Control soll der frontgetriebene 2008 auch abseits vom Asphalt bestehen können. Das System ist mehr als eine elektronische Differenzialsperre, beaufschlagt die Räder je nach Programmierung mit gleichem Drehmoment oder bremst sie abhängig vom Traktionsvermögen unterschiedlich stark ein. Das geschieht etwa bei der Wahl der Fahrmodi "Sand" oder "Schnee", außerdem gibt es die Einstellungen "Gelände", "ESP off" und "Standard". Grip Control ersetzt gewiss keinen Allradantrieb, kostet dafür mit 200 Euro Aufpreis auch nur einen Bruchteil von diesem. Im GT-Paket für 1100 Euro, das unter anderem Aluminiumkappen auf den Pedalen, eine rote Kühlergrill-Inschrift und schwarze Intarsien als Zierelemente an der Karosserie umfasst, ist das Traktionssystem neben Leichtmetallrädern oder einer Heckschürze mit integrierter Auspuffblende ebenfalls enthalten.

Die stärkste von drei Leistungsstufen des 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziners erreicht der 2008 mit 96 kW/130 PS und 230 Newtonmeter Drehmomentspitze. Bei typischem Dreizylindersound klingt die Maschine nicht nur kraftvoll, sie ist es auch. Klar, dass bei weniger als 1500 Umdrehungen in der Minute doch ein kurzer Moment vergeht, bis der Motor zu Atem kommt. Dann aber kennt er keine Hürden mehr und galoppiert munter über das gesamte Drehzahlband, beschleunigt das 1.235 Kilogramm schweren 2008-Spitzenmodell in 9,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das Fahrwerk findet einen schönen Kompromiss zwischen sportlich-straffer Auslegung und noch komfortablem Ansprechverhalten. Ohne Seitenneigung nimmt der 2008 scharfe Kurven jedoch nicht.
Leichtgängig aber bisweilen unpräzise schalten sich die sechs Gänge des frontgetriebenen Peugeot, immerhin stimmt die Abstufung der Übersetzungen. Und die Bremsen erfordern ebenso wie die beinahe zu stark unterstützte Lenkung viel Gefühl, will man sich und seine Mitfahrer nicht mit abruptem Stoppen oder übertriebenen Einlenkmanövern verärgern.

Neu an Bord des 2008 und überaus hilfreich sind eine Rückfahrkamera, das Notbremssystem City-Brake und der Einparkhelfer Park-Assist. Sie werden in Paketen angeboten und machen das Fahren im kompakten Pseudo-SUV erheblich sicherer. So gibt sich die erfolgreich angetretene Variante des Kleinwagens 208 durchaus charmant im Alltag, beweist große Variabilität und ist meist mit mehr als ausreichendem Komfort unterwegs. Fast taugt er, mit den Großen zu toben.

Michael Kirchberger/mid

Technische Daten Peugeot 2008:

Fünftüriges, fünfsitziges Kompakt-SUV, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,16/1,83 (2,0 mit Spiegeln)/1,56/2,54, Kofferraumvolumen: 350 - 1.194 l, Leergewicht: 1.235 kg, max. Zuladung: 440 kg, Tankinhalt: 50 l.
Antrieb: Dreizylinder-Reihenturbobenziner mit 1,2 Liter Hubraum, max. Leistung: 96 kW/130 PS bei 5.500/min, , max. Drehmoment: 230 Nm bei 1.750/min, 0-100 km/h: 9,3 s, Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h, Normverbrauch: 4,8 l Benzin/100 km, CO2-Emission: 110 g/km, Testverbrauch: 6,9 l Benzin/100 km, manuelles 6-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Preis: ab 21.650 Euro.

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