Fahrbericht

Opel Mokka - Alles außer gewöhnlich

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mid Groß Gerau - Mit dem 130 PS-Dreizylinder-Turbo erreicht der Mokka eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt er in 9,2 Sekunden. Opel

Mit der zweiten, nun auf der Common Modular Platform (CMP) der Konzernmutter Stellantis basierenden Generation des Mokka setzt Opel ein starkes Design-Statement. Der Neue ist 12,5 cm kürzer und 120 Kilo leichter als der Vorgänger. Was taugt die stärkste Benziner-Variante mit 130 PS und optionaler Achtstufen-Automatik? Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat den kleinen Muntermacher in der GS Line-Variante probiert.


Mit der zweiten, nun auf der Common Modular Platform (CMP) der Konzernmutter Stellantis basierenden Generation des Mokka setzt Opel ein starkes Design-Statement. Der Neue ist 12,5 cm kürzer und 120 Kilo leichter als der Vorgänger. Was taugt die stärkste Benziner-Variante mit 130 PS und optionalen Achtstufen-Automatik? Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat den kleinen Muntermacher in der GS Line-Variante probiert.

Unauffälligkeit ist seine Sache nicht. Der neue, im Frühjahr 2021 eingeführte Opel Mokka ist zweifellos das, was man einen Typ in der Menge nennt. Unverkennbar der geschlossene, "Opel Visor" getaufte Kühlergrill. Der erinnert tatsächlich ein wenig an einen Integralhelm mit heruntergeklapptem, schwarzem Visier. Er ist das neue Markengesicht, das die serienmäßigen LED-Scheinwerfer und den im Mittelpunkt stehenden Opel-Blitz in einem Element zusammenfasst.

Dazu gibt es eine bullige Front, die von einem farblich abgesetzten Zierstreifen nachgezeichnete coupeartige Seitenlinie, kurze Überhänge, ein markantes Heck, mehrfarbige 18-Zoll-Leichtmetallräder, Zweifarblackierung mit schwarz kontrastierendem Dach und Motorhaube sowie einen ebenfalls schwarzen Dachhimmel und Sitzbezüge mit roten Ziernähten.

Das macht den Neuen zu einem kompakten Crossover im besten Sinne: Er ist zwar nur 4,15 Meter lang, liftet seine Passagiere aber mit rund 57 Zentimeter Sitzhöhe sozusagen in die Zwischenetage - bessere Aussicht inklusive. Auch das Platzangebot passt, vorn mit üppiger Kopffreiheit ohnehin, hinten für bis zu 1,85 Meter große Menschen ebenfalls. Lediglich der Einstieg verlangt wegen der breiten C-Säule und der abfallenden Dachlinie eine tiefe Verbeugung. Das Gepäckabteil ist - ebenfalls der Form geschuldet - mit 350 bis 1.105 Litern Fassungsvermögen befriedigend groß, trotz variablem Zwischenboden aber nicht besonders variabel. 76 Zentimeter Ladekantenhöhe verlangen einen starken Bizeps beim Beladen.

Innen ist der Mokka ansonsten solide, mit zahlreichen, gut nutzbaren Ablagen praktisch und zum sportlichen Äußeren passend eingerichtet. Mancher mag sich am weitreichenden Einsatz optisch ansprechender, aber recht harter Materialien stören, doch wer befummelt schon ständig eher unzugängliche Oberflächen? Die Instrumente spiegeln ebenfalls diese "Weniger ist manchmal mehr"-Philosophie wider: Das horizontal verlaufende, von Opel Pure Panel getaufte System integriert zwei - im Falle des Testwagens jeweils aufpreispflichtige 10- (Infotainment) beziehungsweise 12-Zoll (Instrumente) -Widescreen-Displays, die auf digitale Entschlackung setzen. Gut auch: Die wichtigsten Funktionen lassen sich weiterhin über Bedientasten steuern, ohne in weiteren Untermenüs navigieren zu müssen.

Kommen wir zum Fahrwerk. Der Mokka wankt kaum, weicht in flott gefahrenen Kurven erst spät und sanft untersteuernd von der gewünschten Linie ab und bremst sehr ordentlich. Lange Wellen pariert er geschmeidig, ohne lästiges Nachschaukeln und mit gedämpften Abrollgeräuschen. Ein geborener Sportler ist er mit seinen 1,53 Meter Höhe aber nicht zwangsläufig. Um das weitgehend zu kaschieren, haben ihm die Techniker eine sehr straffe Fahrwerksabstimmung verpasst. Ergebnis: Trotz des noch praxistauglichen 55er-Reifenquerschnitts pariert der GS mit seinen 18-Zoll-Rädern Unebenheiten bei Stadttempo oder Autobahn-Querfugen eher unwirsch. Er traktiert die Insassen so mit ständigen kleinen Bewegungsimpulsen, was empfindliche Naturen mit weniger Sportsgeist auf Dauer nerven dürfte.

Überraschend sportlich präsentiert sich dagegen der 1,2-Liter-Dreizylinder Turbobenziner. Klar, der Sound ist bei höheren Drehzahlen bauarttypisch kernig - das Innengeräuschniveau bleibt aber stets in passablen Grenzen. Kurzum: Wir fühlten uns - auch dank der komfortsteigernden - Achtstufen-Automatik - jederzeit gut motorisiert.

Den WLTP-Normverbrauch aber haben wir trotz Nutzung des Eco-Modus und dann bewusst entspannter Fahrweise nie erreichen können. Wer der Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h nahekommt oder das Beschleunigungsvermögen häufig ausnutzt, muss gar mit fast 10 Liter auf 100 Kilometer rechnen.

Uneingeschränkt positiv hingegen: Der neue Mokka setzt die gute Opel-Tradition fort, innovative Technologien aus höheren Fahrzeugklassen weiten Käuferkreisen zu erschließen. Das zeigt zum Beispiel das optional verfügbare, adaptive und damit jederzeit blendfreie IntelliLux LED-Matrix-Licht mit insgesamt 14 Elementen. Das umfassende Portfolio der Assistenzsysteme reicht unter anderem vom serienmäßigen Frontkollisionswarner mit automatischer Gefahrenbremsung und Fußgängererkennung über Müdigkeitserkennung sowie intelligentem Geschwindigkeitsregler und -begrenzer.

Das Angebot ergänzen - beim GS Line serienmäßig - der Automatische Geschwindigkeits-Assistent ACC (Adaptive Cruise Control) mit Stop & Go-Funktion bei Automatikgetriebe, der aktive Spurhalteassistent, eine 180-Grad-Panorama Rückfahrkamera sowie der Toter-Winkel-Warner.

Was kostet der Spaß? Mit dem 100-PS-Turbo-Benziner startet der Mokka in der Basisversion "Mokka" bei günstigen 19.990 Euro. Die GS Line-Version kostet mit gleicher Motorisierung 5.680 Euro mehr. Der Listenpreis des Testwagens mit 130 PS liegt inklusive der optionalen Achtstufen-Automatik (Aufpreis gegenüber dem Sechsgang-Handschalter: 1.950 Euro) bei 29.635 Euro. Extras wie das Intellilux-Licht (600 Euro), das 10-Zoll-Multimedia-Navi Pro (1.435 Euro), Sitzheizung (300 Euro) sowie ein beheizbares Lenkrad summieren sich zu einem Testwagenpreis von 32.990 Euro. Kleiner Tipp am Rande: Derzeit gibt es den Mokka im Rahmen der Opel "Sommer Deals" ohne Anzahlung ab 199 Euro im Monat.

Fazit: Weiter so Opel, gewöhnlich kann jeder. Der Mokka ist ein belebendes, sportlich ausgerichtetes Angebot im Segment der kompakten Crossover. Für ihn sprechen das coole, eigenständige Äußere, die umfangreiche Sicherheits- und Technikausstattung, der überraschend kräftige 130-PS-Benziner, die verfügbare Achtstufen-Automatik sowie ein ordentliches Platzangebot. Der Fahrkomfort allerdings leidet unter den sportlichen Ambitionen, das 130-PS-Triebwerk ist leider kein Sparwunder.

Alternativen: Citroen C3 Aircross (gleiche Basis), DS3 Crossback (gleiche Basis, aber deutlich teurer), Ford Eco Sport, Ford Puma, Kia Stonic, Nissan Juke II, Seat Arona, Suzuki Vitara, Toyota Yaris Cross, VW T Cross.

Christoph Reifenrath / mid

Technische Daten Opel Mokka 1.2 di (130 PS) GS Line:

- Zylinderzahl / Motorbauart 3-Zylinder / Reihenmotor

- Einbaulage / Richtung vorne / quer

- Hubraum: 1.199 ccm

- Leistung: 96 kW/130 PS bei 5.500 U/min

- max. Drehmoment: 230 Nm bei 1.750 U/min

- Getriebe: 8-Gang Automatikgetriebe (optional)

- Fahrzeug-Kategorie: kompakter Crossover

- Länge / Breite / Höhe / Radstand: 4.151 x 1.791 x 1.534, 2.557 mm

- Kofferraumvolumen: 350 bis 1.105 Liter

- Leergewicht: 1.295 kg

- Zulässiges Gesamtgewicht: 1.740 kg / Zuladung 445 kg

- Radaufhängung vorn / hinten MacPherson-Federbeine / Verbundlenker

- Räder, Reifen vorn / hinten LM 7jX18, 215/55 R 18 V (Michelin Primacy 4)

- Beschleunigung: 0-100 km/h 9,2 s

- Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h

- Tankvolumen / Reichweite 44 Liter / zirka 850 km

- WLTP-Verbrauch kombiniert: 6,0-5,9 l/100 km

- CO2-Ausstoß WLTP kombiniert: 137-133 g/km

- Verbrauch: sparsam 6,4 l/100 km, Alltag 7,4 l/100 km, sportlich 9,6 l/100 km

- Schadstoffeinstufung: Euro 6d

- Basispreis: 19.990 Euro, Testwagenpreis: 32.990 Euro.

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