Formel 1

"Auf Wolke sieben": Sebastian Vettels Vertrauen ist zurück

  • Andreas Reiners
  • In SPORT
  • 7. Juni 2021, 10:08 Uhr
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mid Groß-Gerau - Sebastian Vettel feiert das erste Podium mit Aston Martin. Aston Martin

Sebastian Vettel ist nach seinem zweiten Platz beim sechsten Saisonrennen in Baku 'auf Wolke sieben'. Eine Party mit seinem Aston-Martin-Team fällt zwar wieder ins Wasser, doch weitere Möglichkeiten dürften folgen.


Sebastian Vettel musste kurz lachen, als er auf die Party danach angesprochen wurde. Denn mit der Feier wird es wieder nichts. Er muss sich also noch ein bisschen gedulden, bis er mit seinem neuen Team Aston Martin endlich mal ein verdientes Bier trinken kann. Nach Platz fünf in Monaco war es seine anstehende Corona-Impfung, die eine schnelle Abreise erforderte und den Drink verhinderte.

Nach seinem zweiten Platz beim sechsten Saisonrennen in Baku war die halbe Mannschaft bereits weg, als Vettel freudestrahlend Interviews gab - aufgrund der Corona-Bestimmungen in Großbritannien hatten es die Mitarbeiter von Aston Martin besonders eilig, nach Hause zu kommen.

Doch klar ist: Vettel wird einen ausgeben, das kündigte er an. Und immer wahrscheinlicher wird, dass sich das in den kommenden Wochen mit weiteren Erfolgen verbinden lässt, denn Vettel und Aston Martin kommen nach ganz bitteren Wochen immer besser in Fahrt.

"Wir hatten von Anfang an eine gute Pace, wir haben uns die Reifen gut eingeteilt, das war der Schlüssel. Wir haben das Auto ins richtige Fenster gebracht, ich habe mich wohl gefühlt", sagte Vettel: "Das ist ein toller Tag, ich bin wirklich auf Wolke sieben."

Und das im Renntempo, quasi ohne Umwege aus der Hölle, um im Bild zu bleiben. Denn für ihn ist es eine ganze Menge Genugtuung, nach der teilweise harschen Kritik der vergangenen Wochen, die im Grunde nur eine Fortsetzung der Vorwürfe aus dem vergangenen, seinem letzten Jahr bei Ferrari, war - der viermalige Weltmeister habe seine besten Tage hinter sich, hieß es da regelmäßig. Dem verunsicherten Vettel unterliefen damals teilweise unerklärliche Patzer.

Jetzt zeigt sich, wie wichtig der Kopf im Motorsport ist, denn mit wachsendem Selbstbewusstsein und erhöhtem Wohlfühlfaktor im Umfeld und Auto kommen auch die Ergebnisse. Und Rennen wie in Monaco und jetzt in Baku sind weiterer Balsam für die geschundene Vettel-Seele.

Es ist das beste Ergebnis nach seinem Wechsel von Ferrari zu Aston Martin vor dieser Saison. Es ist Vettels erster Podestplatz seit seinem dritten Platz im Türkei-Grand-Prix im November 2020 und sein erster zweiter Platz seit dem Mexiko-Rennen im Oktober 2019, beides noch für Ferrari.

Was Mut macht: Platz zwei nach Startplatz elf war vor allem ein Lohn eines starken Auftritts und nicht nur der Portion Chaos geschuldet, die der Baku-GP traditionell zu bieten hat. Vettel blieb im ersten Stint mit seinen Reifen länger draußen als die Konkurrenz, spulte starke Zeiten ab und hatte sich so bei der ersten Safety-Car-Phase nach dem Crash seines Teamkollegen Lance Stroll bis auf Platz sechs vorgearbeitet.

Beim Re-Start haute Vettel dann einen raus und bewies, was möglich ist, wenn er nicht mit einer stumpfen Waffe kämpfen muss, sondern wenn er sich in einem konkurrenzfähigen Auto sogar noch wohlfühlt.

"Wir konnten sogar mit den Ferraris mitgehen und auch mit Pierre (Gasly, Anm. d. Red.), und die beim Re-Start vernaschen", freute sich Vettel und grinste breit, als er sich daran erinnerte, was er nach dem Qualifying zu seinem Ex-Teamkollegen Charles Leclerc sagte: "Ich habe ihm nach dem Qualifying gesagt, er soll in die Rückspiegel schauen, wenn ich komme. Vielleicht sollte ich das jetzt öfter tun."

Wie es oft so ist, kam dann am Ende das Glück des Tüchtigen dazu, als beim Führenden Max Verstappen (Red Bull Racing) der Reifen platzte und Titelverteidiger Lewis Hamilton beim Re-Start in der ersten Kurve geradeaus fuhr, weil die Bremsen versagten. "Aber insgesamt wäre auch Rang vier ein starkes Ergebnis gewesen, ohne dass vorne jemand ausgefallen wäre", so Vettel.

Und jetzt? Wird sich beim nächsten Rennen in Frankreich am 20. Juni nach zwei Stadtrennen in Folge wohl zeigen, wo Aston Martin nun wirklich steht.

Klar ist: Die Zuversicht ist da, das Selbstvertrauen auch. "Wir probieren alles. Das Vertrauen ist da, das ist ein gutes Zeichen. Wir verstehen das Auto auch immer besser. Das kann uns für die nächsten Rennen nur helfen. Wir sind auf dem richtigen Weg, unser Paket zu maximieren", so Vettel. "Die letzten beiden Rennen waren sehr gut. Ich hoffe, wir können dieses Momentum mitnehmen. Und ich hoffe, dass wir jetzt regelmäßiger in die Punkte fahren."

Um die Party dann auch standesgemäß nachholen zu können.

Andreas Reiners / mid

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