Gesundheit

Deutschland ist Schlusslicht bei Organspenden

  • Rudolf Huber/mp
  • In GESUNDHEIT
  • 23. März 2017, 10:18 Uhr

Eine unrühmliche Platzierung nimmt Deutschland im europaweiten Vergleich bei der Zahl der Organspender ein: die des Schlusslichts. Interessanterweise ist das aber keine Folge mangelnder Spendenbereitschaft oder komplizierter gesetzlicher Vorgaben. Laut Experten liegt das schlechte Abschneiden schlicht an organisatorischen Mängeln.


Eine unrühmliche Platzierung nimmt Deutschland im europaweiten Vergleich bei der Zahl der Organspender ein: die des Schlusslichts. Interessanterweise ist das aber keine Folge mangelnder Spendenbereitschaft oder komplizierter gesetzlicher Vorgaben. Laut Experten liegt das schlechte Abschneiden schlicht an organisatorischen Mängeln. Laut Eurotransplant werden mehr als 10.000 Deutsche ohne Organspende in naher Zukunft sterben. Eine erschreckend hohe Zahl angesichts der Daten aus dem Jahr 2015, in dem Deutschland mit nicht einmal elf Organspendern pro Millionen Einwohner weit hinter Ländern wie Österreich, Belgien oder Kroatien ab, die mit 22, 28 beziehungsweise 39 Organspendern je Million Einwohnern aufwarten konnten.

Dabei sei "die Bereitschaft zur Organspende hierzulande hoch", so Erhard Hackler vom Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz. "Acht von zehn Bundesbürgern stehen der Organspende positiv gegenüber." Auch die Praxis der erweiterten Zustimmungslösung sei nicht entscheidend. Das zeigt das Beispiel Spaniens, eines Transplantations-Vorbildes. Dort wurde 1989 ein Paket von Maßnahmen eingeführt, das innerhalb von drei Jahren zu vorbildlichen Spenderzahlen führte. So wurden für Transplantationskoordinatoren an den Kliniken Teilzeitstellen eingerichtet. Erfahrungen in Intensivmedizin und Weiterbildungen sind Pflicht, das Ansehen dieser Position ist hoch.

Die Beauftragten an deutschen Krankenhäusern dagegen müssen ihre zusätzlichen Aufgaben meist im Klinikalltag unterbringen. Mögliche Organspender zu identifizieren und zu melden, mit den Angehörigen zu sprechen und alle weiteren Schritte bis zur Organentnahme in die Wege zu leiten, bedeutet einen enormen Aufwand. "Es darf nicht sein, dass dringend gebrauchte Spenderorgane ungenutzt bleiben, weil die Organisation dieser Abläufe aus Mangel an Ressourcen nicht funktioniert", beklagt Hackler. "Die Organentnahme braucht bei uns einen höheren Stellenwert. Da können wir von Spanien lernen."

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