Fahrbericht

Audi A1 Sportback: Munterer Zwerg für die solvente urbane Gesellschaft

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mid Groß-Gerau - Großstadtrevier: Der Audi A1 zielt bewusst auf urbane Kunden mit Premium-Anspruch. Audi

Wie gehen Kleinwagen und 'Premium' zusammen? Audi macht es seit über zehn Jahren mit dem A1 vor. Mit frischen Ausstattungspaketen, die das Modell 'im Detail schärfen' sollen, rollt der quirlige Stadtwagen mit Langstreckenqualitäten ins neue Modelljahr.


Als der Audi A1 vor über zehn Jahren als kleinste Modellreihe im Programm der Ingolstädter das Licht der automobilen Welt erblickte, führten die Marketing-Experten das Wort Premium häufig im Munde. Schließlich soll der gut situierte, urbane Mensch, der wegen der Parkplatzknappheit in der Stadt zum "Downsizing" tendiert, nicht in der Holzklasse darben. Insofern überraschte schon damals der im Vergleich zur Kleinwagen-Konkurrenz hoch angesetzte Preis nicht.

Inzwischen rollt der A1 seit 2018 in der zweiten Generation als Sportback und - optisch sportlicher getrimmt - als citycarver über die Straßen: um fünf Zentimeter in der Länge gewachsen und immer noch hoch eingepreist. Im Frühjahr 2021 spendierte Audi dem Premium-Stadtmini mit neuen Ausstattungspaketen eine kleine Auffrischung, um ihn bei der solventen Kundschaft weiter attraktiv zu halten.

Der Motor-Informations-Dienst (mid) konnte mit einem Audi A1 Sportback 30 TFSI ausprobieren, wie sich der muntere Zwerg im Alltag anfühlt. Mit seinem 110-PS-Dreizylinder liegt er in der Mitte der Angebotspalette, die mit 95 PS beginnt und neuerdings oben mit 207 PS abgerundet wird.

So bestückt, erweist sich der muntere Zwerg auch auf Außerortsstrecken als flottes Fortbewegungsmittel. Der Dreizylinder macht nahezu in allen Bereichen einen harmonischen Eindruck, lediglich beim Hochdrehen schwillt das Geräuschniveau deutlich an. Anderseits schont die S tronic mit sieben Gängen das Gehör bei höheren Geschwindigkeiten, da sie frühzeitig hochschaltet. Bei flotter Autobahnfahrt mit Tempo 150 kommt der Triebling akustisch unaufdringlich mit etwa 3.500 Umdrehungen pro Minute aus.

In die Kategorie "knackig" ist das Fahrwerk einzusortieren. Das lässt im A1 besonders auf kurvenreicher Landstraße Sportwagengefühl aufkommen. Der Eindruck wird durch die perfekt abgestimmte Lenkung unterstützt, die auf Lenkbefehle präzise reagiert und dem Fahrer klar meldet, was die angetriebene Frontachse gerade erlebt. Angenehm beim Einparken: mit maximal zweieinhalb Lenkradumdrehungen zwischen den Anschlägen hält sich die Kurbelei in Grenzen.

Trotz des Kleinwagenformats finden auch großgewachsene Personen bis zu zwei Metern Körpergröße genügend Platz hinter dem Lenkrad. Eine gute Option sind die Sportsitze (340 Euro), die mit erhöhten Seitenwangen den Kurvenhalt verbessern und mit ihren zahlreichen Einstellmöglichkeiten inklusive manueller Lendenwirbelstütze den Langstreckenkomfort fördern. Auch im Fond des Fünftürers fühlen sich maximal zwei Erwachsene wohl, wenn die Vordersitze nicht in die allerletzten Rasten geschoben werden - der Mittelplatz ist wegen der eingeschränkten Innenbreite des A1 allenfalls als Notsitz anzusehen.

Zu den serienmäßigen Fahrerassistenzsystemen im A1 gehört auch der Spurverlassenswarner, der nicht immer Freude bereitet. Die immer wiederkehrende Warnung im Infodisplay, man möge "bitte in der Mitte der Spur fahren" ist besonders dann nervig, wenn etwas versetzt zum Vordermann gerollt wird, um den vorausfahrenden Verkehr im Blick zu haben oder bei Staubildung eine Position zum Bilden einer Rettungsgasse anzupeilen.

Ein Manko auch, dass die zubuchbare Option "kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung" (200 Euro) ihr Wissen nur mit einer bestimmten Schalterstellung für das Info-Display an den Fahrer weitergibt, anstatt dafür den Anzeigebildschirm des ebenfalls aufpreispflichtigen Navigationssystems (1.965 Euro) zu nutzen. Dagegen trägt die adaptive Temporegelanlage (550 Euro), die immer den richtigen Abstand zum Vordermann einhält, zum entspannten Gleiten bei.

Bei einer ausgewogenen Mischung zwischen Stadtfahrt, Landstraße und durchaus auch mal flott gefahrener Autobahn fließen beim Praxistest 6,5 Liter Super durch die Einspritzdüsen des Turbomotors. Ein akzeptabler Wert, zumal es an Fahrspaß nicht mangelt.

Als Kostentreiber erweisen sich dagegen der Grundpreis und die endlos lange Aufpreisliste. In der Version "advanced" steht der A1 Sportback als 30 TFSI und S tronic Doppelkupplungsgetriebe mit 25.000 Euro in der Liste. Für den gut, aber nicht übermäßig ausgestatteten Testwagen, sind jedoch bereits rund 37.000 Euro fällig. Als dickste Brocken beim Fakturieren gehen das Navigations-System, das Plus-Paket (2.000 Euro) und die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage in die Gesamtsumme ein.

Sicher kein allzu großes Problem für die ganz spezielle Kundschaft, auf die Audi von Anfang an gesetzt hat: Paare, deren Kinder das Haus inzwischen verlassen haben, und die deswegen auf ein gut ausgestattetes kleineres Auto umsteigen wollen, ohne gleich dem Trend zum Mini-SUV zu erliegen.

Klaus Brieter / mid

Technische Daten Audi A1 Sportback "advanced" 30 TFSI S tronic

- Länge / Breite / Höhe: 4,03 / 1,74 / 1,43 Meter

- Motor: Dreizylinder Benziner

- Hubraum: 998 ccm

- Leistung: 81 kW/110 PS

- max. Drehmoment: 200 Nm

- Getriebe: 7-Gang-S tronic

- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 10,6 Sekunden

- Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h

- Normverbrauch (NEFZ): 4,9 - 4,7 l/100 km

- CO2-Emissionen: 111 - 107 g/km

- Preise: ab 20.850,00 Euro (A1 Sportback 25 TSFI)

- Testwagenpreis: rund 37.000 Euro

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