Fahrbericht

Der BMW M2 überzeugt im Praxistest

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mid Groß-Gerau - Der neue M2 hat nicht mehr viel mit dem Vorgänger gemein. Mike Neumann / mid

Als BMW den neuen M2 präsentierte, hat er vor allem eines: polarisiert. Die meisten Stimmen haben sich gefragt: was haben die Münchner da angestellt? Zu groß, zu schwer, optisch grenzwertig und viel zu teuer? Macht das Sinn? Wir waren im Vorfeld auch mehr als skeptisch, bis der M2 dann für zwei Wochen seinen Weg in die Redaktion des Motor-Informations-Dienst (mid) gefunden hat.


Als BMW den neuen M2 präsentierte, hat er vor allem eines: polarisiert. Die meisten Stimmen haben sich gefragt: was haben die Münchner da angestellt? Zu groß, zu schwer, optisch grenzwertig und viel zu teuer? Macht das Sinn? Wir waren im Vorfeld auch mehr als skeptisch, bis der M2 dann für zwei Wochen seinen Weg in die Redaktion des Motor-Informations-Dienst (mid) gefunden hat.

Als großer Freund der Vorgängergeneration F87 des M2 haben wir uns große Sorgen gemacht, denn der neue M2 hat ein Problem: er ist durch seine Proportionen irgendwie nicht sehr fotogen - das gleiche Problem hat im Übrigen auch der neue 7er BMW. Wenn man die zwei dann aber mal Live vor sich stehen sieht, wirken sie komplett anders. Im positiven Sinne.

Was auch sofort auffällt: wie groß der M2 doch geworden ist - klar, der S58 3,0 Liter V6 BiTurbo und die Achsen, beides Spenderteile der großen Brüder M3/M4, mussten ja irgendwie eingepflanzt werden. Damit verbunden ist auch die enorme Leistungssteigerung des Hecktrieblers im Vergleich zum Vorgänger. Der neue M2 leistet in der Basis 338 kW/460 PS, 550 Nm Drehmoment und rennt mit M Driver's Package satte 285 km/h Spitze. Der Baby-M ist also richtig erwachsen geworden.

Die Kollegen aus München müssen irgendwoher erfahren haben, dass es sich beim Tester um einen großen M2 Fan handelt, in den Vorabinformationen wurde uns nur bestätigt: ein M2 kommt. Dass BMW uns einen Handschalter vor die Tür stellt konnte ja keiner ahnen, verflogen sind die Vorurteile, da geht direkt das Herz auf!

Nach der ersten äußerlichen Begutachtung (sehr breit, viel Auspuff, aggressives Auftreten) nehmen wir Sitzprobe. Dank M Race Track Paket (beinhaltet das M Driver's Package) kommen wir in den Genuss der (elektrisch verstellbaren) Carbon Schalensitze. Selten haben wir ein Fahrzeug erlebt, in das wir ergonomisch mit knappen 1.80 Meter Körpergröße so perfekt reinpassen. Seien es Sitz, Lenkrad, Platz für Arme/Beine - man möchte fast nicht mehr aussteigen. Wenn man hinten Platz nehmen muss kann sich das als schwierig erweisen, aber es heißt ja nicht umsonst "Sport"wagen.

Der zweigeteilte große Bildschirm ist für Puristen gewöhnungsbedürftig, das neue OS8 Betriebssystem wirkt wesentlich moderner als beim Vorgänger, lässt sich aber nach kurzer Eingewöhnung über Touchscreen oder den bekannten Dreh-Drücksteller gut bedienen. Und wer mit seinem Fahrzeug sprechen möchte, die Sprachsteuerung funktioniert ebenfalls sehr gut.

Ebenfalls ein Highlight stellt das Head-up-Display dar - gestochen scharf, bei jeder Wetter- und Tageszeitlage gut ablesbar und je nach Fahrmodi variierende, sinnvolle Anzeigen - kann man das bitte so in jedes neue Fahrzeug einbauen? Und obwohl der M2 primär Sportwagen ist, kommt er mit allen aktuell gängigen Assistenzsystemen daher, die 360 Grad hochauflösende Kamera und der Parkassistent sind bei den gewachsenen Ausmaßen aber auch nötig.

Wer sich bei den Fahrmodi austoben möchte ist beim M2 genau richtig, es lässt sich wirklich viel einstellen. Vom Fahrwerk, zur Gasannahme, zu den Dämpfern, zur Lenkung bis hin zum Auspuffsound - wer nun sein passendes Setting gefunden hat, kann dies auf eines der beiden M1/M2 Knöpfe am Lenkrad einspeichern und dann bei Bedarf aufrufen. Auch die drei Fahrmodi Street, Race und Track verändern das Auftreten des M2. Soundtechnisch hat man die Wahl dem Harman Kardon Soundsystem zu lauschen oder den Auspuffsound auf Sport zu stellen und die Nachbarn zu ärgern.

Beim Vmax Test auf der Autobahn stellen wir fest, wie ruhig der M2 selbst bei 285 km/h (290 km/h Tacho) noch auf der Straße liegt, der Vorgänger war bei hohen Geschwindigkeiten noch wesentlich nervöser unterwegs. Und ja, der Neue ist mit 1.775 kg (1.800 kg bei der Automatik) ein kleines Dickerchen geworden, im normalen Fahralltag merkt das aber niemand. Was man dafür merkt ist Power ohne Ende, Drehfreudigkeit und eine merklich höhere Fahrstabilität.

Der M2 als Handschalter startet mit einem Grundpreis von 75.900 Euro, also so viel wie der Vorgänger M2 Competition mit einigen Extras. Packt man diese, wie das M Race Track Paket sowie ein paar nette Kleinigkeiten hinzu, landet man locker flockig bei 96.150 Euro. Wer jetzt noch optionale M Performance Parts möchte, kann beim Mini-M mit einem Preis im 100.000+ Euro Bereich planen.

Man verlässt also lange die Konkurrenz wie Mercedes A45s AMG oder Audi RS3 und streunert im Revier von Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio und Porsche Cayman GT4 - sportlich ambitioniert, so wie der neue M2 sein soll. Bedenkt man aber, dass man eigentlich einen "Mini-M4" kauft und dabei gute 25.000 Euro spart relativiert sich das Thema.

Uns konnte der neue M2 im Alltag voll überzeugen, man darf sich hier nicht an der Vergangenheit, sondern an den großen Geschwistern orientieren.

Mike Neumann / mid

Technische Daten BMW M2 2023:

- Länge / Breite / Höhe: 4.580/1.887/1.403 Meter
- Motor: 6-Zylinder-BiTurbo-Benziner
- Hubraum: 2.993 ccm
- Leistung: 338 kW/460 PS
- max. Drehmoment: 550 Nm
- Getriebe: Sechsgang Handschalter / Achtgang-Automatik
- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 4,3 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (optional 285 km/h mit M Driver's Package)
- Kraftstoffverbrauch WLTP kombiniert laut Hersteller: 10,2-10,0 Liter/100 km
- C02-Emissionen: 230-226 g/km
- Preis: ab 75.900 Euro (Handschalter), 75.400 Euro (Automatik)
- Testwagenpreis 96.150 Euro

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