Fahrbericht

Toyota Hilux Invincible: Der Unbezwingbare

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mid Soest - Mit dem 2,8-Liter-Turbodiesel arbeitet sich der Toyota Hilux Invincible mühelos durch das Gelände oder rollt gepflegt über die Straße. Solveig Grewe / mid

Der Toyota Hilux ist inzwischen in seiner achten Generation am Start. Wie sich das Urgestein mit dem kräftigeren 2,8 Liter Diesel, einem verbesserten Antriebsstrang und dem Schriftzug 'Invincible' auf der Heckklappe im Alltag schlägt, davon konnte sich der Motor-Informations-Dienst (mid) jetzt ein Bild machen.


Beim derzeit wieder größten Automobilhersteller Toyota spielt mit Corolla, Prius, Land Cruiser und Hilux ein Quartett auf, das über die Jahre und Modellreihen hinweg Ikonen-Status erworben hat. Einer dieser glorreichen Vier ist der Pick-up Hilux (steht als Kurzform für High Luxury). Er ist inzwischen in seiner achten Generation am Start.

Weil der europäische Markt für alltagstaugliche Rabauken mit Ladefläche in den nächsten drei Jahren weiter und um ein begehrliches Drittel wachsen soll, haben die Japaner ihr Urgestein massiv nachgerüstet. Wie sich der Hilux mit dem kräftigeren 2,8 Liter Diesel, einem verbesserten Antriebsstrang und dem Schriftzug "Invincible" auf der Heckklappe im Alltag schlägt, davon konnte sich der Motor-Informations-Dienst (mid) ein Bild machen.

Eigentlich kommt der Ehrenname "Unbezwingbar" - so könnte man Invincible übersetzen - 17 Jahre zu spät. 2003 unternahm das Team der britischen TV-Serie Top-Gear nämlich den Versuch, einen Hilux niederzuringen. Nach allen Regeln des Reality-TV, aber ohne Erfolg. Weder eine Nacht in den Fluten der Nordsee, noch das Rendezvous mit einer Abrissbirne, noch die Sprengung eines Hochhauses, die der ramponierte, aber noch immer fahrtüchtige Toyota auf dem Dach abgestellt mitmachen musste, bezwangen den Pick-up final.

Derartiges hat der mid-Testwagen nicht zu überstehen, aber zuzutrauen wäre es ihm schon. Die Optik macht einen auf wuchtig. Überall dort, wo der Karosserie Kratzer und mehr drohen, sichern kernige Kunststoffschutzschilde den Hilux ab. Dazu ein Kühlergrill mit Abräum-Optik nebst schmalen Leuchten: Es braucht nicht viel, um Kraft optisch nachdrücklich in Szene zu setzen. Was nicht heißt, dass hier Optik als Substanz-Ersatz herhalten muss. Ein Griff an eine der vier Türen oder die Heckklappe liefert den haptischen Beleg dafür: Dieser Hilux steht mehr denn je für Heavy Metal.

Dass der 5,32 Meter lange Brocken auf Schlamm und Schotter gleichermaßen gut durchkommt, stellen die groben Geländereifen von Goodyear sicher. Auf Asphalt rollen sie erstaunlich wenig rockig - aber rustikal ist ein Image, das der Hilux auch gar nicht abschütteln will. Obwohl in Sachen Fahrkomfort inzwischen viel nachgelegt wurde. Man fährt allerdings immer in einer anderen Etage und Liga als der gemeine Stadtverkehr.

Ein Pick-up wie dieser Klassiker ist eben kein SUV. Gleichwohl ist der japanische Blechriese auch in der Stadt leicht zu fahren und zu parken. Übersicht mit Sensoren plus Kamera und sensitive Lenkung helfen gezielt. Erfreuliches auch von den Sitzen, deren Komfort auf Pkw-Niveau angekommen ist. Für Navigation und Soundanlage (800 Watt) gilt das ebenso. Schließlich kostet das robuste Teil mit allen Extras wie dem unwilligen Laderaumrollo deutlich über 50.000 Euro.

Angesichts aufstrebender Konkurrenz war vor allem motorische Nachrüstung geboten. Der bisher dem ähnlich qualifizierten Land Cruiser vorbehaltene große Diesel wuchtet jetzt auch den Hilux durchs Gelände oder über alle Arten von Wegen und Straßen.

Der Vierzylinder mit 2,8 Litern Hubraum, einem Drehmoment von 500 Newtonmetern und einer Leistung von 204 PS gesegnet, führt hier eine sehr harmonische Zwangsehe mit einer Sechsgang-Wandlerautomatik. Sie agiert sehr viel feiner, als es die arg antiquierte Optik der Schaltkulisse zunächst vermuten lässt. Forsch wie vorsichtig beherrscht der Automat tadellos. Wer einmal mit Last auf der Hängerkupplung zum Rückwärtsfahren veranlasst war, wird das Toyota-Tandem und sein fein dosierbares Schneckentempo zu schätzen wissen.

Man kann den Unbezwingbaren allerdings auch in 10,7 Sekunden auf 100 km/h und in der Spitze bis 175 km/h peitschen, was ziemlich sicher die wenigsten Besitzer von diesem Auto erwarten. Eher schon, dass es Boote, Pferde, Kleinbagger oder Bauanhänger ohne Murren schleppt.

Und da ist der Hilux ein zuverlässiger Geselle. Bis 3,5 Tonnen nimmt er bei 100 Kilogramm Stützlast auf den Haken. Die Rückfahrkamera erleichtert das Rangieren und Ankuppeln ungemein. Die im Dreier-Pferdehänger verladenen Isländer lassen sich vom ruckfreien Anfahren und Rangieren so wenig aus der Ruhe bringen, wie das Gespann insgesamt.

Dass der Vierzylinder dabei etwa zwei Tonnen extra zu bewegen hatte, lässt er sich nicht weiter anmerken. Nicht einmal beim Verbrauch. Der liegt im normalen Fahrbetrieb bei gut 10,0 Litern auf 100 km, im Zugbetrieb bei etwas über 11,0 Litern. Etwas rätselhaft bleibt es schon, wie Toyota zu einem Normverbrauchswert von 7,4 Liter Diesel kommt. Diese extrem niedrige Hürde bleibt unbezwingbar.

Solveig Grewe / mid

Technische Daten Toyota Hilux Invincible Double Cab, 2,8 l D-4D

- Länge / Breite / Höhe: 5.32 / 1,85 / 1.81 Meter

- Motor: Vierzylinder Diesel

- Hubraum: 2.755 ccm

- Leistung: 150 kW / 204 PS

- max. Drehmoment: 500 Nm

- Getriebe: 6-Stufen-Automatikgetriebe 4x4

- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 10,7 sec.

- Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h

- Kraftstoffverbrauch : 7,4 l / 100 km

- C02-Emissionen : 194 g / km

- Preis: ab 50.777,30 Euro

- Testwagenpreis: 57.563,95 Euro

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